Die Wogenrosse schaumen in's Gebiß Und bäumen auf, mit angstgeblähten Nüstern Flieh'n sie an's Land, Ein Dämon hält die feuerfarb'nen Zügel In harter Hand. Wenn er die Peitsche zückt, zerreißt die Nacht, Und über ihn und seine Rosse taumelt Ein blauer Schein, Dann stürzen sich die Möven von den Felsen Herab und schrei'n. Am Ufer steht seit langen Stunden schon, Wahnsinn'ge Angst in den erlosch'nen Blicken, Des Fischers Weib; Der Dämon greift in täppischer Liebkosung Nach ihrem Leib. Wühlt in der wirren Schönheit ihres Haar's Und zerrt von ihren schmalen, weißen Schultern Die Falten fort, In's Ohr ihr raunend mit der heisern Stimme Ein dreistes Wort. Sie hört es nicht! Sie wirft sich auf den Grund Und reckt die Arme flehend ihm entgegen: "Mein Mann . . . mein Mann!" Dann schreit sie auf, und über ihre Glieder Geht das Gespann.
Sturmlieder. Gedichte von Anna Ritter
Song Cycle by Walter Rabl (1873 - 1940)
1. Sturmflut  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921), "Sturmfluth", appears in Gedichte, in 2. Vermischte Gedichte, no. 8
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Anna Ritter, Gedichte, Einundzwanzigste Auflage, Stuttgart und Berlin: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, 1905, pages 79-80.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
2. Sturmeswerben  [sung text not yet checked]
Hei, wie er tobt! Wie er die nackten, Sehnigen Schultern Wild an die zitternden Scheiben stemmt. Wie er ruft, Wie er lockt! Auf dem Tische das Flämmchen Huscht hin und her, Als ob es gescheucht, Verängstigt wär, Und die Rose im Glase Strömt schweren Duft In die dumpfe, Brütende Kammerluft. Was willst du von mir, Du trotz'ger Geselle? Was schaust du mit irren, Glühenden Augen In meine einsame Kammer hinein? Dein soll ich sein, Mit dir wandern? Wohl thät ich's gern, Denn mein Blut ist heiß, Doch will ich dir sagen, Was Keiner weiß: In Liebe bin ich Und süßer Noth, In Sehnsucht, Jubel. In Lust und Tod -- Eines Andern!
Text Authorship:
- by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921), "Sturmeswerben", appears in Gedichte, in 2. Vermischte Gedichte, no. 5
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- ENG English (Sharon Krebs) , "The wooing of the storm", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La cour de l'ouragan", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Anna Ritter, Gedichte, Neunte Auflage, Stuttgart: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, 1900, pages 74-75.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
3. Märzensturm  [sung text not yet checked]
Märzensturm, rufst du mich? Komm nur und hasche mich! Jag' mich den Berg hinan, Sieh doch, wer's besser kann, Du oder ich. Laß mir mein Kleid in Ruh, Unbänd'ger Junge du! Sollen's die Andern seh'n, Wie mir die Röckchen weh'n? Laß mich in Ruh. Schön wie der Sonnenschein, Stark muß mein Liebster sein! Kannst du's, so küsse mich ... Glaubst wohl, du fingest mich? Bild dir nichts ein! Geht dir der Athem aus? Sieh dort am Weg das Haus! Bautz -- fliegt die Thür in's Schloß, Komm, wilder Weggenoß, Hol' mich heraus?
Text Authorship:
- by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921), "Märzensturm", appears in Gedichte, in 2. Vermischte Gedichte, no. 4
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- ENG English (Sharon Krebs) , "March storm", copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Anna Ritter, Gedichte, Neunte Auflage, Stuttgart und Berlin: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, 1900, pages 72-73.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
4. Ich wollt', ich wär des Sturmes Weib  [sung text not yet checked]
Ich wollt', ich wär' des Sturmes Weib, Es sollte mir nicht grausen, Auf Felsenhöhen wohnt' ich dann, Dort, wo die Adler hausen. Die Sonne wäre mir Gespiel, Die Winde meine Knappen, Mit dem Gemahl führ' ich dahin Auf flüchtigen Wolkenrappen. Frei würd' ich sein und stolz und groß, Die Königin der Ferne, Tief unter mir die dumpfe Welt Und über mir die Sterne!
Text Authorship:
- by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921), "Ich wollt', ich wär' des Sturmes Weib", appears in Gedichte, in 2. Vermischte Gedichte, no. 3
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- ENG English (Sharon Krebs) , "I wish I were the wife of the storm", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Je voudrais être le femme de la tempête", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Anna Ritter, Gedichte, Neunte Auflage, Stuttgart: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, 1900, page 71.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]