Es treibt der Wind im Winterwalde die Flockenherde wie ein Hirt und manche Tanne ahnt, wie balde sie fromm und lichterheilig wird, und lauscht hinaus. Den weißen Wegen streckt sie die Zweige hin, bereit und wehrt dem Wind und wächst engegen der einen Nacht der Herrlichkeit.
Sieben Lieder nach Gedichte von Rainer Maria Rilke
Song Cycle by Casimir von Pászthory (1886 - 1966)
1. Advent  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Advent", written 1897, appears in Advent, first published 1898
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English [singable] (Bertram Kottmann) , "Advent", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter A. Aue) , "Advent", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Advent, Leipzig: P. Friesenhahn, 1898, page 5.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
2. Du, Hände  [sung text not yet checked]
Du, Hände, welche immer geben, die müssen blühn von fremdem Glück. Zart wie ein zartes Birkenbeben bleibt von dem gebenden Erleben ein Rhythmenzittern drin zurück. Das sind die Hände mit den schmalen Gelenken, die sich leise mühn; und wüßten die von Kathedralen, sie müßten sich in Wundenmalen vor allem Volke heiligblühn.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Erste Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Erste Gedichte van Rainer Maria Rilke, Leipzig : Insel-Verlag, 1923, p.132
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Um die vielen Madonnen  [sung text not yet checked]
Um die vielen Madonnen sind viele ewige Engelknaben, die Verheißung und Heimat haben in dem Garten, wo Gott beginnt. Und sie ragen alle nach Rang, und sie tragen die goldenen Geigen, und die Schönsten dürfen nie schweigen: ihre Seelen sind aus Gesang. Immer wieder müssen sie klingen alle die dunklen Chorale, die sie klangen vieltausend Male: Gott stieg nieder aus Seinem Strahle und du warst die schönste Schale Seiner Sehnsucht, Madonna Marie. Aber oft in der Dämmerung wird die Mutter müder und müder,- und dann flüstern die Engelbrüder, und sie jubeln sie wieder jung. Und sie winken mit den weißen Flügeln festlich im Hallenhofe, und sie heben aus den heißen Herzen höher die eine Strophe: Alle, die in Schönheit gehn, werden in Schönheit auferstehn.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Engellieder, no. 6, first published 1899
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Researcher for this page: Claus-Christian Schuster [Guest Editor]3. Um die vielen Madonnen  [sung text not yet checked]
Um die vielen Madonnen sind viele ewige Engelknaben, die Verheißung und Heimat haben in dem Garten, wo Gott beginnt. Und sie ragen alle nach Rang, und sie tragen die goldenen Geigen, und die Schönsten dürfen nie schweigen: ihre Seelen sind aus Gesang. Immer wieder müssen sie klingen alle die dunklen Chorale, die sie klangen vieltausend Male: Gott stieg nieder aus Seinem Strahle und du warst die schönste Schale Seiner Sehnsucht, Madonna Marie. Aber oft in der Dämmerung wird die Mutter müder und müder,- und dann flüstern die Engelbrüder, und sie jubeln sie wieder jung. Und sie winken mit den weißen Flügeln festlich im Hallenhofe, und sie heben aus den heißen Herzen höher die eine Strophe: Alle, die in Schönheit gehn, werden in Schönheit auferstehn.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Engellieder, no. 6, first published 1899
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Researcher for this page: Claus-Christian Schuster [Guest Editor]4. Pietà  [sung text not yet checked]
So seh ich, Jesus, deine Füße wieder, die damals eines Jünglings Füße waren, da ich sie bang entkleidete und wusch; wie standen sie verwirrt in meinen Haaren und wie ein weißes Wild im Dornenbusch. So seh ich deine niegeliebten Glieder zum erstenmal in dieser Liebesnacht. Wir legten uns noch nie zusammen nieder, und nun wird nur bewundert und gewacht. Doch, siehe, deine Hände sind zerrissen –: Geliebter, nicht von mir, von meinen Bissen. Dein Herz steht offen und man kann hinein: das hätte dürfen nur mein Eingang sein. Nun bist du müde, und dein müder Mund hat keine Lust zu meinem wehen Munde -. O Jesus, Jesus, wann war unsre Stunde? Wie gehn wir beide wunderlich zugrund.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Pietà", appears in Neue Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte, Project Gutenberg, 2022
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
5. Ein Frauenschicksal  [sung text not yet checked]
So wie der König auf der Jagd ein Glas ergreift, daraus zu trinken, irgendeines, - und wie hernach der welcher es besaß es fortstellt und verwahrt als wär es keines: so hob vielleicht das Schicksal, durstig auch, bisweilen Eine an den Mund und trank, die dann ein kleines Leben, viel zu bang sie zu zerbrechen, abseits vom Gebrauch hinstellte in die ängstliche Vitrine, in welcher seine Kostbarkeiten sind (oder die Dinge, die für kostbar gelten). Da stand sie fremd wie eine Fortgeliehne und wurde einfach alt und wurde blind und war nicht kostbar und war niemals selten.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ein Frauen-Schicksal", appears in Neue Gedichte, first published 1892
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Der Gefangene  [sung text not yet checked]
I Meine Hand hat nur noch eine Gebärde, mit der sie verscheucht; auf die alten Steine fällt es aus Felsen feucht. Ich höre nur dieses Klopfen und mein Herz hält Schritt mit dem Gehen der Tropfen und vergeht damit. Tropften sie doch schneller, käme doch wieder ein Tier. Irgendwo war es heller —. Aber was wissen wir. II Denk dir, das was jetzt Himmel ist und Wind, Luft deinem Mund und deinem Auge Helle, das würde Stein bis um die kleine Stelle an der dein Herz und deine Hände sind. Und was jetzt in dir morgen heißt und: dann und: späterhin und nächstes Jahr und weiter — das würde wund in dir und voller Eiter und schwäre nur und bräche nicht mehr an. Und das was war, das wäre irre und raste in dir herum, den lieben Mund der niemals lachte, schäumend von Gelächter. Und das was Gott war, wäre nur dein Wächter und stopfte boshaft in das letzte Loch ein schmutziges Auge. Und du lebtest doch.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Der Gefangene", appears in Neue Gedichte
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1907, p. 35
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Joost van der Linden [Guest Editor]
7. Die Blätter fallen  [sung text not yet checked]
Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh die andre an: es ist in allen. Und doch ist einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Herbst", appears in Das Buch der Bilder, first published 1920
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John H. Campbell) , no title, copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Bertram Kottmann) , "Autumn", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter A. Aue) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Bertram Kottmann) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Gary Bachlund) , "Fall", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Automne", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Autunno", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission