Ich bin an keinem Ort geboren Durch Schönheit der Natur verklärt; Bedeckt von Torf- und Haidemooren Und Acker, der den Bauer nährt, Liegt rings das Land, der Kunst verloren, Der es ein Obdach nie gewährt -- Ich bin an keinem Ort geboren Durch Schönheit der Natur verklärt. Es ging kein Führer mir zur Seite, Der fördernd klugen Rath mir gab, Mir ward kein schützendes Geleite, Früh war ich selbst mein Rath und Stab; Drum schweift' ich irrend oft ins Weite In Kunst und Wissen anf und ab -- Es ging kein Führer mir zur Seite, Der fördernd klugen Rath mir gab. Wer pflanzte dieses Glutverlangen Nach Kunst und Schönheit in mein Herz? War doch mein Himmel trüb' umhangen, Mein Pfad voll Dornen allerwärts: Nur tief im Innern Stimmen klangen Prophetisch wie Dodona's Erz -- Wer pflanzte dieses Glutverlangen Nach Kunst und Schönheit in mein Herz? Ich sah das Mühlrad blitzend schäumen Und sinnend hemmt' ich meinen Schritt, Die Erlen, die den Bach umsäumen, Leis beben -- und ich bebte mit; Sah mich verlacht in meinen Träumen, Ach, Niemand ahnte, was ich litt -- Ich sah das Mühlrad blitzend schäumen Und sinnend hemmt' ich meinen Schritt, Die Mutter sang uns alte Lieder, Das klang ins Herz mir wunderbar, Zu ihren Füßen saß ich nieder, Sie streichelte mein lockig Haar. . . . Wie oft zu ihr sehnt' ich mich wieder, Als ich in fremden Landen war -- Die Mutter sang uns alte Lieder, Das klang ins Herz mir wunderbar. Mein Herz melodisch auszuklingen, Ward auch in mir die Sehnsucht wach; Ich hörte, was aus Sturmesschwingen, Aus Quell- und Waldesrauschen sprach; Musik hört' ich das All durchdringen Und wonneschauernd sang ich's nach -- Mein Herz melodisch auszuklingen, Ward auch in mir die Sehnsucht wach. War auch gering nur meine Gabe, Doch ward sie mir zur Trösterin, Als ich schon früh am Wanderstabe Die Welt durchmaß mit offnem Sinn. Ihr dank' ich Alles, was ich habe, Ihr dank' ich Alles, was ich bin -- War auch gering nur meine Gabe, Ward sie mir doch zur Trösterin. Zu eig'ner Lust hab' ich gesungen, Doch Lieb' und Lied birgt sich nicht lang; Bald durch die Lande weit erklungen Zu Andrer Lust ist mein Gesang. Ob mir, was ich erstrebt, gelungen, Ob nicht -- ich folgte höherm Drang -- Zu eig'ner Lust hab' ich gesungen, Doch Lieb' und Lied birgt sich nicht lang. Ich dürfte nicht nach Ruhm, zufrieden Mit Glück, das mir die Liebe gab. Herr, segne Weib und Kind hienieden, Sei, wenn ich nicht mehr bin, ihr Stab! So scheid' ich von der Welt in Frieden Und bange nicht vor Tod und Grab -- Ich dürste nicht nach Ruhm, zufrieden Mit Glück, das mir die Liebe gab.
Fünf Gedichte , opus 12
by Ingeborg Bronsart von Schellendorf (1840 - 1913)
1. Mein Lebenslauf  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Friedrich Martin von Bodenstedt (1819 - 1892), "Mein Lebenslauf"
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2. Ständchen  [sung text not yet checked]
Ich halte, Edlitam, Am Fenster hier Wacht -- Schon deckt die Gefilde Rings finstere Nacht. Hier steh' ich allnächtig Und singe ein Lied -- Und singe was mächtig Das Herz mir durchzieht. Von Lieben und Hoffen, Von Freude und Pein -- Das Fenster steht offen, Das Lied tönt hinein. Und schallen die Töne Zur Liebsten in's Haus, Dann steckt meine Schöne Ihr Köpfchen heraus. Sie reicht mir das Händchen Und giebt mir den Dank -- Vorbei ist das Ständchen, Es schweigt der Gesang . .
Text Authorship:
- by Friedrich Martin von Bodenstedt (1819 - 1892), "Ständchen", appears in Alte und neue Gedichte, in 9. Aus dem Buche Edlitam (1847-1851)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Serenade", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Alte und neue Gedichte von Friedrich Bodenstedt, Erster Band, Berlin: Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), page 201.
3. Einst wollt' ich einen Kranz dir winden  [sung text not yet checked]
Einst [wollt']1 ich einen Kranz dir winden Und konnte keine Blumen finden! Jetzt find ich Blumen fern und nah, Ach! aber du bist nicht mehr da!
Text Authorship:
- by Friedrich Martin von Bodenstedt (1819 - 1892), no title, appears in Aus dem nachlasse Mirza Schaffy's: Neues Liederbuch, in 1. Lieder der Liebe, in 1. Vorklänge, no. 4
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- POR Portuguese (Português) (Margarida Moreno) , "Outrora", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
1 Liszt: "wollte"
4. Hier unter Rebenranken  [sung text not yet checked]
Hier unter Rebenranken sing ich Dir neue Ghasele, Du Seele meiner Gedanken, Gedanke meiner Seele! Mein Herz geht ganz wie Deines In Feuer auf, Du weißt es! Hier athm' ich Geist des weines Und schenke wein des Geistes! Hier schöpf' ich aus dem Bronne Des Nehmens und des Gebens -- Du Leben meiner Wonne, Du Wonne meines Lebens!
5. In meinem Lebensringe  [sung text not yet checked]
Einst hielt ich Dich umwunden Mit jugendstarkem Arm: Die Jugend ist [verschwunden]1, Doch schlägt mein Herz noch warm. In meinem Lebensringe Bist Du der Edelstein, Und alles was ich singe, Sing ich nur Dir allein!
Text Authorship:
- by Friedrich Martin von Bodenstedt (1819 - 1892), "Alte Liebe"
Based on:
- a text in Azerbaijani (Azərbaycan dili) by Mirzə Şəfi Vazeh (1794 - 1852) [text unavailable]
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Aus dem Nachlasse Mirza Schaffy's: Neues Liederbuch mit Prolog und erlänterndem Nachtrag von Friedrich Bodenstedt, Vierte Auflage, Berlin, J. Kofmann & Comp., 1876 p. 27.
1 Liszt: "entschwunden"