In meine Stille kamst du leise wandelnd, Du Freundlicher! du kamst nicht unverhofft, Fernher vernahm ich wohl dein Wiederkehren, Schöner Tag! und nahe seid auch ihr Mir wieder, seid wie sonst, ihr Glücklichen, Ihr irrelosen Bäume meines Hains! O innige Natur! wie ist's denn nun? Vertrauert? bin ich ganz allein? Und es ist Nacht hier außen auch am Tage? Der höher denn ein sterblich Auge sah, Der Blindgeschlagne tastet nun umher -- Wo seid ihr, meine Götter? Weh, Laßt ihr nun wie einen Bettler mich? Ich habe mich erkannt, ich will es! Luft Will ich mir schaffen und tagen soll's! Hinweg! Bei meinem Stolz! Ich werde nicht Den Staub der Pfade küssen, wo ich einst In einem schönen Traume ging -- es ist vorbei Und Abschied muß ich nehmen. Weh! einsam! einsam! einsam! Und nimmer find ich Euch, meine Götter, Und nimmer kehr ich Zu deinem Leben, Natur! Dein Geächteter! Weh! hab ich doch auch Dein nicht geachtet, dein Mich überhoben, und ist Nirgend denn ein Rächer, muß ich denn allein Den Hohn und Fluch in meine Seele sagen, Muß einsam sein?
Drei Monologe des Empedokles
Song Cycle by Hermann Reutter (1900 - 1985)
Translated to:
English — Three Monologs of Empedocles
1. Monolog I
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), appears in Der Tod des Empedokles
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John Glenn Paton) , "Monologue I", first published 2009, copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
2. Monolog II
Language: German (Deutsch)
Euch ruf ich über das Gefild herein Vom langsamen Gewölk, ihr heißen Strahlen Des Mittags, ihr Gereiftesten, daß ich An Euch den neuen Lebenstag erkenne. Denn anders ist's wie sonst! vorbei, vorbei Das menschliche Bekümmernis! Als wüchsen Mir Schwingen an, so ist mir wohl und leicht. Du rufst, du ziehst mich nah und näher an, Vergessenheit -- o wie ein glücklich Segel Bin ich vom Ufer los, des Lebens Welle Trägt mich wie von selbst, Und wenn die Wogenreichste ihren Arm, Die Mutter, um mich breitet, o was möcht' Ich fürchten. Zauberische, furchtbare Flamme! Lebendig wirst du mir und offenbar, Du wirst mir helle. Nein, ich fürcht es nicht. Denn sterben will ich ja, mein Recht ist dies. Hinab, hinab, ihr klagenden Gedanken! Sorgfältig Herz, ich brauche dich nun nimmer. Und hier ist kein Bedenken. Es ruft Der Gott.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), appears in Der Tod des Empedokles
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John Glenn Paton) , "Monologue II", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
3. Monolog III
Language: German (Deutsch)
Ha! Jupiter, Befreier! näher tritt Und näher meine Stund', und vom Geklüfte Kommt schon der traute Bote meiner Nacht, Der Abendwind, zu mir, der Liebesbote. Es wird! gereift ist's! O nun schlage, Herz, Und rege deine Wellen! Ich komme. Sterben? Nur ins Dunkel ist's Ein Schritt. Und sehen möchtest du doch, mein Auge! Zufrieden bin ich, suche nun nichts mehr Denn meine Opferstätte. Wohl ist mir. O Iris' Bogen! über stürzenden Gewässern, Wenn die Wog' in Silberwolken Auffliegt, wie du bist, so ist meine Freude.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), appears in Der Tod des Empedokles
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John Glenn Paton) , "Monologue III", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
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