Das Leben gleichet der Blume: So sagen die Weisen; wohlan! So laßt denn die Blume uns pflegen; Doch schreck' uns nicht Donner, nicht Regen: Weit frischer blühet sie dann! Das Leben gleichet der Reise: So sagen die Weisen; wohlan! Seid stets denn des Rufes gewärtig, Und haltet zur Reise euch fertig: Weit sich'rer reiset sich's dann! Das Leben gleichet dem Traume: So sagen die Weisen; wohlan! So laßt, eh' die Augen wir schließen, Die Freuden uns dankbar genießen: Weit sel'ger träumt es sich dann!
Sechs Lieder der besten deutschen Dichter
 [incomplete]Song Cycle by Franz Jacob Freystädtler (1761 - 1841)
1. Trinklied  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Gerhard Anton von Halem (1752 - 1819), no title
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Lied der Treue  [sung text not yet checked]
Schön sind die blumichten Matten, Hold ist das blühende Reis, Mild sind, im kühlenden Schatten Gaukelnd, die Lüfte des Mays. Aber dir weichen, o Beste! Blumen und blühendes Reis, Weichet die Milde der Weste, Weichet die Anmuth des Mays. Und o mein Alles! an Treue Gleicht dir kein Weib in der Welt. Arm bist du zwar: doch ich freye Weder nach Würde, noch Geld. Müsst' ich auch alles ertragen, Wählen den schmählichsten Stand, Brüdern und Freunden entsagen, Fliehen mein mütterlich Land; Müsst' ich in Wildnissen wohnen, Hätt' ich zur dürftigen Kost Täglich nur Wurzel und Bohnen, Alles ertrüg' ich getrost. Alles ertrüg' ich zufrieden; Denn was dem Glücklichsten hier Je das Verhängnis beschieden, Alles das fand ich in dir. Drum sollt' ich je dich verlassen, Dich, die allein mir gefällt, Dann mag der Himmel mich hassen, Und mich verachten die Welt.
Text Authorship:
- by Josef Franz von Ratschky (1757 - 1810)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani3. In Abwesenheit des Geliebten zu singen  [sung text not yet checked]
[Teuthold, mein Trauter]1, ist gangen von hier, Wälder und Berge verbergen ihn mir; [Sonst wohl erzielte noch]2 fern ihn mein Blick: Winkt' ich, [dann]3 winkt' er mir wieder zurück. Säh' ich ihn jetzt [des Maimonds sich]4 freu'n, Wäre die Hälfte der Freuden auch mein; Pflückt' er ein Blümchen, so pflückt' er es mir; Säng' er ein Liedchen, so säng' er es mir. Säh' ich ihn wandeln im traulichen Wald, Hört' ich des Sehnenden [Seufzen]5 gar bald: [Liebend, allliebend]6 umfing ich ihn dann, Schmiegt' an den Trauten mich inniglich an. Hätt' ich, o hätt' ich [doch Feengewalt]7, Mich zu verwandeln in jede Gestalt, Könnt' ich ihm spielen manch' wunderlich Spiel, O, wie genöß' ich der Freuden so viel! Ging' er [stilldenkend]8 am kühlenden Bach, Schwämm' ihm ein Blümchen Vergißmeinnicht nach; Hascht' er das Blümchen, und nähm' es zu sich, Hätt' er in liebenden Händen dann mich. Sucht er im Schatten der Linde sich Ruh', Deckt' ich mit duftenden Blättern ihn zu; Ging' er auf Blumengefilden einher, Flög' ich als Schmetterling [rund]9 um ihn her. Fügt' er zu Büchern ins Kämmerlein sich, Setzt' ich ans Fenster als Nachtigall mich, Sänge sein eigenes Liedchen ihm vor: Würd' er nicht lauschen und spitzen sein Ohr! Brächte mein liebendes, sehnendes Ach Doch ein [gefälliger Zephyr]10 ihm nach! Wäre [nur]11 leicht und geflügelt mein Kuß, Brächt' er wohl stündlich ihm freundlichen Gruß.
Text Authorship:
- by Johannes Alois Blumauer (1755 - 1798), "Lied, in Abwesenheit des Geliebten zu singen", appears in Lyrische Gedichte
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Aloys Blumaurer's gesammelte Schriften, Neueste Gesammt-Ausgabe in 3 Theilen, Zweiter Theil, Stuttgart: Rieger'sche Verlagsbuchhandlung (A. Benedict), 1862, pages 200-201.
1 Lang: "Freund, ach, und Liebling"2 Nägeli: "Jüngst noch erzielte von"
3 Lang, Nägeli: "so"
4 Lang, Nägeli: "sich des Maienmonds"
5 Lang: "Seufzer"
6 Lang: "liebend, ja liebend"
7 Lang (likely a typo): "Fern gewallt"
8 Lang: "still denkend"
9 Lang: "rings"
10 Lang: "gefällicher Zephir"
11 Lang: "mir"
Research team for this page: Sharon Krebs [Guest Editor] , Melanie Trumbull
4. Sehnsucht eines Liebenden  [sung text not yet checked]
Immerdar mit leisem Weben Schwebt dein süsses Bild vor mir, Und ein liebesehnend Beben Zittert durch die Seele mir. Weg aus deinem Zauberkreise, Wo du mich so fest gebannt, Zog durch eine weite Reise Mich die Freundschaft auf das Land. Hier im Mutterarm der schönen Allerfreuenden Natur, Fehlt zum Allgenuß des Schönen, Herrliche! dein Kuß mir nur. Halbgenossen glitscht die Freude Ueber meinem Herzen hin, Die Natur im Frühlingskleide Seh' ich nur mit halbem Sinn. Todt sind ohne dich die Fluren, Eine Wüste die Natur, An den Bäumen find' ich Spuren Meiner heissen Sehnsucht nur. Wenn ein liebesehnend Drücken Mich hinaus in's Freie zieht, Such' ich oft des Berges Rücken, Der dich meinem Aug' entzieht; Bleibe dann, wie eine Büste, Starr nach dir hinsehend, steh'n, Seh' und seh', und mein, ich müßte Dich zu mir herüber seh'n, Aber still heraufgegangen Kommt der Mond statt deiner dann, Und ein inniger Verlangen Flammt in meiner Brust sich an. Hin, ach, hin zu seinen Höhen Möcht' ich fliegen, und auf dich, Ach auf dich herniedersehen, Und hernieder schwingen mich.
Text Authorship:
- by Johannes Alois Blumauer (1755 - 1798), "Sehnsucht eines Liebenden"
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]5. Abend‑Gebet  [sung text not yet checked]
Herr, es gescheh dein Wille! Der Körper eilt zur Ruh: Es fallen in der Still Die müden Augen zu. Vergieb der Schwachheit Sünden Verschon mit Zorn und Straf. Laß mich bereitet finden Zum Tode, wie -- zum Schlaf. Laß, fern von Schreckenbildern Und wilder Phantasey, Die Seele sich nicht schildern, Was ihrer unwerth sey! Laß frey von eitlen Sorgen Mich wieder auferstehn, Und auf den Kampfplatz morgen Mit neuen Kräften gehn. Doch, wenn mit festem Schlummer Des Todes letzte Nacht Den Freuden, sammt den Kummer, Ein schnelles Ende macht; Herr, stört mich, wenn der Schrecken Der letzten Stunde droht. Mein Gott wird mich erwecken; Ein Schlaf nur ist mein Tod. Dein Heil hab ich gesehen; In Frieden fahr ich hin, Weil ich, beym Auferstehen, In deinem Reich bin. Wohl dem, der bis ans Ende Sich als ein Christ erweist! Mein Gott, in deine Hände Befehl ich meinen Geist!
Text Authorship:
- by Johann Friedrich Freiherr von Cronegk (1731 - 1758), "Abendandacht"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Mahomet der Zweite  [sung text not yet checked]
Der trotzige Mahomet stürzte mit Wuth Vor Konstantinopel die Mauern in Schutt, Und goß seine Macht, wie ein zürnendes Meer Auf Leichen erschlagener Christen einher. Nun ging's an ein Plündern und Morden zugleich; Man raubte am Gut der Erwürgten sich reich, Die Siegenden führten die Weiber zum Lohn, Und Mahomet selber Irenen davon. So schön, wie die Sonne, so sanft, wie der Mond, Die Wange so rosig, die Locken so blond, So jugendlich, wie der erwachende May -- Wie fühlte der Kaiser sich selig dabei! Sein Busen, dem Felsen im Meere sonst gleich, Wie ward er auf einmal so fühlend und weich, Wie brannte der Liebe verzehrende Glut Zu Zunder den unüberwindlichen Muth! Drei Monden verseufzt' er im einsamen Schloß, Und lag, wie versunken, der Liebe im Schooß, Vergaß im Genuße Regierung und Staat, Und schwelgte im Taumel der Lüste sich matt. Die adlichen Bassen dieß mächtig verdroß, Sie suchten ihn auf im verborgenen Schloß, Und riefen: O Kaiser! vor kurzem ein Held, Und nun vor der Liebe zum Sklaven entstellt! Schnell, wie ein Gewitterschlag, traf ihn das Wort, Er sandte zum Divan die Mächtigen fort, Bald hatt' er auch stattlich in fürstlicher Pracht Irenen zur grossen Versammlung gebracht. "Hier seht, ob dieß Weib nicht auch Helden bethört!" So rief er, und riß aus der Scheide sein Schwert; Rings scholl ein Gemurmel kaum hörbar, und dumpf, Und hui! flog ihr Kopf von dem blutigen Rumpf. Ihr küßlichen Fräulein, erbaut euch daran, Und herzet ja nie einen türkischen Mann! Teutonia's Helden zu minnen ist Pflicht, Die kosen euch feiner, und köpfen euch nicht.
Text Authorship:
- by Benedict Joseph Maria von Koller (1769 - 1798?), "Mahomet der Zweite "
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Confirmed with Benedict Joseph Maria von Koller, Gedichte, Wien: Joh. Georg Edlen v. Mößle, 1793, pages 95 - 97.
Research team for this page: Bertram Kottmann , Melanie Trumbull