Ich irre, Herr, und sehe auch mein Irrn, ein Brennender, der Feuer in sich trägt, dem Schmerzen wachsend den Verstand verwirrn, und den die Marter fast schon niederschlägt. Da hetz ich noch mein heißes Element, daß ich nicht stör das klare Angesicht. Ich kann nicht mehr. Die Zügel halt ich nicht, die Seele selber gibt sich auf und brennt
3 Gesänge "Nach Sonetten von Michelangelo-Rilke"
Song Cycle by Erich Schmid (1907 - 2000)
1. Ich irre, Herr  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
Based on:
- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), no title [text unavailable]
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.233
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
2. Gebt meinen Augen  [sung text not yet checked]
Gebt meinen Augen wieder, Quellen, Flüsse, die starken Wellen, die nicht euer eigen und die euch wachsen machen, höher steigen, als sonst der Brauch ist euerer Ergüsse. Und du, gedrängte Luft, die Himmelslichte mir dämpft, als ob sie ganz voll Seufzer wäre, gib sie ans müde Herz zurück und kläre dein Finstres meinem schärferen Gesichte. Die Erde selbst erstatte meinen Sohlen die Schritte wieder, ihrem Gras zuliebe, das Echo, meiner müde, mir den Klang; laß meinen Blick aus deinem Aug mich holen, daß ich zu andrem Lieben fähig bliebe bei deinem unbefriedigten Empfang.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
Based on:
- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), no title, appears in Rime, no. 95
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.254
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Entgangen, Herr, der Bürde  [sung text not yet checked]
Entgangen, Herr, der Bürde, die mir schwer und unlieb war, getrennt von Erdensachen, wend ich mich müd zu dir, ein schwacher Nachen aus Stürmen in das milde ebne Meer. Die Dornen, Nägel, beide deine Hände, dein lindes Antlitz, das in Großmut scheue, versprechen Gnade meiner tiefen Reue und Hoffnung, daß ihr Heil die Seele fände. Daß nicht dein Aug dich richtend anschaun hieße Vergangnes; daß ich, deines Ohrs Betrüber, nicht fürchten müsse deines Arms Erhebung. Dein Blut nur komme über mich und fließe jemehr, jemehr ich älter werde, über von Beistand und von völliger Vergebung
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
Based on:
- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), no title, appears in Rime, no. 297
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.246
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]