Wer recht in Freuden wandern will, Der geh' der Sonn' entgegen; Da ist der Wald so kirchenstill, Kein Lüftchen mag sich regen. Noch sind nicht die Lerchen wach, Nur im hohen Gras der Bach Singt leise den Morgensegen. Die ganze Welt ist wie ein Buch, Darin uns aufgeschrieben In bunten Zeilen manch' ein Spruch, Wie Gott uns treu geblieben. Wald und Blumen, nah' und fern, Und der helle Morgenstern Sind Zeugen von seinem Lieben. Die Andacht zieht da wie ein Hauch Durch alle Sinnen leise, Da pocht an's Herz die Liebe auch In ihrer stillen Weise. Pocht und pocht, bis sich's erschließt, Und die Lippe überfließt Von lautem, jubelndem Preise. Und plötzlich läßt die Nachtigall Im Busch ihr Lied erklingen, In Berg und Tal erwacht der Schall Und will sich aufwärts schwingen, Und der Morgenröte Schein Stimmt in lichter Gluth mit ein: Laßt uns dem Herrn lobsingen.
Sechs Lieder für vierstimmigen Männerchor , opus 13
by Julius Otto Grimm (1827 - 1903)
1. Morgenwanderung
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Morgenwanderung", appears in Jugendgedichte, in 3. Drittes Buch, in Athen
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Note: in Reinthaler's setting, in stanza 3 (the second stanza of the sung text), line 7, word 1 ("Von") is "Zu" in some voices.
2. Wanderlied
Lustig Blut und frische Lieder, So gebührt's dem Wandersmann; Berg hinauf und Thal hernieder Ficht ihn sonst das Heimweh an. Ging ich singend sonder Ruh Manche Meil' in lauter Wonnen. Süßer klarer Liederbronnen, Riesele, riesele immerzu! Wenn der Wald thut kühlig rauschen In der warmen Sommerluft, Müssen Eich' und Linde lauschen Auf den Klang aus meiner Brust. Ob auch reißen Rock und Schuh, Jauchze doch im Schein der Sonnen. Süßer klarer Liederbronnen, Riesele, riesele immerzu! Aber so die Winde streichen Und regieren über Feld, Sing' ich allestund ingleichen, Bis die Trübe sich erhellt. Denke dann: Du Wetter du, Bist vor meinem Sang zerronnen. Süßer klarer Liederbronnen, Riesele, riesele immerzu! Und in Dörflein und in Städtchen Zieh ich nur mit Liedern ein; Alle tugendlichen Mädchen Nicken mir vom Fensterlein. Habe gleich als wie im Nu Einen herz'gen Schatz gewonnen; Süßer klarer Liederbronnen, Riesele, riesele immerzu!
Text Authorship:
- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler, in Das Märchen von Musje Morgenroth und Jungfer Abendbrod, first published 1850
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3. Der traurige Jäger
Zur ew'gen Ruh' sie singen die schöne Müllerin, die Sterbeglocken klingen wohl über'm Waldgrund hin. Da steht ein Fels so kühle, wo keine Wandrer gehn, noch einmal nach der Mühle will dort der Jäger gehn. Die Wälder rauschen leise, sein Jagen ist vorbei, der blies so irre Weise, als müsst' das Herz entzwei. Und still dann in der Runde war's über Tal und Höh'n, man hat seit dieser Stunde ihn nimmermehr gesehn.
Text Authorship:
- by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857), "Der traurige Jäger", appears in Gedichte, in 7. Romanzen
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De treurige jager", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "The sad huntsman", copyright © 2007
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le chasseur triste", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- POR Portuguese (Português) (Margarida Moreno) , "O caçador triste", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission