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Muttergottes-Stäußlein zum Maimonat. 8 fromme Lieder von Dr. Jos. Müller, op. 164

by Peter Joseph Lindpaintner (1791 - 1856)

1. Schneeglöckchen
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Alles ist noch öd' und stille,
tief in Winterschlaf gehüllt;
unter hohem Schnee gebettet
regungslos das Leben liegt.
Horch! Da tönt ein leises Läuten
durch den Schnee, durch Frost und Eis.
Seht ihr dort die Glöcklein blinken,
diese Glöcklein grün und weiß?

Und ihr froh Geläute rufet:
Auf, ihr Blüten, auf, erwacht,
dass im Mai Marias Feste
ihr verschönt in voller Pracht!
Und das Läuten will nicht enden,
bis entschwunden Schnee und Eis,
bis erwacht sind tausend Blüten,
alle zu Marias Preis.

Jungfrau, lass ein Glöcklein läuten
mir im Herzen hell und klar,
das mich wach hält, dich zu preisen,
dich zu loben immerdar!
Lass das Läuten gar nicht enden,
bis der Seele Mai erwacht,
wo du selber mir erscheinest
glanzumstrahlt in deiner Macht!

Text Authorship:

  • by Joseph Müller (1802 - 1872), "Schneeglöckchen", subtitle: "Galanthus nivalis"

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Researcher for this page: Johann Winkler

2. Schlüsselblume
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Dort am grünen Hügel glänzen
Schmucke Blümchen schön wie Gold,
Ihnen sind als Frühlingsboten
Alle Menschen gut und hold.

Schlüsselblümchen ist ihr Name,
Und wie Honig süss ihr Duft,
Mit dem Veilchen um die Wette
Würzen sie die linde Luft.

Sie des Lenzes erste Kinder
Sind gar frühe schon erwacht,
Stiegen aus des Grabes Dunkel
Eh' noch Ostermorgen tagt.

Sie erschlossen froh die Erde
Bei des Lenzes erstem Weh'n
Und verkünden, daß sich nahe,
Aller Blüthen Aufersteh'n.

Diese Blümchen laß ein Zeichen 
Himmelsköniginn Dir sein,
Daß ich freudig Dir die Schlüssel
Weih' zu meines Herzens Schrein.

Schliesse früh es auf zur Tugend.
Mach' es jung an Schätzen reich,
Rein und golden laß' es glänzen,
Den bescheid'nen Blümchen gleich.

Text Authorship:

  • by Joseph Müller (1802 - 1872), "Schlüsselblume", subtitle: "Primula veris"

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Sharon Krebs) , "The cowslips", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Les primevères", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission

Research team for this page: Virginia Knight , Johann Winkler

3. Morgenstern
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Am blauen Himmelszelte
viel tausend Sterne zieh'n,
auf grüner Wiesenmatte
viel gold'ne Sterne blüh'n.

Sie alle möcht' ich winden
zu einem Sternenkranz
und dann damit erhöhen
der Muttergottes Glanz.

Doch ach, was soll das Blinken
der Sterne allzumal!
Ihr Schein und Glanz erblasset
vor deinem Gnadenstrahl.

Vor dir, dem Morgensterne,
der gnadenvollen Maid,
erlischt der Sonne Glänzen;
du strahlst in Ewigkeit!

Maria, holde Mutter,
du Trost und Hoffnungsstern,
zeig' mir im Erdenleben
den lichten Weg des Herrn!

Als Morgenstern erhelle
mir jeden dunkeln Pfad,
und wo ich zweifelnd wanke,
gib du mir guten Rat!

Text Authorship:

  • by Joseph Müller (1802 - 1872), "Morgenstern", subtitle: "Narcissus poeticus"

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Confirmed with Marienblüthen aus dem Garten der heiligen Väter und christlichen Dichter, zur besonderen Verherrlichung der ohne Makel empfangen Gottesmutter, gesammelt und übertragen von W. Joseph Scheeben, Schaffhausen, Verlag der Fr. Hurter'schen Buchhandlung, 1860, in the section titled "Anhang von Liedern. A. Blumensträußchen aus fünf Maiblumen, Marien am Schlusse ihres Monats dargebracht", included without author attribution.


Researcher for this page: Johann Winkler

4. Immergrün
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Wann der Herbst die Fluren gelbet,
Wies' und Wald des Schmucks beraubt,
stehst du freundlich, liebes Pflänzchen,
immergrün und frisch belaubt.

Wann des Winters Stürme toben,
alles decket Frost und Schnee,
bleibst du munter noch und grünest
unter Leiden, Druck und Weh'.

Und sobald der Winter schwindet,
wenn noch Wald und Himmel grau,
sprosst aus deinem grünen Teppich
wundersam das schönste Blau.

Stehest in besonder'n Hulden,
lebest in Marias Hut,
bist zufrieden d'rum und heiter,
sinnig Blümchen, sanft und gut.

Lass, Maria, mein Gemüte,
dieser zarten Blume gleich,
immer grünen, immer blühen
fromm und gut, an Tugend reich.

Lass mein Herz, wenn Leid es drücket,
duldend stets auf dich nur schau'n,
lass in mir die Hoffnung grünen,
meine Sehnsucht dir vertrau'n.

Halte mich in deiner Gnade,
schirme mich mit Mutterhand,
führe mich im Unschuldkleide
als dein Kind ins Heimatland.

Denn dort grünen ew'ge Lenze,
welkt nicht mehr der Blütenglanz;
dort wirst du der Unschuld spenden
den verdienten Myrthenkranz.

Text Authorship:

  • by Joseph Müller (1802 - 1872)

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Researcher for this page: Johann Winkler

5. Veilchen
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Spende, Veilchen, deine Düfte 
zu Marias Preis und Ruhm, 
statt des Weihrauchs, statt der Myrrhen
bring'ich dich in's Heiligthum.

Eitler Prunk und bunt Geschmeide
sind nicht deiner Schönheit Zier,
in dem einfach blauen Kleide
prangst du schöner als Saphir.

Stille blühst du und bescheiden
deiner Tugend unbewusst,
einsam willst du gerne wohnen 
aller Menschen Freud und Lust.

So auch blüthest du, Maria,
einsten als des Herren Braut,
Gott hat aller Welten Segen,
alle Himmel dir vertraut.

Keusche Jungfrau, Himmelspforte,
lass mich wie das Veilchen sein,
ohne Stolz und ohne Hoffart
stets bescheiden, keusch und rein.

Lass mich wie die blauen Blümchen
immer sanft sein, fromm und gut,
dir, Maria, stets zu Ehren
leben unter deiner Hut.

Text Authorship:

  • by Joseph Müller (1802 - 1872)

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Sharon Krebs) , "The violet", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
  • ENG English [singable] (John Bernhoff) , "The violet"
  • FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "La violette", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
  • ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "La violetta", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission

Note: one Liszt score has a typo in stanza 2, line 1, word 1 ("Eiller") and another typo in stanza 3, line 2, word 3 ("und bewusst")

Research team for this page: Virginia Knight , Johann Winkler

6. Maiblümchen
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
In dem schönen Buchenhaine
sprosst das Grün mit weichem Pflaum,
und es tönen Frühlingsgrüße
hier und dort aus Strauch und Baum.
Ave Maria!

Maienglöckchen lugen traulich
durch das frische Grün hervor;
horch, wie sie so festlich läuten,
wohlgestimmt im schönsten Chor:
Ave Maria!

Wie gar schön ist dies Geläute
von dem Glöcklein weiß und blank;
wär' doch von uns Menschenkindern
auch so rein der Maiensang!
Ave Maria!

Und was Alles noch geschlafen,
weckt ein milder Sonnenschein,
wacht jetzt auf zum neuen Leben,
stimmet in den Ruf mit ein:
Ave Maria!

Auf den Lilien zirpt der Käfer,
auch das Bienchen summt sein Lied,
und das Heimchen spät am Abend
wird des Rufens nimmer müd':
Ave Maria!

Von des Frühlings Pracht berauschet
sitzt der Knab' am Bach und singt;
hört ihr, wie aus weiter Ferne
laut das Echo widerklingt:
Ave Maria!

Und das Echo tönt belebend
durch den frisch begrünten Wald;
nun erst jauchzen alle Vögel,
bis in Stadt und Dorf es schallt:
Ave Maria!

Möchte dieser Gruß der Engel
aller Herzen Echo sein,
ud auf Erden alles Leben
stimmen mit den Engeln ein:
Ave Maria!

Text Authorship:

  • by Joseph Müller (1802 - 1872)

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Researcher for this page: Johann Winkler

7. Vergissmeinnicht
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Blümchen mit den blauen Augen,
mit dem lebensfrohen Sinn,
dich auch füg' ich zu dem Sträußlein
für die Himmelskönigin.

Bist so schön und doch bescheiden,
wirst d'rum wohl ihr Liebling sein,
bist so traulich und verschwiegen,
bist so harmlos und so rein.

Heil'ge Jungfrau, demutvolle,
der die Welt nur Leiden klagt,
die an Sanftmut Lamm und Taube,
Schnee an Reinheit überragt,

Himmelstochter voll Erbarmen,
du weißt, wo es mir gebricht;
Mutterlieb', hör' auf dies Blümchen,
für mich fleht's: Vergiss mein nicht!

Selber hast du Leid erduldet,
bitt'res Leid im Erdental,
denn dein Mutterherz durchbohrte
siebenfach ein herber Stahl.

Schmerzensmutter, Benedeite,
spende mir des Trostes Licht;
wenn mich Leid und Kummer drängen,
Trösterin, vergiss mein nicht!

Wann mir schlägt die letzte Stunde,
und das Aug' im Tode bricht,
stöhn' ich mit dem letzten Hauche:
Mutterlieb', vergiss mein nicht!

Text Authorship:

  • by Joseph Müller (1802 - 1872), "Vergissmeinnicht"

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Researcher for this page: Johann Winkler

8. Weiße Rose
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Rose, Königin der Blumen
in dem lichten, weißen Kleid
warst du stets der holden Bräute
allerschönstes Festgeschmeid'.

Heute bring' ich aller Bräute
reinster dich zum Opfer dar;
hauche deine Balsamdüfte
aus auf ihrem Festaltar!

Dich, die wundersame Rose,
hat der Himmel selbst gepflegt,
hat des ew'gen Gärtners Liebe
mit der Allmacht Huld gehegt.

Darum wirst du ewig blühen
in des Gärtners gold'nem Haus,
wirst wie Nardenduft erquickend
Gnad' und Trost uns spenden aus.

Lichtumfloss'ne Rosenwolken
trugen dich zu Gottes Thron,
und es krönte dich, die Mutter,
hochentzückt der ew'ge Sohn.

Himmelsrose, unbefleckte,
der ich Leid und Lust vertrau',
lass in meinem Herzen blühen
Rosen, rein wie Morgentau!

Doch was sind der Erden Blüten,
wenn zu dir empor ich schau',
der geheimnisvollen Rose,
zu dir, uns'rer lieben Frau!

Schau voll Huld auf diese Blüten,
die der Frühling dir gebar,
auf mein Herz, das mit dem Sträußlein
vor dir liegt auf dem Altar!

Text Authorship:

  • by Joseph Müller (1802 - 1872)

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