Wenn aus dem Himmel hellere Wonne sich Herabgießt, eine Freude den Menschen kommt, Daß sie sich wundern über manches Sichtbares, Höheres, Angenehmes: Wie tönet lieblich heilger Gesang dazu! Wie lacht das Herz in Liedern die Wahrheit an, Daß Freudigkeit an einem Bildnis - Über dem Stege beginnen Schafe Den Zug, der fast in dämmernde Wälder geht. Die Wiesen aber, welche mit lautrem Grün Bedeckt sind, sind wie jene Heide, Welche gewöhnlicher Weise nah ist Dem dunkeln Walde. Da, auf den Wiesen auch Verweilen diese Schafe. Die Gipfel, die Umher sind, nackte Höhen sind mit Eichen bedecket und seltnen Tannen. Da, wo des Stromes regsame Wellen sind, Daß einer, der vorüber des Weges kommt, Froh hinschaut, da erhebt der Berge Sanfte Gestalt und der Weinberg hoch sich. Zwar gehn die Treppen unter den Reben hoch Herunter, wo der Obstbaum blühend darüber steht Und Duft an wilden Hecken weilet, Wo die verborgenen Veilchen sprossen; Gewässer aber rieseln herab, und sanft Ist hörbar dort ein Rauschen den ganzen Tag; Die Orte aber in der Gegend Ruhen und schweigen den Nachmittag durch.
Hölderlin-Lieder: Dritter Zyklus
Song Cycle by Wilhelm Killmayer (1927 - 2017)
1. Wenn aus dem Himmel...  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani2. Der Sommer  [sung text checked 1 time]
Noch ist die Zeit des Jahrs zu sehn, und die Gefilde Des Sommers stehn in ihrem Glanz, in ihrer Milde; Des Feldes Grün ist prächtig ausgebreitet, Allwo der Bach hinab mit Wellen gleitet. So zieht der Tag hinaus durch Berg und Tale, Mit seiner Unaufhaltsamkeit und seinem Strahle, Und Wolken ziehn in Ruh', in hohen Räumen, Es scheint das Jahr mit Herrlichkeit zu säumen.
Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John Glenn Paton) , "Summer", copyright © 1994, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "L'été", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
3. Der Winter  [sung text checked 1 time]
Wenn ungesehn und nun vorüber sind die Bilder Der Jahreszeit, so kommt des Winters Dauer, Das Feld ist leer, die Ansicht scheinet milder, Und Stürme wehn umher und Regenschauer. Als wie ein Ruhetag, so ist des Jahres Ende, Wie einer Frage Ton, daß dieser sich vollende, Alsdann erscheint des Frühlings neues Werden, So glänzet die Natur mit ihrer Pracht auf Erden.
Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der Winter", appears in Späteste Gedichte 1806-1843
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Der Frühling  [sung text checked 1 time]
Wie selig ists, zu sehn, wenn Stunden wieder tagen, Wo sich vergnügt der Mensch umsieht in den Gefilden, Wenn Menschen sich um das Befinden fragen, Wenn Menschen sich zum frohen Leben bilden. Wie sich der Himmel wölbt, und auseinander dehnet, So ist die Freude dann an Ebnen und im Freien, Wenn sich das Herz nach neuem Leben sehnet, Die Vögel singen, zum Gesange schreien. Der Mensch, der oft sein Inneres gefraget, Spricht von dem Leben dann, aus dem die Rede gehet, Wenn nicht der Gram an einer Seele naget, Und froh der Mann vor seinen Gütern stehet. Wenn eine Wohnung prangt, in hoher Luft gebauet, So hat der Mensch das Feld geräumiger und Wege Sind weit hinaus, daß Einer um sich schauet, Und über einen Bach gehen wohlgebaute Stege.
Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der Frühling", appears in Späteste Gedichte 1806-1843
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Spring", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
5. Der Zeitgeist  [sung text checked 1 time]
Die Menschen finden sich in dieser Welt zum Leben, Wie Jahre sind, wie Zeiten höher streben, So wie der Wechsel ist, ist übrig vieles Wahre, Daß Dauer kommt in die verschied'nen Jahre; Vollkommenheit vereint sich so in diesem Leben, Daß diesem sich bequemt der Menschen edles Streben.
Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der Zeitgeist", appears in Späteste Gedichte 1806-1843
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani6. Der Ruhm  [sung text checked 1 time]
Es knüpft an Gott der Wohllaut, der geleitet, Ein sehr berühmtes Ohr, denn wunderbar Ist ein berühmtes Leben groß und klar, Es geht der Mensch zu Fuße oder reitet. Der Erde Freuden, Freundlichkeit und Güter, Der Garten, Baum, der Weinberg mit dem Hüter, Sie scheinen mir ein Widerglanz des Himmels, Gewähret von dem Geist den Söhnen des Gewimmels - Wenn Einer ist mit Gütern reich beglücket, Wenn Obst den Garten ihm, und Gold ausschmücket Die Wohnung und das Haus, was mag er haben Noch mehr in dieser Welt, sein Herz zu laben?
Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der Ruhm", appears in Späteste Gedichte 1806-1843
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani7. Der Winter  [sung text checked 1 time]
Wenn sich das Jahr geändert, und der Schimmer Der prächtigen Natur vorüber, blühet nimmer Der Glanz der Jahreszeit, und schneller eilen Die Tage dann vorbei, die langsam auch verweilen. Der Geist des Lebens ist verschieden in den Zeiten Der lebenden Natur, verschiedne Tage breiten Das Glänzen aus, und immerneues Wesen Erscheint den Menschen recht, vorzüglich und erlesen.
Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der Winter", appears in Späteste Gedichte 1806-1843
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani