Ein betrogen Mägdlein irrt im Walde, Flieht den harten Tag und sucht das Dunkel, Wirft auf eine Felsenbank sich nieder Und beginnt zu weinen unersättlich. In den wettermürben Stein des Felsens Ist gegraben eine kleine Schale - Da das Mägdlein sich erhebt zu wandern, Bleibt die Schale voller bittrer Zähren. Abends kommt ein Vöglein hergeflattert, Aus gewohntem Becherlein zu trinken, Wo sich ihm das Himmelswasser sammelt, Schluckt und schüttelt sich und fliegt von hinnen.
Fünf Gedichte für 1 mittlere Singstimme mit Pianoforte , opus 9
by Hermann Behn (1857?9 - 1927)
1. Das bittere Trünklein  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Conrad Ferdinand Meyer (1825 - 1898), "Das bittere Trinklein"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Amère boisson", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
2. Jetzt rede du!  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Du warest mir ein täglich Wanderziel, Viellieber Wald, in dumpfen Jugendtagen, Ich hatte dir geträumten Glücks so viel Anzuvertraun, so wahren Schmerz zu klagen. Und wieder such' ich dich, du dunkler Hort, Und deines Wipfelmeers gewaltig Rauschen - Jetzt rede du! Ich lasse dir das Wort! Verstummt ist Klag und Jubel. Ich will lauschen.
Text Authorship:
- by Conrad Ferdinand Meyer (1825 - 1898), "Jetzt rede du!", appears in Gedichte, in 2. Stunde
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "Now you speak!", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Maintenant parle !", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Conrad Ferdinand Meyer, Gedichte, Leipzig: H. Haessel, 1882. Appears in 2. Stunde, page 42. Note: this is a later version of "Der Bergwald".
3. Die tote Liebe  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Entgegen wandeln wir Dem Dorf im Sonnenkuß, Fast wie das Jüngerpaar Nach Emmaus, Dazwischen leise Redend schritt Der Meister, dem sie folgten, Und der den Tod erlitt. So wandelt zwischen uns Im Abendlicht Unsre tote Liebe, Die leise spricht. Sie weiß für das Geheimnis Ein heimlich Wort, Sie kennt der Seelen Allertiefsten Hort. Sie deutet und erläutert Uns jedes Ding, Sie sagt: So ist's gekommen. Daß ich am Holze hing. Ihr habet mich verleugnet Und schlimm verhöhnt, Ich saß im Purpur, Blutig, dorngekrönt, Ich habe Tod erlitten, Den Tod bezwang ich bald, Und geh in eurer Mitten Als himmlische Gestalt- Da ward die Weggesellin Von uns erkannt, Da hat uns wie den Jüngern Das Herz gebrannt.
4. Morgenlied  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Mit edeln Purpurröten Und hellem Amselschlag, Mit Rosen und mit Flöten Stolziert der junge Tag. Der Wanderschritt des Lebens Ist noch ein leichter Tanz, Ich gehe wie im Reigen Mit einem frischen Kranz. Ihr taubenetzten Kränze Der neuen Morgenkraft, Geworfen aus den Lüften Und spielend aufgerafft - Wohl manchen ließ ich welken Noch vor der Mittagsglut Zerrissen hab ich manchen Aus reinem Übermut! Mit edeln Pupurröten Und hellerm Amselschlag, Mit Rosen und mit Flöten Stolziert der junge Tag - Hinweg du dunkle Klage, Aus all dem Licht und Glanz! Den Schmerz verlorner Tage Bedeckt ein frischer Kranz.
Text Authorship:
- by Conrad Ferdinand Meyer (1825 - 1898), "Morgenlied"
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5. Requiem  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Bei der Abendsonne Wandern, [Wann]1 ein Dorf den Strahl verlor, Klagt [sein Dunkeln es den]2 andern Mit vertrauten Tönen vor. „Viele Schläge, viele Schläge Thut an einem Tag das Herz, Wenig Schläge, wenig Schläge Thut im Dämmerlicht das Erz!“ Noch ein Glöcklein hat geschwiegen Auf der Höhe bis zuletzt. Nun beginnt es sich zu wiegen, Horch, mein Kilchberg läutet jetzt!
Text Authorship:
- by Conrad Ferdinand Meyer (1825 - 1898), "Requiem"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Requiem", copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Conrad Ferdinand Meyer, Verlag von H. Haessel, Leipzig, 1882, page 55.
1 Stöhr: "Wenn"2 Stöhr: "ein Dunkeln es dem"