Es streckt der Wald die Zweige so grün In den blauen Frühlingsmorgen, Die Gipfel in duftigem Lichte blüh'n, Die Stämme im Schatten geborgen. Da sprengen die lustigen Reiter herein, Die flatternden Fähnlein fliegen; Es schmettern die Hörner Lieder darein, Die klingend im Walde sich wiegen. Und wie es wallt, und wie es schallt Im brausenden Jugendgeflute, O du stolzer grünender Frühlingswald, So waldgrün wird mir zu Muthe!
Sieben Lieder für eine Bass- oder Altstimme mit begleitung des Piano-Forte , opus 84
by Franz Paul Lachner (1803 - 1890)
1. Im Walde
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by (Karl) Wolfgang Müller von Königswinter (1816 - 1873), "Waldlied", appears in Dichtungen eines Rheinischen Poeten, in 1. Mein Herz ist am Rheine: Liederbuch, in 1. Junge Lieder
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Note: modernized spelling would change "Muthe" to "Mute"
2. Reue
Language: German (Deutsch)
Die Nacht war schwarz, die Luft war schwül, Ich fand nicht Schlaf auf meinem Pfühl, Mein Sinn ward trüb und trüber: Da schritten die Tage der alten Zeit Zu langem, langem Zug gereiht Wehklagend mir vorüber: "Du hattest den Lenz und du hast ihn entlaubt, Du hattest das Heil und du hast nicht geglaubt, Du hattest ein Herz zum Lieben, Du hast es vertändelt mit eitlem Schein; Nun bist du zuletzt allein, allein, Mit deinem Jammer geblieben." "Und wie du ringst in bangem Gebet, Es ist zu spät, es ist zu spät, Du darfst von Rast nichts wissen: Dein einsam Herz ist dein Gericht." -- Ich aber drückte mein Angesicht Lautweinend in die Kissen.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Reue"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
3. Seemann
Language: German (Deutsch)
Ich grüße dich blaues, unendliches Meer! Wie dehnst du so weit und gewaltig die Brust, Die Lande der Erde umgürtest du hehr, Du spielst mit den Wolken des Himmels in Lust. Blau oben die Lüfte, blau unten die Fluth, Der Himmel so nah und die Erde so weit, Und Ruh', wo der Blick auf den Wassern ruht, So flieh' ich das Leben, vergesse die Zeit. Hier herrschet kein Fürst, hier waltet kein Recht, Als was in dem Herzen von Ewigkeit glüht, Und gleich ist der König und gleich ist der Knecht, Gleich machen die Fluthen ein jeglich Gemüth. Die herrliche Freiheit, sie waltet noch hier, Wenn längst sie den Städten und Ländern entfloh'n. Du Freiheit, der Fluten urewige Zier, Ich bin dein treuer, ausdauernder Sohn. Mich trug auf dem Meere die Mutter im Leib, Es kreuzte der Vater im Ocean drauß', Und ferne gebar mich das muthige Weib Im Windegetose, im Wellengebraus. Drum lieb ich die wogende Heimath so sehr, Ob brausend sie brüllt, ob friedlich sie ruht; Mir macht das Getobe die Träume nicht schwer, Nicht trübet es hoch auf dem Mast mir den Muth. Schon fünfzig Jahre durchflog ich das Meer, Bald lag es in Ruhe, bald schäumt' es im Wind; Und lassen möcht' ich es nimmermehr, Ich bleibe des Oceans stürmendes Kind. Ich hasse die Städte, ich fliehe den Strand, Ich schweif' auf dem Schiffe hinauf und hinab, Ich nenn' euch, ihr Fluthen, mein Vaterland, Ich will euch auch nennen mein endloses Grab. Ich grüße dich blaues, unendliches Meer! Wie dehnst du so weit und gewaltig die Brust, Die Lande der Erde umgürtest du hehr, Du spielst mit den Wolken des Himmels in Lust. Blau oben die Lüfte, blau unten die Flut, Der Himmel so nah und die Erde so weit, Und Ruh', wo der Blick auf den Wassern ruht, So flieh' ich das Leben, vergesse die Zeit.
Text Authorship:
- by (Karl) Wolfgang Müller von Königswinter (1816 - 1873), "Seemann", appears in Junge Lieder [1841]
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Note: modern spelling would change "Fluth" to "Flut", "Gemüth" to "Gemüt", "Ocean" to "Ozean", "Muth" to "Mut", etc.
4. Gute Nacht
Language: German (Deutsch)
Schon fängt es an zu dämmern, Der Mond als Hirt erwacht, Und singt den Wolkenlämmern Ein Lied zur guten Nacht; Und wie er singt so leise, Da dringt vom Sternenkreise Der Schall ins Ohr mir sacht, Schlafet in Ruh'! schlafet in Ruh'! Vorüber der Tag und sein Schall; Die Liebe Gottes, sie deckt euch zu Allüberall. Nun suchen in den Zweigen Ihr Nest die Vögelein, Die Halm' und Blumen neigen Das Haupt im Mondenschein, Und selbst des Mühlrads Wellen Lassen das wilde Schwellen Und schlummern ruhig ein. Schlafet in Ruh', schlafet in Ruh'! Vorüber der Tag und sein Schall; Die Liebe Gottes deckt euch zu Allüberall. Von Tür zu Türe wallet Der Traum, ein lieber Gast, Das Harfenspiel verhallet Im schimmernden Palast, Im Nachen schläft der Ferge, Die Hirten auf dem Berge Halten ums Feuer Rast. Schlafet in Ruh', schlafet in Ruh'! Vorüber der Tag und sein Schall; Die Liebes Gottes deckt euch zu Allüberall. Und wie nun alle Kerzen Verlöschen durch die Nacht, Da schweigen auch die Schmerzen, Die Sonn' und Tag gebracht; Lind säuseln die Zypressen, Ein seliges Vergessen Durchweht die Lüfte sacht. Schlafet in Ruh', schlafet in Ruh'! Vorüber der Tag und sein Schall; Die Liebe Gottes deckt euch zu Allüberall. Und wo von heißen Tränen Ein schmachtend Auge blüht, Und wo in bangem Sehnen Ein liebend Herz verglüht, Der Traum kommt leis und linde Und singt dem kranken Kinde Ein tröstend Hoffnungslied. Schlafet in Ruh', schlafet in Ruh'! Vorüber der Tag und sein Schall; Die Liebe Gottes deckt euch zu Allüberall. Gute Nacht denn, all ihr Müden, Ihr Lieben nah und fern! Nun ruh' auch ich in Frieden, Bis glänzt der Morgenstern. Die Nachtigall alleine Singt noch im Mondenscheine Und lobet Gott den Herrn. Schlafet in Ruh', schlafet in Ruh'! Vorüber der Tag und sein Schall; Die Liebe Gottes deckt euch zu Allüberall.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Gute Nacht", appears in Jugendgedichte, in 3. Drittes Buch, in Athen
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- DUT Dutch (Nederlands) (Corien Sleeswijk) , "Goede Nacht", copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
5. Aus den Leiden eines fahrenden Schülers
Language: German (Deutsch)
Herr Schmied, Herr Schmied, beschlagt mir mein Rößlein, Und habt ihr's beschlagen, so macht mir ein Schlößlein, Ein Schlößlein so fest und ein Schlößlein so fein, Und muß bei dem Schlößlein ein Schlüssel auch sein. Das Schlößlein, das will ich vors Herze mir legen, Und hab' ich's verschlossen mit Kreuz und mit Segen, So werf' in den See ich den Schlüssel hinein, Darf nimmer ein Wort mehr heraus noch herein. Denn wer eine selige Liebe will tragen, Der darf es den alten Jungfern nicht sagen; Die Dornen, die Disteln, die stechen gar sehr, Doch stechen die Altjungfernzungen noch mehr. Sie tragen's zur Bas' hin und zur Frau Gevattern, Bis daß es die Gänse auf dem Markte beschnattern, Bis daß es der Entrich beredt auf dem See Und der Kuckuck im Walde, und das tut doch weh. Und wär' ich der Herrgott, so ließ' ich auf Erden Zu Dornen und Disteln die Klatschzungen werden, Da fräß' sie der Esel, und hätt's keine Not, Und weinte mein Schatz sich die Augen nicht rot.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Jugendgedichte, in 4. Viertes Buch, in Escheberg. Sankt Goar, in Lieder eines fahrenden Schülers, no. 3
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
6. Mut!
Language: German (Deutsch)
O Herz, laß ab zu zagen, Und von dir wirf das Joch! Du hast so viel getragen, Du trägst auch dieses noch. Tritt auf in blanken Waffen, Mein Geist, und werde frei! Es gilt noch mehr zu schaffen Als einen Liebesmai. Und ob die Brust auch blutet, Nur vorwärts in die Bahn! Du weißt, am vollsten flutet Gesang dem wunden Schwan.
7. Das treue Ross
Language: German (Deutsch)
Ich habe mein Roß verloren, Mein apfelgraues Roß. Es war so treu im Leben, Kein treueres wird es geben Im ganzen Zug und Troß. Und als es wollte sterben, Da blickt' es mich noch an, Als spräch's mit seinen Mienen: Kann dir nicht weiter dienen, Ade mein Reitersmann! Und als es war gestorben Da grub ich's ehrlich ein; Wohl unter grünen Matten In eines Lindenbaumes Schatten, Das soll sein Denkmal sein! Du sitzen die kleinen Vögel Und halten das Todtenamt. Ihr braucht nicht erst zu lesen, Wie treu mein Roß gewesen -- Sie singen's insgesamt.
Text Authorship:
- by August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874), "Das treue Roß"
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