Unter der Linden, bei der Heide, Da unser beider Bette was, Da könnt ihr finden, wie wir beide Die Blumen brachen und das Gras. Vor dem Wald in einem Tal! Tandaradei Sang so schön die Nachtigall. Kam da gegangen hin zur Aue Und mein Liebster war schon da. Da ward ich empfangen, hehre Fraue, O welches Glück, daß ich ihn sah! Ob er mich küßte? So manche Stund! Tandaradei Seht, wie rot mir ist der Mund! Da hat er gemachet schnell bei Scherzen von Blumen reich die Ruhestatt; Ja, mancher noch lachet von ganzem Herzen, Wenn er kommt denselben Pfad. An den Rosen er wohl mag -- Tandaradei Merken, wo das Haupt mir lag. Wüßte das einer, daß geblieben Er bei mir, ich schämte mich. O wollte doch keiner, was wir trieben Erfahren je, nur er und ich. Und ein kleines Vögelein -- Tandaradei Das wird wohl verschwiegen sein!
Vier Lieder für eine Singstimme , opus 24
by Hans Erich Pfitzner (1869 - 1949)
1. Unter der Linden
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Karl Pannier (1854 - 1931), "Unter der Linden"
Based on:
- a text in Mittelhochdeutsch by Walther von der Vogelweide (1170? - 1228?), "Under der linden"
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "Under the Linden", copyright ©
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
2. Gewalt der Minne
Language: German (Deutsch)
Wer gab dir, Minne, die Gewalt, Daß du so allgewaltig bist? Du zwingest beide, jung und alt, Dagegen gibt es keine List. Ich lobe Gott, seit deine Band Mich sollen fesseln, seit so recht ich hab erkannt Wo treuer Dienst sei an der Zeit, Da weich ich niemals ab: O Gnade, Königinne, Laß sein mein Leben dir geweiht!
Text Authorship:
- by Karl Pannier (1854 - 1931), "Gewalt der Minne"
Based on:
- a text in Mittelhochdeutsch by Walther von der Vogelweide (1170? - 1228?), "Gewalt der minne"
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "The power of love", copyright ©
3. 92. Sonett
Language: German (Deutsch)
Voll jener Süße, die, nicht auszudrücken, Vom schonen Angesicht mein Aug' empfangen, Am Tag, wo lieber blind ich wär' gegangen Um nimmer klein're Schönheit zu erblicken, Ließ ich, was mir das Liebst'; und mit Entzücken, Ist ganz in ihr des Geistes Blick umfangen, Der, was nicht sie ist, wie aus einer langen Gewohnheit haßt und ansieht mit dem Rücken. In einem Tale, rings umher verschlossen, Das meinen müden Seufzern Kühlung spendet, Kam langsam, liebesinnend ich zur Stelle. Da sah ich Frauen nicht, doch Fels und Quelle, Und jenes Tages Bild, das unverdrossen Mein Geist sich malt, wohin mein Blick sich wendet.
Text Authorship:
- by Karl August Förster (1784 - 1841)
Based on:
- a text in Italian (Italiano) by Francesco Petrarca (1304 - 1374), no title, appears in Canzoniere (Rerum vulgarium fragmenta) , in 1. Rime In vita di Madonna Laura, no. 116
See other settings of this text.
4. Abendrot
Language: German (Deutsch)
Mir ist nach einer Heimat weh, Die keine Erdengrenzen hat! Ich sehne mich aus Menschennot Nach einer ew'gen Himmelsstadt. Groß glänzt klar das Abendrot. Sanft rauscht der Quell im Wasgenwald. Wie bald verging mein Erdentag Und all mein Tagewerk, wie bald! O komm', du weltallweite Nacht, Die keine Erdenmaßen Kennt, Aus deren Tiefen Stern an Stern Auf unser winzig Sternlein brennt. Nicht müd' bin ich vom Tagewerk Und doch bin ich des Tages satt. Nach deinen Weiten sehn' ich mich, Du unbegrenzte Himmelsstadt.