Das Dunkeln war wie Reichtum in dem Raume, darin der Knabe, sehr verheimlicht, saß. Und als die Mutter eintrat wie im Traume, erzitterte im stillen Schrank ein Glas. Sie fühlte, wie das Zimmer sie verriet, und küßte ihren Knaben : Bist du hier? ... Dann schauten beide bang nach dem Klavier, denn manchen Abend hatte sie ein Lied, darin das Kind sich seltsam tief verfing. Es sa sehr still. Sein großes Schauen hing an ihrer Hand, die ganz gebeugt vom Ringe, als ob sie schwer in Schneewehn ginge, über die weißen Tasten ging.
Vier Gedichte
Song Cycle by Ludwig Rottenberg (1864 - 1932)
1. Aus einer Kindheit  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Aus einer Kindheit", appears in Das Buch der Bilder
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Buch der Bilder, Leipzig: Insel-Verlag, 1913, p.25
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
2. Von den Mädchen  [sung text not yet checked]
Andere müssen auf langen Wegen zu den dunklen Dichtern gehn; fragen immer irgendwen, ob er nicht einen hat singen sehn oder Hände auf Saiten legen. Nur die Mädchen fragen nicht, welche Brücke zu Bildern führe; lächeln nur, lichter als Perlenschnüre, die man an Schalen von Silber hält. Aus ihrem Leben geht jede Türe in einen Dichter und in die Welt.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1900, appears in Das Buch der Bilder, in Von den Mädchen, no. 1
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Buch der Bilder, Leipzig: Insel-Verlag, 1923, p.8
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Zum Einschlafen zu sagen  [sung text not yet checked]
Ich möchte jemanden einsingen, bei jemandem sitzen und sein. Ich möchte dich wiegen und kleinsingen und begleiten schlafaus und schlafein. Ich möchte der Einzige sein im Haus, der wüsste: die Nacht war kalt. Und möchte horchen herein und hinaus in dich, in die Welt, in den Wald. Die Uhren rufen sich schlagend an, und man sieht der Zeit auf den Grund. Und unten geht noch ein fremder Mann und stört einen fremden Hund. Dahinter wird Stille. Ich habe groß die Augen auf dich gelegt; und sie halten dich sanft und lassen dich los, wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Zum Einschlafen zu sagen", written 1900, appears in Das Buch der Bilder, first published 1920
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "À dire pour endormir", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
4. Die Liebende  [sung text not yet checked]
Ja, ich sehne mich nach dir. Ich gleite mich verlierend selbst mir aus der Hand, ohne Hoffnung, dass ich Das bestreite, was zu mir kommt wie aus deiner Seite ernst und unbeirrt und unverwandt. ... jene Zeiten: O wie war ich Eines, nichts was rief und nichts was mich verriet; meine Stille war wie eines Steines, über den der Bach sein Murmeln zieht. Aber jetzt in diesen Frühlingswochen hat mich etwas langsam abgebrochen von dem unbewussten dunkeln Jahr. Etwas hat mein armes warmes Leben irgendeinem in die Hand gegeben, der nicht weiß, was ich noch gestern war.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Die Liebende", appears in Der neuen Gedichte anderer Teil, no. 9, first published 1908
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "La dona enamorada", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "The loving one", copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Buch der Bilder, Leipzig : Im Insel-Verlag, 1923, page 12.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Joost van der Linden [Guest Editor]