"Tinte! Tinte, wer braucht? Schön schwarze Tinte verkauf ich!" Rief ein Büblein gar hell Straßen hinauf und hinab. Lachend traf sein feuriger Blick mich oben im Fenster, Eh ich michs irgend versah, huscht er ins Zimmer herein. Knabe, dich rief niemand! - "Herr, meine Ware versucht nur!" Und sein Fäßchen behend schwang er vom Rücken herum. Da verschob sich das halbzerissene Jäckchen ein wenig An der Schulter und hell schimmert ein Flügel hervor. Ei, laß sehen, mein Sohn, du führst auch Federn im Handel? Amor, verkleideter Schelm! soll ich dich rupfen sogleich? Und er lächelt, entlarvt, und legt auf die Lippen den Finger: "Stille! sie sind nicht verzollt - stört die Geschäfte mir nicht! Gebt das Gefäß, ich füll es umsonst, und bleiben wir Freunde!" Dies gesagt und getan, schlüpft er zur Türe hinaus. - Angeführt hat er mich doch: denn will ich was Nützliches schreiben, Gleich wird ein Liebesbrief, gleich ein Erotikon draus.
Zehn Mörike-Burlesken für fünf Stimmen
Song Cycle by Manfred Schlenker (1926 - 2023 )
1. Lose Ware  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Lose Ware"
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- ENG English (Peter Palmer) , "Undeclared goods", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
2. Erstes Liebeslied eines Mädchens  [sung text not yet checked]
Was im Netze? Schau einmal! Aber ich bin bange; Greif' ich einen süßen Aal? Greif' ich eine Schlange? Lieb' is blinde Fischerin; Sagt dem Kinde, Wo greift's hin? Schon schnellt mir's in Händen! Ach Jammer! O Lust! Mit Schmiegen und Wenden Mir schlüpft's an die Brust. Es beißt sich, o Wunder! Mir keck durch die Haut, Schießt's Herze hinunter! O Liebe, mir graut! Was tun, was beginnen? Das schaurige Ding, Es schnalzet dadrinnen, Es legt sich im Ring. Gift muß ich haben! Hier schleicht es herum, Tut wonniglich graben Und bringt mich noch um!
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Erstes Liebeslied eines Mädchens"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , no title, copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Premier chant d'amour d'une jeune fille", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "Première chanson d'amour d'une jeunette", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Paolo Pupillo) , "Primo canto d’amore d’una fanciulla", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Eduard Mörike, Gedichte Dramatisches Erzählendes, Stuttgart: J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachf., 1961, page 43
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
3. Begegnung  [sung text not yet checked]
Was doch heut Nacht ein Sturm gewesen, Bis erst der Morgen sich geregt! Wie hat der ungebetne Besen Kamin und Gassen ausgefegt! Da kommt ein Mädchen schon die Straßen, Das halb verschüchtert um sich sieht; Wie Rosen, die der Wind zerblasen, So unstet ihr Gesichtchen glüht. Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen, Er will ihr voll Entzücken nahn: Wie sehn sich freudig und verlegen Die ungewohnten Schelme an! Er scheint zu fragen, ob das Liebchen Die Zöpfe schon zurecht gemacht, Die heute Nacht im offnen Stübchen Ein Sturm in Unordnung gebracht. Der Bursche träumt noch von den Küßen, Die ihm das süße Kind getauscht, [Er steht,]1 von Anmut hingerissen, Derweil sie um die Ecke rauscht.
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Begegnung"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Encontre", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Encounter", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Rencontre", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "Rencontre", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Incontro", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Paolo Pupillo) , "Incontro", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
1 omitted by Reger.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
4. Lied vom Winde  [sung text not yet checked]
Sausewind, Brausewind, Dort und hier! Deine Heimat sage mir! "Kindlein, wir fahren Seit viel vielen Jahren Durch die [weit weite]1 Welt, Und möchten's erfragen, Die Antwort erjagen, Bei den Bergen, den Meeren, Bei des Himmels klingenden Heeren: Die wissen es nie. Bist du klüger als sie, Magst du es sagen. -- Fort, wohlauf! Halt uns nicht auf! Kommen andre nach, unsre Brüder, Da frag wieder!" Halt an! Gemach, Eine kleine Frist! Sagt, wo der Liebe Heimat ist, Ihr Anfang, ihr Ende? "Wer's nennen könnte! Schelmisches Kind, Lieb' ist [wie]1 Wind, Rasch und lebendig, Ruhet nie, Ewig ist sie, Aber nicht immer beständig. -- [Fort! Wohlauf! auf! Halt uns nicht auf! Fort über Stoppel und Wälder und Wiesen!]1 Wenn ich dein Schätzchen seh', Will ich es grüßen. Kindlein, ade!"
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Lied vom Winde"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , no title, copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Chant du vent", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Canto del vento", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Eduard Mörike, Gedichte Dramatisches Erzählendes, Stuttgart: J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachf., 1961, pages 60-61
1 omitted by Ostrzyga.Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
5. Die Schwestern  [sung text not yet checked]
Wir Schwestern zwei, wir schönen, So gleich von Angesicht, So gleicht kein Ei dem andern, Kein Stern dem andern nicht. Wir Schwestern zwei, wir schönen, Wir haben [lichtebraune]1 Haar', Und [flichst]2 du sie in einen Zopf, Man kennt sie nicht fürwahr. Wir Schwestern zwei, wir schönen, Wir tragen gleich Gewand, Spazieren auf dem Wiesenplan Und singen Hand in Hand. Wir Schwestern zwei, wir schönen, Wir spinnen in die Wett', Wir sitzen an einer Kunkel[,] Wir schlafen in einem Bett. O Schwestern zwei, ihr schönen, Wie hat sich das Blättchen [gewend't]3! Ihr liebet einerlei Liebchen -- [Und jetzt]4 hat das Liedel ein End'.
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Die Schwestern"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Les germanes", copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De zussen", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Siân Goldthorpe) (Christian Stein) , "The sisters", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "Les sœurs", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Giulio Cesare Barozzi) , "Le sorelle", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Eduard Mörike, Gedichte, Dramatisches, Erzählendes, Zweite, erweiterte Auflage, Stuttgart: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachf., 1961, pages 63-64.
1 Brahms: "nußbraun"2 Brahms: "flichtst"
3 Brahms: "gewandt"
4 Brahms: "Jetzt"
Research team for this page: Siân Goldthorpe , Sharon Krebs [Guest Editor]
6. Das verlassene Mägdlein  [sung text not yet checked]
Früh, [wann]1 die Hähne kräh'n, Eh' die Sternlein [verschwinden]2, Muß ich am [Herde stehn]3, Muß Feuer zünden. Schön ist der [Flammen]4 Schein, [Es]5 springen die Funken. Ich schaue so [drein]6, In Leid versunken. Plötzlich, da kommt es mir, Treuloser Knabe, Daß ich die Nacht von dir Geträumet habe. Träne auf Träne dann Stürzet hernieder; So kommt der Tag heran - O ging' er wieder!
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Das verlassene Mägdlein"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Het in de steek gelaten meisje", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , no title, copyright ©
- ENG English [singable] (Walter A. Aue) , "The abandoned maid", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La petite femme abandonnée", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "La petite servante délaissée", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Lourdes Leon) , no title, copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Eduard Mörike, Gedichte, Dramatisches, Erzählendes, Zweite, erweiterte Auflage, Stuttgart: J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachf., 1961, pages 61-62.
1 Bock, Feyhl: "wenn"; Senger: "eh' " (further changes may exist not noted above).2 Schumann, Pfitzner (SJ5), Wolf: "schwinden"
3 van Eijken, Schumann: "Heerde steh'n"
4 Schumann, Wetzel: "Flamme"
5 Reinecke: "Hell"
6 Reinecke, Schumann, Pfitzner (SJ5), Wolf: "darein"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
7. Ritterliche Werbung  [sung text not yet checked]
"Wo gehst du hin, du schönes Kind?" "Zu melken, Herr!" -sprach Gotelind. "Wer ist dein Vater, du schönes Kind?" "Der Müller im Tal!" -sprach Gotelind. "Wie, wenn ich dich freite, schönes Kind?" "Zu viel der Ehre!" -sprach Gotelind. "Was hast du zur Mitgift, schönes Kind?" "Herr, mein Gesichte!" -sprach Gotelind. "So kann ich dich nicht wohl frein, mein Kind." "Wer hat's Euch geheißen?" -sprach Gotelind
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875)
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- ENG English (Charles James Pearson) , "Chivalrous Courting", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
8. Am Walde  [sung text not yet checked]
Am Waldsaum kann ich lange Nachmittage, Dem Kuckuck horchend, in dem Grase liegen; Er scheint das Tal gemächlich einzuwiegen Im friedevollen Gleichklang seiner Klage. Da ist mir wohl, und meine schlimmste Plage, Den Fratzen der Gesellschaft mich zu fügen, Hier wird sie mich doch endlich nicht bekriegen, Wo ich auf eigne Weise mich behage. Und wenn die feinen Leute nur erst dächten, Wie schön Poeten ihre Zeit verschwenden, Sie würden mich zuletzt noch gar beneiden. Denn des Sonetts gedrängte Kränze flechten Sich wie von selber unter meinen Händen, Indes die Augen in der Ferne weiden.
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Am Walde"
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- ENG English (Sharon Krebs) , "By the forest", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "En forêt", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
9. Abschied  [sung text not yet checked]
Unangeklopft ein Herr tritt Abends bei mir ein: »Ich habe die Ehr', Ihr Rezensent zu sein!« Sofort nimmt er das Licht in die Hand, besieht lang meinen Schatten an der Wand, rückt nah und fern: »Nun, lieber junger Mann, sehn Sie doch gefälligst mal Ihre Nas' so von der Seite an! Sie geben zu, daß das ein Auswuchs is'.« Das? Alle Wetter - gewiß! Ei Hasen! ich dachte nicht, all' mein Lebtage nicht, daß ich so eine Weltsnase führt' im Gesicht! Der Mann sprach noch [Verschiedenes]1 hin und her, ich weiß, auf meine Ehre, nicht mehr; meinte vielleicht, ich sollt' ihm beichten. Zuletzt stand er auf; ich tat ihm leuchten. Wie wir nun an der Treppe sind, da geb' ich ihm, ganz frohgesinnt, einen kleinen Tritt, nur so von hinten aufs Gesäße mit - alle Hagel! ward das ein Gerumpel, ein Gepurzel, ein Gehumpel! Dergleichen hab' ich nie gesehn, all' mein Lebtage nicht gesehn einen Menschen so rasch die Trepp' hinabgehn!
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Abschied"
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Comiat", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Farewell", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Adieu", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "Adieu", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Congedo", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Gerardo Garciacano Hinojosa) (Simone von Büren) , "Despedida", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
1 Wolf: "Verschied'nes"
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
10. Muse und Dichter  [sung text not yet checked]
"Krank nun vollends und matt! Und du, o Himmlische, willst mir Auch schon verstummen - o was deutet dies Schweigen mir an? Gib die Leier!" - "Nicht doch, dir ist die Ruhe geboten. Schlafe! träume nur! still ruf ich dir Hülfe herab. Deinem Haupte noch blühet ein Kranz; und sei es zum Leben, Sei's zum Tode, getrost! meine Hand windet ihn dir." "Keinen Lorbeer will ich, die kalte Stirne zu schmücken: Laß mich leben, und gib fröhliche Blumen zum Strauß!"
Authorship:
- by Eduard Mörike (1804 - 1875), "Muse und Dichter"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]