O Mariamne, dieses Herz, Das dein Herz bluten liess, muss bluten; Auf Rache folget Todesschmerz, die Reu'auf wilden Zornes Gluthen. O Mariamne, Mariamne! Wo bist du? Du siehst nicht meine Thränen fluthen: Sonst winktest du mir Mitleid zu, wenn Gottes Strafen auch nicht ruhten. Ach! Und ist sie todt? Sie durften's thun Auf mein Geheiss ihr Blut verspritzen? Mein Tod war's! Denn ich sehe nun Dasselbe Schwert mir drohend blitzen. Doch du Gemordete bist kalt; Und strebt ich auch nach jenen Sitzen, wohin du ohne mich gewallt, ich werde nimmer sie besitzen. Mit hir, die trug mein Diadem, ist all mein Glück zu Grab' getragen. Die Blume von Jerusalem hab' ich, dem sie geblüht, zerschlagen. Mein ist die Schuld, die Hölle mein, die mich verdammt zu ewgen Plagen und immer tödtend wird die Pein, selbst niemals todt, mein Herz zernagen!
Hebräische Gesänge , opus 4
by Carl Loewe (1796 - 1869)
1. Herodes' Klage um Mariamne  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Franz Theremin (1780 - 1846), "Herodes' Klage um Mariamne", written 1820, appears in Hebräische Gesänge
Based on:
- a text in English by George Gordon Noel Byron, Lord Byron (1788 - 1824), "Herod's lament for Mariamne", appears in Hebrew Melodies, no. 16, first published 1815
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2. An den Wassern zu Babel  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
An Babylons Wassern gefangen Da weinten wir, denkend den Tag, Da feindliche Waffen erklangen, Da die hohe Zion erlag, Und ihre Töchter mit Bangen Verließen don heimische Dach. Den Strom sahen traurig wir wallen In Freiheit die Felder entlang. Laßt ein Lied von Zion erschallen! So hieß es. Vergeblicher Zwang! Die Hand soll in Staub mir zerfallen, Vernehmt ihr den heiligen Klang. Die Harfe wollen wir hängen Hier unter die Weiden am Strand. Frei bleib' sie mit ihren Gesängen, O Zion, dein einziges Pfand, Nie soll'n mit dess Ton nie sich mengen, Der verwüstet das heilige Land.
Text Authorship:
- by Franz Theremin (1780 - 1846), "An den Wassern zu Babel", appears in Hebräische Gesänge, first published 1820
Based on:
- a text in English by George Gordon Noel Byron, Lord Byron (1788 - 1824), "By the rivers of Babylon we sat down and wept", appears in Hebrew Melodies, no. 14, first published 1815
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3. Wär' ich wirklich so falsch?  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Wär' ich wirklich so falsch, als der Irrtum es glaubt, Was käm' von so fern' ich, der Heimat beraubt? Was entsagt' ich dem Glauben nicht? Dies wär' genug, Zu lösen den auf uns geworfenen Fluch. Wenn der Böse nie siegt, dann mag Gott mit dir sein, Wenn der Sklave nur sündigt, bist freilich du rein. Du sagst, daß auch droben Verbannung mir dräu': So leb' deinem Glauben, ich sterbe getreu. Was ich gab für den Glauben, wo fänd' ich's bei dir? Der Gott, der dir Macht ließ, bezeuget es mir. In ihm ruht mein Herz und mein hoffender Sinn; Mein Land und mein Leben, ich geb' es dir hin.
Text Authorship:
- by Franz Theremin (1780 - 1846), "Wär ich wirklich so falsch", appears in Hebräische Gesänge, first published 1820
Based on:
- a text in English by George Gordon Noel Byron, Lord Byron (1788 - 1824), "Were my bosom as false as thou deem'st it to be", appears in Hebrew Melodies, no. 17, first published 1815
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4. Alles ist eitel, spricht der Prediger  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Es waren Ruhm und Weisheit mein, Und Jugend und mächtiges Walten. Ich trank aus goldnen Bechern Wein, Umgeben von holden Gestalten. Ich sonnte mein Herz in ihrem Blick, Und fühlte von Lieb' es erglühen. Was der Mensch sich wünscht, und was spendet das Glück, War mir, als dem Herrscher, verliehen. Ich lasse die verfloßne Zeit Am Geist vorüber schweben. Möcht' ich bei all' der Herrlichkeit Sie noch einmal verleben? Kein Tag, keine Stund' ist dahingerollt Wo sanft mein Herz gerastet, Und meine Würde schmückte kein Gold, Das mich nicht schwer belastet. Die grimmen Schlangen auf dem Feld, Vermag die Kunst zu zähmen; Die, so das Herz gefangen hält, Wie ihr den Stachel nehmen? Sie horcht nicht auf der Weisheit Wort, Auf Saiten, kunstvoll geschlagen, Ihr Stachel brennet immerfort, Der Geist, er muß es ertragen!
Text Authorship:
- by Franz Theremin (1780 - 1846), "Alles ist eitel, spricht der Prediger", appears in Hebräische Gesänge, first published 1820
Based on:
- a text in English by George Gordon Noel Byron, Lord Byron (1788 - 1824), "All is vanity, saith the preacher", appears in Hebrew Melodies, no. 21, first published 1815
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5. Totenklage  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Du in der Schönheit strahlendem Schein Entschwundene, dich drücke kein lastender Stein! Es soll'n auf deines Hügels Grün Des Jahres frühste Rosen blühn, Und sanften Schatten die Zypressen streun. Und bei dem Strom, der dort die Fluren tränkt, Wird von der Trauer deine Gruft bewacht. In Träume, in Gedanken tief versenkt, Weilt sie so lange, schreitet sie so sacht, Als störe sie die Ruhe deiner Nacht. "Hinweg! vergeblich ist der Schmerz, Den Tod erweicht nicht deine Qual!" Ach, wird dadurch geheilt das Herz, Geringer der Betrübten Zahl? Du selbst, der dies mir zuruft -- naß Ist ja dein Aug', und deine Wange blaß.
Text Authorship:
- by Franz Theremin (1780 - 1846), "Todtenklage", appears in Hebräische Gesänge, first published 1820
Based on:
- a text in English by George Gordon Noel Byron, Lord Byron (1788 - 1824), "Oh! snatched away in beauty's bloom", appears in Hebrew Melodies, no. 8
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6. Tränen und Lächeln  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Ich sah die volle Träne glühn In deines Auges Blau, Das wie ein Veilchen mir erschien Benetzt mit Tropfen Tau. Ich sah es lächeln: da erblich Vor ihm des Sapphirs Schein, Des Aug's lebend'gem Strahle wich Der glanzerfüllte stein. Den Wolken oft die Sonn' ertheilt Ein Blau, so tief und mild, Das an dem Himmel noch verweilt, Wenn Dämm'rung ihn umhüllt: So heilt solch Lächeln in dem Blick, Das Herzens trübsten sinn, Und läßt ihm einen Strahl zurück, Der leuchtet drüber hin.
Text Authorship:
- by Franz Theremin (1780 - 1846), "Thränen und Lächeln", written 1820, appears in Hebräische Gesänge
Based on:
- a text in English by George Gordon Noel Byron, Lord Byron (1788 - 1824), "I saw thee weep", appears in Hebrew Melodies, no. 10
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