Preis dem Starken in der Höhe, Der von eh' das Schicksal lenkt, Alles Glück und alles Wehe Gnädig uns voraus bedenkt. Er bestimmt das Maß der Zeiten Und Er ordnet Jahr für Jahr, Was die Monde vorbereiten, Macht Er Keinem offenbar. Ruhmgewaltig herrscht Er morgen Wie Er heute hochgebeut, Nichts besteht, das Ihm verborgen, Und kein Werk hat Ihn gereut. Edler schuf Er uns die Stirne Als der nieder'n Creatur, Und die wandelnden Gestirne Rühren uns den Busen nur. Lob und Preis und Ruhm und Ehre Wird Ihm ewig dargebracht, Jedes Licht im Sternenheere Schwebt getrost in Seiner Macht. Auch das stille Rund der Erde Neigt sich Ihm in Dankesschuld, Daß Er fort uns schirmen werde, Hoffen wir von Seiner Huld.
Auf der Wanderung: Sieben Lieder und Gesänge für Männerchor
Song Cycle by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901)
1. Zur Jahreswende  [sung text not yet checked]
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- by Friedrich Hermann Frey (1839 - 1911), as Martin Greif, "Zur Jahreswende", appears in Gedichte, in Lieder
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Die Weissach‑Mühle  [sung text not yet checked]
Das Wasser rauscht zum Wald hinein, er rauscht im Wald so kühle, wie mag ich wohl gekommen sein vor die verlaßne Mühle? Die Räder stille, morsch, bemosst, die sonst so fröhlich herumgetost, Dach, Gäng' und Fenster alle im drohenden Verfalle. Allein bei Sonnenuntergang da knisterten die Äste, da schlichen sich den Bach entlang gar sonderbare Gäste, viel Männlein grau, von Zwergenart, mit dickem Kopf und langem Bart, sie schleppten Müllersäcke daher aus Busch und Hecke. Und alsobald im Müllerhaus beginnt ein reges Leben, das Glöcklein schellt daneben; die Männlein laufen ein und aus, mit Sach hinein und Sack heraus, und jeder von den Kleinen scheint nur ein Sack mit Beinen. Und immer toller schwärmten sie wie Bienen um die Zellen, und immer toller lärmten sie durch das Getos der Wellen; mit wilder Hast das Glöcklein scholl bis alle Säcke waren voll, und klar am Himmel oben der Vollmond sich erhoben. Da öffnet sich ein Fensterlein, das einzige noch ganze, ein schönes, bleiches Mägdelein zeigt sich im Mondesglanze und ruft vernehmlich durchs Gebraus mit süßer Stimme Klang hinaus: "Nun habt ihr doch, ihr Leute, genug des Mehls für heute!" Da neigt das ganze Lumpenpack sich vor dem holden Bildnis, und jeder sitzt auf seinem Sack und reitet in die Wildnis; Schön Müllerin schließt's Fenster zu und alles liegt in alter Ruh, des Morgens Nebel haben die Mühle ganz begraben. Und als ich kam am andern Tag in trüber Ahnung Schauern, die Mühle ganz zerfallen lag bis auf die letzten Mauern; das Wasser rauschet neben mir hin, es weiß wohl was ich fühle, und nimmermehr will aus dem Sinn mir die zerfallne Mühle.
Text Authorship:
- by August Schnezler (1809 - 1853)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani3. Der Spatzen Frühlingskonzert
Laut singet und jauchzet mit Jubelgeschrei der Vögel verwegene Luftkumpanei: Was brauchen wir lang zu studieren? Die Giebel, die Zinnen, die Gassen entlang erfülle die Lüfte ein Zwitschergesang, lasst schmetternd uns musizieren. Wer je einen lumpigen Triller ersann, zu krähen, zu kreischen, zu piepen begann, er soll sich dem Chore vereinen. Kommt flatternd und fliegend, die kreuz und die quer, und hocket auf Latten und Drähten umher, die Großen und alle die Kleinen. Und wenden sich morgens die Leut noch im Bett, vor vier Uhr schon singen wir Doppelquartett und fragen nicht viel nach dem Wetter. Die keifenden Weiber im ragenden Haus, wir lassen sie schmähen, wir lachen sie aus und spotten ob ihrem Gezeter. Und wenn's den Gelehrten im Studium stört und wenn er lateinisch uns Meuchelmord schwört, wir feiern ein Luftbacchanale! Frau Trudel schmiss jüngst den Pantoffel aufs Dach, was fragen wir lustigen Spatzen danach, wir zwitschern ein munter Finale!
Text Authorship:
- by Rudolf Kelterborn (1843 - 1909)
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Abendruhe  [sung text not yet checked]
Wie still die Luft; kein Blatt bewegt sich Rings in den Buchen, dichtbelaubt; Der Sonne letzter Strahl, er legt sich Den stolzen Bäumen auf das Haupt. Und wie in Schlummer hingesunken, Liegt rings die schöne, weite Welt, Noch von dem Glanz der Sonne trunken, Der farbenprächtig sie erhellt. Es wirft der Abend seine Schatten Und seine tiefen Schweigens Spur Rings auf der Wiesen grüne Matten, Auf Thal und Hügel, Feld und Flur. Und aus dem Walde kommt geschritten Der stolze Hirsch, das scheue Reh; Sie nahen sich mit flücht'gen Tritten Dem stillen, schilfumkränzten See. Es tritt der Mond am Waldessaume In stiller Majestät hervor, Die Birken flüstern wie im Traume, Und leise regt sich Schilf und Rohr. Dazwischen schallt in banger Klage Mit lautem Ton des Uhus Schrei, Er fliegt mit leisem Flügelschlage Am Saum des Waldes dir vorbei. Die Sterne ziehn im ew'gen Wandern, Um zu vollbringen ihren Lauf, Hell leuchtend, einer nach dem andern, Am ew'gen Himmelsdom herauf. Und ringsum liegt ein heil'ger Frieden Auf Wald und Flügel, Flur und Thal; O, würde deiner Brust hinieden Solch heil'ge Ruhe auch einmal!
Text Authorship:
- by Heinrich Zeise (1822 - 1914), "Abendruhe"
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Confirmed with Neuer deutscher Parnaß, ed. by Max Moltke, Leipzig: Carl Rühle, 1882, pages 339 - 340.
Researcher for this page: Melanie Trumbull
5. Der Schmied von Rotenburg
Der harte Amboss ist mein Teil, schlag drauf, Gesell, schlag drauf! Er ist mir um die Welt nicht feil, schlag drauf, Gesell, schlag drauf! Mein Hab und Gut heißt froher Mut, gern grüß ich Kron und Fürstenhut, doch wer sich knechtisch schmiegt und biegt, ist wert, dass er im Staube liegt; schlag drauf, Gesell, schlag drauf! Und steh ich an dem hellen Herd, schür an, Gesell, schür an! So halt ich mich des Besten wert, schür an, Gesell, schür an! Bei Wehr und Schild, sobald es gilt für Weib und Kind und Stadtgefild; der mit der Faust den Hammer schwang, er liebt auch Schwertes Sang und Klang, schür an, Gesell, schür an! O Rotenburg, du edle Stadt, Stoß an, Gesell, stoß an! Heil dem, der einst gebaut dich hat! Stoß an, Gesell, stoß an! Das Glück begleit dich allezeit, in Fried und Lust, in Kampf und Streit. Dein treuster Bürger ruft es laut, dem nie vor Schwert und Amboss graut, stoß an, Gesell, stoß an!
Text Authorship:
- by Ernst Viktor Schellenberg (1827 - 1896), as Ernst Veit
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Researcher for this page: Johann Winkler6. Waldlied  [sung text not yet checked]
Grüner Wald, mit deinem Rauschen Stillest du der Seele Drang; Fern den Menschen laß mich lauschen Deiner Lieder trautem Klang! Wald, du lieber, grüner Wald, Ach, wie bald, ja wie bald Lernt in dir man wieder glauben, Was der Klugheit eitles Wort, Was uns Kleinmuth wollte rauben Aus des Herzens heil'gem Hort. Reh und Vöglein wohlgeborgen Finden in dir warmes Zelt; Müden nimmst du gern die Sorgen, Die so emsig schafft die Welt. Wald, du lieber, grüner Wald, Ach, wie bald, ja wie bald, Scheuchest du mit deinem Segen Haß und Groll so weit zurück, Daß uns blühet allerwegen Neuer Liebe Lust und Glück! Durch der Bäume stilles Dunkel Streuet milder Sonnenschein Goldig flimmerndes Gefunkel Leise über Moos und Stein. Wald, du lieber, frommer Wald, Ach, wie bald, ja wie bald Lässest du die Herzen hoffen, Daß sie aus der Erde Nacht Schaun den goldnen Himmel offen, Wo der ew'ge Waldherr wacht!
Text Authorship:
- by Paul Julius Möbius (1853 - 1907), "Waldlied"
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Confirmed with Neuer deutscher Parnass, ed. by Max Moltke, Leipzig: Carl Rühle, 1882, pages 211 - 212.
Researcher for this page: Melanie Trumbull
7. Vergissmeinnicht  [sung text not yet checked]
Sonder Sinn ist keine Blum', Sonder Reiz kein Blümlein; Hat die Rose ihren Ruhm, Veilchen hat sein Rühmlein; Aber allergrößten Ruhm Hat die allerkleinste Blum', Deren Blick ist Himmelsahnung, Und ihr Gruß die Gottesmahnung: Vergißmeinnicht! Vergißnichtmein! Nun und nimmer vergess' ich dein. Darum wo zwei Herzen sind, Zwei vertraute Seelen, Die ein tröstend Angebind' Sich zum Abschied wählen, Sie erkiesen Hand in Hand Jenes Blümlein sich als Pfand, Dessen Blick voll Himmelsbläue Das Gelöbnis ew'ger Treue: Vergißmeinnicht! Vergißnichtmein! Nun und nimmer vergess' ich dein. Sonder Reiz ist keine Blum', Sonder Sinn kein Blümlein; Hat die Rose ihren Ruhm, Veilchen hat sein Rühmlein; Aber allergrößten Ruhm Hat die allerkleinste Blum', Deren Äuglein, sanft erhoben, Stumm gemahnen, still geloben: Vergißmeinnicht! Vergißnichtmein! Nun und nimmer vergess' ich dein.
Text Authorship:
- by Max Leopold Moltke (1819 - 1894), "Vergißmeinnicht"
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Confirmed with Neuer deutscher Parnass: Silberblicke aus der Lyrik unserer Tage, ed. by Max Moltke, Leipzig: Carl Rühle, 1882, pages 220 - 221.
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