Wo wohnt der liebe Gott? [Sieh']1 dort den blauen Himmel an, Wie fest er steht so lange Zeit, Sich wölbt so hoch, sich streckt so weit, Daß ihn kein Mensch erfassen kann; Und sieh' der Sterne goldnen Schein Gleich als viel tausend Fensterlein: Das ist des lieben Gottes Haus, Da wohnt er drin und schaut heraus, Und [schaut]2 mit Vateraugen nieder Auf dich und alle deine Brüder. Wo wohnt der liebe Gott? Hinaus tritt in den [dunklen]3 Wald; Die Berge sieh' zum Himmel gehn, Die Felsen, die wie Säulen stehn, Der Bäume [ragende Gestalt]4; Horch, wie es [in den]5 Wipfeln rauscht, Horch, wie's im stillen Thale [lauscht]6. Dir schlägt das Herz, du merkst es bald, Der liebe Gott wohnt in dem Wald; [Dein Auge zwar kann ihn]7 nicht sehen, Doch fühlst du seines Odems Wehen. Wo wohnt der liebe Gott? Hörst du der Glocken hellen Klang? Zur Kirche rufen sie dich hin. Wie ernst, wie freundlich [ist's darin]8! Wie lieb und traut und doch wie bang! Wie singen sie mit [frommer]9 Lust! Wie beten sie aus tiefer Brust! Das macht, der [Herr Gott wohnet]10 da; Drum kommen sie von fern und nah', Hier vor sein Angesicht zu treten, Zu flehn, zu danken, anzubeten. Wo wohnt der liebe Gott? Die ganze Schöpfung ist sein Haus. Doch wenn es ihm so wohl gefällt, So wählet in der weite Welt Er sich die engste Kammer aus. Wie ist das Menschenherz so klein! Und doch auch da zieht Gott herein. O halt' das deine fromm und rein, So wählt er's auch zur Wohnung sein. Und kömmt mit seinen Himmelsfreuden, Und wird nie wieder von dir scheiden!
Zweistimmige Gesänge für Frauen- und Männerstimmen mit Pianoforte , opus 44
by Georg Eduard Goltermann (1824 - 1898)
1. Wo wohnt der liebe Gott  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Johann Wilhelm Hey (1789 - 1854), no title, appears in Fünfzig Fabeln für Kinder
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View original text (without footnotes)Confirmed with Johann Wilhelm Hey, Fünfzig Fabeln für Kinder, neue Ausgabe, Gotha: Friedrich Andreas Perthes, 1852, pages 28 - 30.
1 Lenz: "Seht"2 Lenz: "sieht"
3 Lenz: "dunkeln"
4 Lenz: "kräft'ge Wohlgestalt"
5 Lenz: "dort in"
6 Lenz: "rauscht"
7 Lenz: "Es kann dein Aug' ihn zwar"
8 Lenz: "ist es drin"
9 Lenz: "froher"
10 Lenz: "liebe Gott ist"
Researcher for this page: Melanie Trumbull
2. Zwiegesang  [sung text not yet checked]
Im Fliederbusch ein Vöglein saß In der stillen, schönen Maiennacht, Darunter ein Mägdlein im hohen Gras In der stillen, schönen Maiennacht. Sang Mägdlein, hielt das Vöglein Ruh', Sang Vöglein, hört' das Mägdlein zu, Und weithin klang Der Zwiegesang Das mondbeglänzte Thal entlang. Was sang das Vöglein im Gezweig Durch die stille, schöne Maiennacht? Was sang doch wohl das Mägdlein [gleich]1 Durch die stille, schöne Maiennacht? Von Frühlingssonne das Vögelein, Von Liebeswonne das Mägdelein. Wie der Gesang Zum Herzen [drang]2, [Vergess']3 ich nimmer mein [Lebelang]4!
Authorship:
- by Robert Reinick (1805 - 1852), "Zwiegesang", appears in Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde, appears in Lieder, in Frühling und Liebe, first published 1838
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Duet", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , no title, copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Duetto", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- POR Portuguese (Português) (Elke Beatriz Riedel) , "Canto a dois", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
First published in Deutscher Musenalmanach auf das Jahr 1837, p. 217.
Confirmed with Robert Reinick, Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde, neu herausgegeben von Adolf Bothe, München: Verlag Rösl u. Cie., 1919, page 4
1 omitted by Mangold2 W. Berger and Mangold: "klang"
3 Dresel: "Vergeß'"
4 in Reinick's later versions (1838, 1844, etc.): "Leben lang" (used by W. Berger and Mangold)
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3. Scheiden  [sung text not yet checked]
Wenn sich ein junger Knabe muß Von seinem Mädchen scheiden, Wie bringt doch jeder letzte Kuß Statt Lust nur neues Leiden! Und wenn erst gar die Stunde schlägt, Und er sich losgerissen, Das arme Herz es kaum erträgt, Das Auge will zerfließen. [Nun]1 geht er seiner Straße nach, Die Brust will ihm zerspringen; Was kümmert ihn der Frühlingstag, Und ob die Vögel singen! Bis um ihn her [sich]2 weit und breit [Die stille Nacht geschwungen]3, Da hat er denn sein Herzeleid In Liedern ausgesungen.
Authorship:
- by Robert Reinick (1805 - 1852), "Scheiden", appears in Lieder, in Frühling und Liebe, in Wanderers Nachtlieder, no. 1, first published 1844
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Lieder von R. Reinick, Maler, Berlin: Verlag von Carl Reimarus, Gropius'sche Buch- und Kunsthandlung, 1844, page 58.
1 Bussmeyer: "Da"2 Bussmeyer: "ist"
3 Bussmeyer: "Der laute Tag verklungen"
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4. An den Maienwind  [sung text not yet checked]
Maienwind! Halt, halt! nicht so geschwind! Nimmst ja alle Blüthen mir weg, Das es schneiet auf Weg und Steg, Wirfst mir [gar]1 den Schnee in's Gesicht Haufenweise, du böser Wicht! Maienwind! Halt, halt! nicht so geschwind! Maienwind! Halt, halt! nicht so geschwind! Fliehn ja alle Vöglein vor Schreck Tief in den Wald in's sichre Versteck, Und die zarten Blümlein der Au, Ach, wie sie zittern schau, o schau! Maienwind! Halt, halt! nicht so geschwind! Maienwind! Halt, halt! nicht so geschwind! Jagst nur von den Bergen daher Wetterwolken mir schwarz und schwer, Weh, kein einziger Sonnenstrahl Blickt mehr hinab auf das Blüthenthal! Maienwind! Halt, halt! nicht so geschwind! Maienwind! Halt, halt! nicht so geschwind! Willst du zürnen, ei denn nimm mit Lieber meine Sorgen, ich bitt, Meinethalben über das Meer Heute noch mit dem ganzen Heer! Maienwind! Fort, fort! geschwind, geschwind!
Authorship:
- by Friedrich Heinrich Oser (1820 - 1891), "An den Maienwind", appears in Liederbuch, in 1. Naturlieder, no. 80
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "To the May wind", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Liederbuch von Friedrich Oser. 1842-1874, Basel: Benno Schwabe Verlagsbuchhandlung, 1875, pages 70-71.
1 Schletterer: "ja"Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Melanie Trumbull