Sechs Lieder für 1 Singstimme mit Pianoforte , opus 19

Auf Trauern folgt gross Freud
 . . . . . . . . . .

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Jetzund reis' ich weg von hier
und muss Abschied nehmen;
ach, du allerschönste Zier,
Scheiden, das bringt Grämen.
Scheiden macht mich recht betrübt;
da ich dich so treu geliebt
über alle Maßen,
soll ich dich verlassen?

Dort auf jener grünen Au
steht mein jungfrisch Leben;
soll ich denn mein Lebelang
in der Fremde schweben?
Hab' ich dir was Leids getan,
halt' ich um Verzeihung an;
reich' mir Mund und Hände,
denn es geht zu Ende.

Küsset dir ein Lüftelein
Wangen oder Hände,
denke, dass es Seufzer sein,
die ich zu dir sende.
Tausend schick' ich täglich aus,
die da wehen um dein Haus,
weil ich dein gedenke,
weil ich dein gedenke.

So viel Stern am Himmel stehen,1
Soviel Schäflein als da gehen,
In dem grünen, grünen Feld,
Soviel Vöglein als da fliegen,
Als da hin und wieder fliegen,
Sovielmal [sei]2 du gegrüßt.

Soll ich dich [denn nimmer]3 sehen,4
Ach das kann ich nicht [verstehen]5,
O du bittrer Scheidensschluß.
Wär ich lieber schon gestorben,
Eh' ich mir ein Lieb' erworben,
Wär ich [jetzo nicht]6 betrübt!

Weiß nicht ob auf [dieser]7 Erden,8
Nach viel Trübsal und Beschwerden
Ich dich wiedersehen soll:
Was für Wellen, was für Flammen
Schlagen über mir zusammen,
Ach wie groß ist meine Noth.

Mit Geduld will ich es tragen,9
Alle Morgen will ich sagen:
O mein Schatz, wann kommst zu mir?
Alle Abend will ich sprechen,
Wenn mir meine [Äuglein]10 brechen:
O mein [Schatz]11 gedenk an mich.

Ja ich will dich nicht vergeßen, 
Wenn ich sollte unterdessen 
Auf dem Todbett schlafen ein. 
Auf dem Kirchhof will ich liegen 
Wie ein Kindlein in der Wiegen,
Das die Lieb thut wiegen ein.

Der süße Schlaf, der sonst stillt alles wohl,
Kann stillen nicht mein Herz [mit Trauren]1 voll,
[Das]2 schafft allein, der mich erfreuen soll. 

Kein Speis, kein Trank mir Lust noch Nahrung giebt,
Kein Kurzweil mehr mein traurig Herze liebt,
[Das]2 schafft allein, der so mein Herz betrübt. 

[Gesellschaft ich nicht mehr besuchen mag]3,
Ganz einig sitz in Unmut Nacht und Tag,
[Das]2 schafft allein, den ich [im]4 Herzen trag.

Sterne,
In des Himmels Ferne!
Die mit Strahlen bessrer Welt
Ihr die Erdendämmrung hellt;
Schau'n nicht Geisteraugen
Von euch erdenwärts,
Daß sie Frieden hauchen
Ins umwölkte Herz?

Sterne,
In des Himmels Ferne!
Träumt sich auch in jenem Raum
Eines Lebens flücht'ger Traum ?
Hebt Entzücken, Wonne,
Trauer, Wehmut, Schmerz,
Jenseit unsrer Sonne
Auch ein fühlend Herz?

Sterne,
In des Himmels Ferne!
Winkt ihr nicht schon Himmelsruh'
Mir aus euren Fernen zu?
Wird nicht einst dem Müden
Auf den goldnen Au'n
Ungetrübter Frieden
In die Seele tau'n?

Sterne,
In des Himmels Ferne,
Bis mein Geist den Fittich hebt
Und zu eurem Frieden schwebt,
Hang' an euch mein Sehnen
Hoffend, glaubevoll!
O, ihr holden, schönen,
Könnt ihr täuschen wohl?

Flatt're, leichter Schmetterling,
hin und her im Hauch der Lüfte,
d'rein der Frühling sanft umfing
seiner Blumen Glanz und Düfte.

Kaum verliebt, doch sehr galant,
leicht zu rufen, schwer zu halten,
eilst du nach der Rose Rand,
deren Reize sich entfalten.

Küssest sie und flatterst fort,
mit der andern auch zu kosen;
so verrinnt dein Dasein dort
unter den koketten Rosen.

Und ich hätt' es längst mit Lust
diesem Beispiel nachgetrieben,
lebte nicht in meiner Brust
fest und treu ein einzig Lieben.