Am Himmel hing das Silberhorn, Und linde Mailuft wehte. Da sass der Hans am Waldesborn Und herzte seine Grete. Das bunte Volk der Vögel schlief, Kein Lauscher war darunter, Die alten Tannen träumten tief, Der Bach allein war munter, Und lustig lachend sang die Fluth: "Der Hansel ist der Gretel gut." Der Waldbach kam nach kurzer Frist Zum goldnen Stern geschwommen. Dort sprach der Wirth mit arger List: "Ei, Bächlein, schön willkommen!" Und goss die Wasserfluth alsbald In's Weinfass unverfroren; So kam die neue Mär vom Wald Den Durstigen zu Ohren. Da raunten sie im goldnen Stern: "Der Hansel hat die Gretel gern." Die Grete wünschte gute Nacht Und liess den Hans alleine, Und weil das Küssen durstig macht, So ging der Hans zum Weine. Am Zechtisch sass er untenan Und trank mit tiefen Zügen; Da drängte sich der Schwärm heran Mit frischgefüllten Krügen, Sie stiessen an und riefen laut: „Der Hansel hoch und seine Braut!"
Sechs Lieder für gemischten Chor (Humoristische Gesänge 3. Folge) , opus 15
by Fürchtegott Ernst August Riedel (1855 - 1929)
Heft 1 -- 1. Das schwatzhafte Wasser  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Das schwatzhafte Wasser", appears in Krug und Tintenfass, in Aus halbvergangener Zeit
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- ENG English (Sharon Krebs) , "The gossipy waters", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rudolpf Baumbach Krug und Tintenfass, Leipzig: Verlag von A.G. Liebeskind, 1887, pages 18-19.
Research team for this page: Bertram Kottmann , Sharon Krebs [Guest Editor]
Heft 1 -- 2. Der Frühling wird wach  [sung text not yet checked]
Es steigen die Glöckchen Aus schmelzendem Eis Und schütteln die Röckchen, Halb grün und halb weiss. Es knarren die Eichen, Befreit rauscht der Bach, Die Kälte will weichen, Der Frühling wird wach! Die Mutter Sibylle Tut's Schiebfenster auf Und schaut durch die Brille Zum Giebel hinauf. Zwei Kätzelein schleichen Verliebt über's Dach, Die Kälte will weichen, Der Frühling wird wach! Was kommt dort getänzelt, Trägt Söckel am Schuh? Es trippelt und schwänzelt Und kichert mir zu. Verheissendes Zeichen, Beherzt folg' ich nach, Die Kälte will weichen, Der Frühling wird wach!
Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Der Frühling wird wach", appears in Spielmannslieder
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rudolf Baumbach, Spielmannslieder, Leipzig: Verlag von A. G. Liebeskind, 1883, pages 70-71.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
Heft 2 -- 3. Die Amsel  [sung text not yet checked]
Es war einmal bei mir daheim Ein alter Vogelfänger, Der fing mit Garn und Vogelleim Des Waldes bunte Sänger. Er setzte ihnen Würmer vor Und zarte Aemseneier Und schulte ihnen Stimm' und Ohr Mit einer Vogelleier. Die junge Amsel war sein Stolz, Der Sängerinnen Krone, Die hatte hungrig sich im Holz Gefangen in der Dohne. Sie sang "Heil Dir im Siegeskranz" Und "Morgen muss ich scheiden", "Wir winden dir den Jungfernkranz" Und "Röslein auf der Haiden". Gieb Meister Acht! Das Thürlein klafft, Und draussen scheint die Sonne. Eh' du's gedacht, entrinnt der Haft Die schlaue Primadonne. Sie liess den vollen Futtertrog, Den Meister und die Leier, Sie schwang die Flügelein und flog Zum Erlenbusch am Weiher. Die Amsel sitzt im Erlenhag Und singt die alte Weise, Die Adam schon am ersten Tag Vernahm im Paradeise. Sie singt, ist sie gestorben nicht, Ihr freies Lied noch heute. -- Und die Moral von der Geschicht, Die macht euch selbst, ihr Leute.
Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Die Amsel", appears in Krug und Tintenfass, in Lehrhaftes
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- ENG English (Sharon Krebs) , "The Blackbird", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rudolpf Baumbach Krug und Tintenfass, Leipzig: Verlag von A.G. Liebeskind, 1887, pages 92-93.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
Heft 2 -- 4. Nach oben  [sung text not yet checked]
Der junge Vogel, der sein Nest Flugreif zum ersten Mal verlässt Die Flügelein zu proben, Der Gimpel und die Nachtigall, Der Spatz, der Staar, sie streben all' Nach oben. Die Flamme, die mir kocht und brät, Der blaue Rauch, der duftend weht Aus meinem Pfeifenkloben, Der Wein sogar, ob schwer, ob leicht Erwärmend und begeisternd steigt Nach oben. Als unser Erdball fertig war Und als der lichten Englein Schaar Das Werk begann zu loben, Sprach Gott: "Ich hab' es gut gemacht", Und sah auf seiner Erde Pracht Von oben. Drum willst du an der Welt dich freu'n, Am besten wird's von oben sein, Frisch auf, den Fuss gehoben! Lass Tintenfass und Bücher ruhn' Und klimme in den Nägelschuh'n Nach oben.
Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Nach oben"
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Upward", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Enzian: ein Gaudeamus für Bergsteiger in Poesie und Satyre, Leipzig: A.G. Liebeskind, 1877, page 3.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
Heft 3 -- 5. Frühlings‑Symphonei  [sung text not yet checked]
Auf grünem Hügel steht der Mai, Der fröhliche Geselle, Will halten eine Symphonei Mit seiner Hofkapelle. Er schwingt mit Fleiss Ein grünes Reis Mit Blüthen rosenrothen; Es ist die Flur Die Partitur, Die Blumen sind die Noten. Herbei, herbei ihr Sänger all Und setzt euch um den Bronnen. Frau Lerche und Frau Nachtigall Das sind die Primadonnen. Die Emmeriz, Der Stiegelitz, Die singen im Duette, Der Spatz im Rohr Verstärkt den Chor Und bläst die Clarinette. Der Fink, der liederreiche Mann, Der Zeisig darf nicht fehlen, Und weil der Kauz nicht singen kann, Muss er die Pausen zählen. Der Kukuk schreit Und im Getraid Das Rebhuhn und die Wachtel, Es klopft der Specht, Der Jägerknecht[,] Die Viertel und die Achtel. Und alles, was auf Sechsen geht, Will auch nicht länger schweigen. Der Heuschreck schlägt das Hackebret, Die lust'gen Grillen geigen. Es summen zart Nach Harfenart Die Biene und die Hummel, Maikäfer braun Bläst die Posaun, Baumschröter schlägt die Trummel. Nun heben auch die Hirsche an Im Tannenforst zu röhren, Die Kuh auf grünem Wiesenplan Lässt ihre Stimme hören, Dazu die Geis Und Lämmlein weiss Und buntgefleckte Kälber. Ich weiss es nicht, Wie mir geschicht, Ich glaub', ich singe selber.
Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Frühlings-Symphonei", appears in Spielmannslieder
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Springtime symphony", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rudolf Baumbach, Spielmannslieder, Leipzig: Verlag von A. G. Liebeskind, 1883, pages 8-10.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
Heft 3 -- 6. Nun pfeif' ich noch ein zweites Stück  [sung text not yet checked]
Nun pfeif' ich [noch]1 ein zweites Stück Und geb's den schnellen Winden: Ich hab' kein Lieb im Augenblick, Werd' aber schon eins finden. Wenn Primel blüht und [Violet]2 Und ich im Arm kein Liebchen hätt', Das könnt' ich nicht verzeihen Dem Maien. Ein Rechenmeister ist der Mai, So fleissig [ist]3 kein zweiter. Er rechnet: Eins und eins macht zwei, Kommt aber niemals weiter. Drum schaut man auch die Kreatur Im Blüthenmonat paarweis nur. Sie tanzt den Hochzeitsreihen Im Maien. O lieber Mai, ich fleh' zu dir In deinem grünen Tempel: Geh' nicht vorbei und mach' mit mir Ein Additionsexempel! Schick' mir ein Dirnlein schlank und jung -- Die schönste ist mir gut [genung]4 -- Dann loben wir zu zweien Den Maien.
Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Nun pfeif' ich noch ein zweites Stück", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rudolf Baumbach Lieder eines fahrenden Gesellen, Leipzig: Verlag von A.G. Liebeskind, 1885, pages 153-154.
1 C. Schiller: "mir"; further changes may exist not noted above.2 D. Lachner: "Violett"
3 Zöllner: "wie"
4 Zöllner: "genug"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Johann Winkler