Liegt noch so traut das Haus im stillen Garten umfriedet von dem grünen Efeuwall, und grüßen Blüten auch, die duftig zarten, durchs Fenster mich beim Ruf der Nachtigall. Es treibt mich fort ins weite, ferne Land. Wem Jugend, ist auch Wanderlust gegeben, kein junges Herz daheim je Ruhe fand! Es schütteln wohl ihr Haupt die guten Alten, die schon in harten Pflichten halb erstarrt, wir aber wollen's mit den Schwalben halten, und schon das Rösslein vor dem Tore scharrt. Ja, wieh're freudig, auf den stolzen Rücken schnall ich die ganze Rechtsgelehrsamkeit, und aller Weisheit Lorbeer will ich pflücken, wenn nicht in Worten, so in kühnem Streit; leb wohl, o Heim, ich kehr so bald nicht wieder, gen Padua wir reiten wohlgemut, dort locken, ach, so süße welsche Lieder, dort rieselt feuergleich der Wein durchs Blut. Doch bis die Rösslein an die Alpen kommen, wird Halt gemacht vor manchem fremden Tor; da wird es wohl zu gutem Willkomm frommen, zieht man aus seidner Deck die Laute vor. Lebt wohl! Und nun hinaus ins bunte Leben, ihr Wolken zieht mir nach ins ferne Land, ins Land der Weisheit und der glüh'nden Reben; kein junges Herz daheim je Ruhe fand!
Fahrende Schüler
by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901)
1. Abschied von Heim  [sung text checked 1 time]
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892)
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Einkehr  [sung text checked 1 time]
Wir seind der fahrenden Schüler vier, Herr Wirt, wollt Obdach uns geben, reicht kühlen Wein (wir danken für Bier) und bratene Hähnlein daneben. Der Hunger ist gar drückende Last und müde Glieder ersehnen Rast. Wie lockt im Becher der güldene Schein auf einen Zug ihn zu leeren! "Eu'r Wohl, Frau Wirtin und Töchterlein, vom Safte der köstlichen Beeren! Der Durst ist uns ein lästger Kumpan, drum fort mit ihm, ihr Freunde, stoßt an!" "Es kommen die hochgelehrten Herrn vom deutschen Lande geritten, will fast mir scheinen, dort sei auch gern gut Speis und Trank gelitten! Ich denk, ihr Herrn, eure Zeche wiegt schwer, schon ist mein rundliches Fässlein leer!" "Ei Wirt, seid ihr ein grober Gesell! Wer wird ans Zahlen gemahnen? Juckt euch etwan euer bäurisches Fell, wir führen die Faust guter Ahnen! Doch raten wir gütlich, füllt wieder auf und lasset dem Hahne fröhlichen Lauf!" Sie zechen und singen bis tief in die Nacht und sprengen am Morgen von hinnen, ganz wirre der Wirt am Boden erwacht, er kann sich auf nichts mehr besinnen, er starrt umher und sieht an der Wand sein neckend Bildnis von Schelmenhand und drunter, da steht es in Worten gefasst: Den Wirt übertrinkt der echte Scholast! Wir senden die Taler wohl über ein Weil! Herr Wirt und fein Töchterlein Heil, gut Heil!
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Disputation  [sung text checked 1 time]
Malum mihi videtur esse mors, sagt Cicero, und ich, ihr weisen Herrn, ich denke ebenso. Ein großes Übel, dünkt mich, sei der Tod. Für wen? Der schon gestorben, oder dem die Not des Sterbens noch vor Augen? Utrisque, für beide! Gar grimmig herrscht der Sensenmann im schwarzen Kleide. Doch ist das Übel auch der Gegensatz von Glück? Ich weise die Behauptung keineswegs zurück! Ist also beiden, so die starben, so die leben, ein Übel nur, das Gegenteil von Glück, gegeben? So scheint es mir, denn selbst, wer ungeboren, ist Glückes bar, weil er zum Dasein nicht erkoren. „Falsch, falsch! Nicht logisch! Male hercule narras! Du sagst, sie seien nichts, und sind doch wieder was? Du sprichst das Wesen ab und sprichst es wieder zu? Warst, Armer, vor der Geburt schon elend du?“ Wenn ihr mich unterbrecht, tut neuer Anfang not; ich sagt' mit Cicero, ein Übel sei der Tod. Wozu Philosophei, wozu das eitle Wort, zieht ungenützt die frohe Jugend fort? Wer gut und treu gelebt, der stirbt auch gut, und freie Brust hegt frischen Mannesmut!
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892)
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Venetianische Nacht  [sung text checked 1 time]
In Sommernacht, am Markuskanal, da schaukelt die Gondel am Steinportal, es lieget schlummernd ein Schiffmann darein, die holdesten Träume wiegen ihn ein; ihm war's, als trüge das Segel ihn fort, mit Isolina an seligen Ort. Da wacht er auf und fühlet sein Haar duftend umwallt von Blütenschar. Und sieh, auf der Brust ein Lilienzweig ruht, ein weißer Schleier streifet herab vom Altan, ... o blonder Knab, 's ist nur des Mondes schimmernd Licht, das in kristallner Scheibe sich bricht. Und als der nüchterne Morgen graut, immer noch still sein Zweiglein er schaut. Er birgt es seufzend an pochender Brust, ist sich nur flüchtgen Traumes bewusst. Was hilft sein Späh'n empor zum Balkon? Es schlummert die Holde und ahnt nichts davon. Wie schleichen die Monde so öde, so bang, einsamer Fährmann, wie traurig dein Sang! Was bannt dich so bleich ins Lagunenreich? Doch heute in düstrer, verschwiegener Nacht gleitet heran eine Gondel sacht. "Ich such, o Fremdling, ein Liliengezweig, hast du es funden, o nimmermehr schweig, wieg es dir auf mit Perlen und Gold, und geb dir ein Ringlein als Findersold!" "Ich will kein Gold, kein Edelgestein, nur dich, Isolina, nur dich allein!" Er presst sie an sich, er küsst ihren Mund, "o möchten wir sinken in Meeresgrund!"
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892)
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Heimweh  [sung text checked 1 time]
Es zieht der lange, staub'ge Pfad in Sonnenglut sich endlos fort, vertrocknend liegt des Stromes Bett, kein grüner Hain beut schatt'gen Hort, es schaut herab der schroffe Berg auf die verbrannte, weite Au; zerklüftet ist die Felsenstirn, die blendend ragt ins Himmelsblau. O deutsche Heimat, Waldesgrün, o tiefer, kühler Bergessee, ersehntes Rauschen frischen Quells, wie macht ihr die Gedanken weh! Jetzt halten sie daheim wohl Rast im Schatten unterm Eichenbaum. Kühl streifen Lüfte durchs Gezweig, und Bächlein schwatzt am Wiesensaum. Ach, säht ihr uns ermattet ziehn im Land, wo heiße Lüfte wehn, wo Sonnenglut die Rebe sengt, und nirgend duft'ge Veilchen stehn: Erbarmen hättet ihr mit uns. Trotz aller Weisheit, Prunk und Glast, wie hättest du's daheim so gut, du armer fahrender Scholast! O deutsche Heimat, Waldesgrün, o tiefer, kühler Bergessee, ersehntes Rauschen frischen Quells, wie macht ihr die Gedanken weh!
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892)
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Researcher for this page: Johann Winkler6. Herausforderung (Trutzlied)  [sung text checked 1 time]
Wollt schelten ihr mein Vaterland und schelten unsre Brüder? Wohlan, den Degen in die Hand! Das sagt ihr uns nicht wieder! Denkt ihr, wir seien heimatlos, weil wir die Welt besehn und nicht wie ihr im Mutterschoß in Zärtelei vergehn? Wir kennen Volk und kennen Welt und wussten uns zu wahren, drum Ehr dem Schiff, wenns auch zerschellt, hat es die Erd umfahren! Wenn unser Sang eu'r Ohr verdross und unsre deutschen Worte: Ihr konntet drücken auf das Schloss und offen stand die Pforte! Doch wenn ihr gar die Frauen schmäht, die deutschen, sittig frommen - o hohler Wahnwitz, der euch bläht, das soll euch schlimm bekommen! Zum Kampfe her, den Degen raus, wenn unsre Worte brannten - wir zahlen euch auf deutsch hinaus den "ärmlichen Lyranten!"
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892)
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Researcher for this page: Johann Winkler7. Grabgesang  [sung text checked 1 time]
Wir tragen dich auf fremder Erde, o Freundesherz zu sanfter Rast; nun Friede deiner Seele werde, weil du so treu gerungen hast. Du bliebst ja fest im Drang der Jugend, du wanktest nicht in Sturm und Not. Du hieltest Stand bei Mannestugend, Wahrheit und Recht war dein Gebot! Wenn dir die Saiten hehr erklungen, wie lauscht entzückt der Freundeskreis - die Laute ist entzweigesprungen, dir ward, o Sänger, ewger Preis! Hab Dank, o Freund, im Abschiedssange, den die Gefährten trauernd weihn. Die letzten Blüten hier empfange, wir mengen unsre Tränen drein. Du schlummerst, da wir heimwärts kehren, und einsam bleibest du zurück! O Freund, wie müsst uns Gram beschweren, wär Hoffnung nicht auf ewig Glück! Wenn wir auch längst von dir geschieden, wir sind dir nah mit Geist und Herz, und auf dich schauen treu in Frieden die Heimatsterne niederwärts!
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- by Fanny (Franziska) von Hoffnaaß, née Jägerhuber (1831 - 1892)
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Researcher for this page: Johann Winkler