Es ist so still die Maiennacht, So still des Waldes Hallen; Im Grunde kühl der Bach nur wacht, Thät still vorüberwallen. Es nicken die Blumen leis im Traum, Von gold'nen Tagen rauscht's im Baum, So leise, so heimlich sacht. Horch, eine Amsel in hellem Ton Weckt durch des Waldes Schweigen: Ihr Schläfer, es glüht im Osten schon, Der Wipfel will sich neigen; Empor, o Lerche, den Himmel grüß', Schlag' in der Bläue so laut, so süß, So flieht die Nacht davon! Noch einmal klingt's wie Alphornklang, Da, horch, ist Antwort kommen; O Amsel, hörst du nicht den Sang? Der Wald hat dich vernommen. Es ruft der Pirol so hell im Thal, Der Kukuk ruft mit einemal Das ganze Thal entlang. Der Glocke Ton von fern darein Beginnet süß zu singen, Und in dem Herzen süß und fein Sich alle Glocken schwingen. Das ist ein Singen, das ist ein Klang; Das klinget und singet die Welt entlang; Gott soll gelobet sein!
Vom Rhein. Sechs vierstimmige Männerchöre
Song Cycle by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901)
1. Waldmorgen
Text Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890), "Waldmorgen", appears in Haideröslein ; Ein Liederstrauß, in 1. Naturklänge, first published 1870
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Forest morning", copyright © 2025, (re)printed on this website with kind permission
Note for stanza 2 line 3 word 1: at least two anthologies that reprinted the poem during the author's lifetime changed "Ihre" to "Ihr"; cf. Deutsche Poesie von den Romantikern bis auf die Gegenwart, ed. by Otto Heilinghaus, 1882; and Geschichte der deutschen National-Litteratur, ed. by Gustav Brugier, 1880.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Bertram Kottmann , Sharon Krebs [Guest Editor] , Melanie Trumbull , Johann Winkler2. Die verfallene Mühle
Im Buchengrund in grüner Nacht Liegt die verfallene Mühle, Da bluh'n nur Zauberblumen sacht In Sommer-Mittagsschwüle Das Wasser stürzt zum Rad hinein, Rauscht fort in Waldeskühle, Es rauscht tagaus und rauscht tagein -- Still aber liegt die Mühle. Die Linde einsam vor der Thür Schaut fragend durch die Scheiben, Doch kein Mägdlein tritt herfür Zum Brunnen unter den Eiben. In stiller Nacht nur singt es lind Dort in der Waldeskühle. Am Morgen hat's verweht der Wind, Und einsam liegt die Mühle.
Text Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890), "Die verfallene Mühle", appears in Haideröslein ; Ein Liederstrauß, in 2. Herzensklänge, appears in Waldblumen, in 2. Herzensklänge und Lebensstimmen [3rd edition]
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- ENG English (Sharon Krebs) , "The derelict water-mill", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Franz Alfred Muth, Waldblumen, Dritte, durchaus ausgewählte und reich vermehrte Auflage, Paderborn: Druck und Verlag von Ferdinand Schöningh, 1885, pages 129-130.
Research team for this page: Sharon Krebs [Guest Editor] , Melanie Trumbull3. Rheinfahrt
Es rauschen die Wogen
Im Strome dahin,
Zu Thale wir zogen
Mit lustigem Sinn.
Die Glocken erklangen
Her über den Rhein,
Im Schifflein wir sangen
Beim goldenen Wein.
O ihr sonnigen Berge,
Du duftiges Thal,
Du Winzer, du Ferge,
Ich grüß' euch zumal!
Ihr Burgen, ihr Reben,
Ihr Glocken so süß,
Dich rheinisches Leben,
Euch alle ich grüß'!
Hier Märchen noch tauchen
Aus dunkeler Fluth,
Die Rosen noch hauchen
Hier duftige Gluth;
Die Fideln, die hellen,
Noch rufen zum Reih'n,
Und lust'ge Gesellen
Die singen darein.
...
Wir fröhlichen Zecher,
Beim goldenen Wein,
Wir füllen den Becher:
Ein Hoch auf den Rhein!
Ihr Burgen, ihr Reben,
Ihr Glocken so süß,
Dich rheinisches Leben,
Euch alle ich grüß'!
Text Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890), "Rheinfahrt", appears in Haideröslein ; Ein Liederstrauß, in 1. Naturklänge, appears in Waldblumen, in 2. Herzensklänge und Lebensstimmen [3rd edition]
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- ENG English [singable] (Anonymous/Unidentified Artist) , "Life on the Rhine"
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Franz Alfred Muth, Waldblumen, Dritte, durchaus ausgewählte und reich vermehrte Auflage, Paderborn: Druck und Verlag von Ferdinand Schöningh, 1885, pages 116-117.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Malcolm Wren [Guest Editor] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Andrew Schneider [Guest Editor]4. Der Lebensmüde
Am grünen Rheinesstrande hebt sich ein stattlich Haus, weit schaut es in der Lande vielduftgen Blütenstrauß. Kühl sind wohl seine Keller, doch war im Haus kein Heller ob langem Saus und Braus. Da sprach der alte Zecher wehmütiglich zur Stund: "Vertrocknet sind die Becher, verkauft der Rebengrund! Dies Haus ist nur geblieben, ererbt von meinen Lieben, mein Herz ist weh und wund. Ade, du trostlos Leben, der Strick mach dir ein End; am Balken will ich schweben, das sei mein Testament. Doch halt, im Kellergrunde ruht noch ein Fass zur Stunde." Zum Kellergrund er rennt. "Erst nehm ich noch ein Tränklein vom goldnen Rebensaft; der Tod ist ja kein Schwänklein, ich hol zum Sterben Kraft." Wie gleist der Wein im Glase, wie glüht des Zechers Nase! "Willkomm' aus langer Haft!" Er schlürft, er trinkt in Zügen er schenkt von neuem ein und findet kein Genügen, so duftig ist der Wein. "Sollt ich den Erben lassen solch volles Fass zum Prassen, ein Esel müsst ich sein." Rasch öffnet er den Spunden: "Hinein, verdammter Strick! Noch ist kein Hanf gewunden, zu meucheln mein Genick. Ersauf im Saft der Reben! Nun will ich erst recht leben, Prosit mein künftig Glück!"
Text Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890)
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Abendläuten
Die Glocken, sie läuten zur guten Nacht, Daß Mond und Sterne sind aufgewacht; Die Glocken, sie läuten zum Thal hinein, Sie läuten auch in die Seele mein. Und wie sie läuten, da regen sich Die Jugendträume so wonniglich; -- Die alten Tage so rosenschön, Mir ist, als müßten sie aufersteh'n. Als grüßte der Blume Lieblichkeit Aus Wald und Haide noch zur Zeit, Wie dazumal, da sie so traut, So schwesterlich mich angeschaut. O Sonnenglanz, o Waldesblüh'n, O Vogelschlag, o Heidegrün; O meiner Jugend Lieb' und Lust, Wie wacht ihr auf in meiner Brust! Nun aber bei der Glocke Rast Bewegt zu Thränen bin ich fast; O du mein fröhlicher Jugendsinn, Wie bist du so lange, so lange dahin!
Text Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890), no title, appears in Waldblumen, in 2. Herzensklänge und Lebensstimmen [3rd edition], in Abendgeläute , no. 2
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Evening bells", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
6. Abschied
Heute noch sind wir vereint, Morgen schon das Auge weint, Da wir ferne wandern Einer fort vom Andern. Einen letzten Bruderkuß, Eh' man auseinander muß, Wandern still verlassen Fremde, ferne Gassen. O ihr gold'nen Tage fern, Eurer denken wir dann gern -- Werd' ich je euch finden Noch in allen Winden? Wie das Herz auch brechen will, Liebe denkt der Lieben still: Eng zu allen Stunden Sind wir doch verbunden. Brüder, Eins noch eh' wir geh'n, Bau'n wir fest auf Wiederseh'n! Wollen nicht gar weinen, Gott wird uns schon einen: Auf Wiedersehen!
Text Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890), "Abschied", appears in Haideröslein ; Ein Liederstrauß, in 2. Herzensklänge
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Research team for this page: Sharon Krebs [Guest Editor] , Melanie Trumbull