Es [flackern]1 im Gotteshage Am Allerseelentage Viel hundert Kerzen im Wind. Ganz abseits an der Mauer Kniet auf dem Grund in Trauer Ein bleiche-, abgehärmtes Kind. Sie hat kein Grab zu pflegen, Wem gilt ihr Totensegen? Wem flammt ihr kleines Licht? Zwei Tränen seh’ ich blinken Und auf den Rasen sinken; Doch still! Sie schlägt ein Kreuz und spricht: „Ich trage Leid um Einen, Dem noch die Sonnen scheinen; Die Treue war ihm feil. Er hat die Andre geworben, Er ist für mich gestorben; Mir bangt für seiner Seele Heil. Ihm zünd’ ich diese Kerze, Der mir versehrt das Herze Und mich versenkt in Leid. Ihm wolle Gott vergeben Und ihm nach diesem leben Verschließen nicht die Seligkeit.“
Sechs Lieder für 1 Singstimme mit Pianofortebegleitung , opus 2
by Heinrich Seligmann
1. Allerseelen  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Allerseelen", appears in Krug und Tintenfass, in Aus halbvergangener Zeit
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View original text (without footnotes)1 Seligmann: "flattern"; further changes may exist not shown above.
2. Gestillte Sehnsucht  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Wenn still [mit]1 seinen letzten Flammen Der Abend in das Meer versank, Dann wandeln [traulich wir]2 zusammen Am [Waldgestad im]3 Buchengang. Wir sehn den Mond [durch]4 Wolken steigen, Wir hören fern die Nachtigall, Wir atmen Düfte, doch wir schweigen - Was soll der Worte leerer Schall? Das höchste Glück hat keine Lieder, Der Liebe Lust ist still und mild; Ein Kuß, ein Blicken hin und wieder, Und alle Sehnsucht ist gestillt.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 1. Erstes Buch, in Lieder als Intermezzo, no. 22
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
1 Pache: "in"; further changes may exist not shown above.
2 Sucher: "wir traulich"
3 Randhartinger and some other editions of Geibel: "Ufer in dem"; Sucher: "Ufer durch den"
4 Sucher: "aus"
3. Meiden  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Es schleicht ein zehrend Feuer Durch mein [Gebein]1; Mein Schatt' ist mir nicht treuer [Wie]2 diese Pein. Ich höre die Stunden [ziehen]3 Trüben Gesichts; Sie kommen, weilen, [fliehen]4 -- Und ändern nichts. Der Sommer kommt gegangen, [Mir ist's wie]5 Traum; Am Busch [Wildröslein hangen]6, Ich acht' es kaum. Es schlagen die Nachtigallen [In Wald und Plan]7; Laß [schallen]8, laß verhallen! Was geht's mich an? Ich fühle nur das eine In meinem Sinn: Daß ich von dir, du Reine, Geschieden bin. Mein Schatt' ist mir nicht treuer [Wie]9 diese Pein; [Und zehrend schleicht das Feuer]10 Durch mein Gebein.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Meiden"
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- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
1 Kappeller: "Geblüt"
2 Kappeller, Schachner, Thuille: "Als"
3 Schachner: "zieh'n"
4 Kappeller: "und fliehen"
; Schachner: "flieh'n"
5 Schachner: "Es war ein"
6 Schachner: "Waldröslein hangen"; Thuille: "Waldröslein blühen"
7 Kappeller: "Im Wald und Flur"; Schachner: "Im Wald und Plan"; Thuille: "In Feld und Plan"
8 Thuille: "schlagen"
9 Schachner, Thuille: "Als"
10 Schachner: "Es schleicht ein zehrend Feuer"
4. Wenn junge Herzen brechen  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Wenn junge Herzen brechen, So lachen drob die Sterne, Sie lachen und sie sprechen Herab aus der blauen Ferne: «Die armen Menschen lieben Sich zwar mit vollen Seelen, Und müssen sich doch betrüben, Und gar zu Tode quälen. Wir haben nie empfunden Die Liebe, die so verderblich Den armen Menschen drunten; Drum sind wir auch unsterblich.»
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Nachgelesene Gedichte 1828-1844 , no. 72
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5. Der Wildbach an die Blume  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Sinkende Blume, was willst du von mir? Ruhe und Treu', -- nie verhieß ich sie dir, Konnte sie nimmer verheißen! Ich bin ein flüchtiger, flüssiger Pfeil, Sturm ist mein Leben und Braus ist mein Theil, Und mein Kuß ein verderblich Zerreißen! Was hast du so nickend vom Ufer geschaut? Was hast du der werbenden Woge vertraut? Sie redete nicht von Frieden! Ob nun vor dem schäumenden Freier dir graut, -- Nun bist du des Stromes erkorene Braut, Mir bist du verwirkt und beschieden! Was klagst du mich an, was verlangst du zurück? Nur sprudelndes Vorwärts ist Leben und Glück, Ich kenne kein sanftes Verweilen. Kann nicht lauschen auf dich und dein flüsterndes Weh, -- Hörst du die ferne, die brandende See? Sie ruft mich, zu ihr muß ich eilen! Doch klage nicht! Achte dein Los für Gewinn: Und zieht's dich verschlingend zur Tiefe dahin, Und wirst du nimmer genesen: -- Du gehörtest dem Starken in schäumender Lust Und sinkst du mir todt von der brausenden Brust, -- Eine Königin bist du gewesen!
Text Authorship:
- by Felix Ludwig Julius Dahn (1834 - 1912), "Der Wildbach an die Blume", appears in Aus der Jugendzeit, in Junge Liebe
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Confirmed with Gedichte von Felix Dahn. Zweite Sammlung, Dritte, durchgelehene und verbesserte Auflage. Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel, 1883, p. 304.
6. Mein Schätzelein  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Rothhaarig ist mein Schätzelein, Rothhaarig wie ein Fuchs, Und Zähne hat's wie Helfenbein Und Augen wie ein Luchs. Und Wangen wie ein Rosenblatt Und Lippen wie ein Kirsch, Und wenn es ausgeschlafen hat, So schreitet's wie ein Hirsch. Im Köpfchen sitzt ihm ein Kobold, Ein Grübchen in dem Kinn, Ein Herzchen hat es klar wie Gold Und kreuzfidelen Sinn. Wie Silberglöcklein spricht's und lacht's, Wie eine Lerche singt's, Und tanzen kann's und Knixe macht's, Und wie ein Heuschreck springt's. Und lieben thut's mich, Zapperlot! Das weiss was Lieben heisst, Und küsst es mich -- Schockschwerenoth! Ich denk' manchmal, es beisst. Doch weiter kriegt ihr nichts heraus, Und fragt ihr früh und spat, Es kratzt mir sonst die Augen aus, Wenn ich noch mehr verrath.
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Der Rattenfänger von Hameln: Eine Aventiure, first published 1876
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission