Weise nicht von dir mein schlichtes Herz, Weil es schon so viel geliebet! Einer Geige gleicht es, die geübet Lang ein Meister unter Lust und Schmerz. Und je länger er darauf gespielt, Stieg ihr Wert zum höchsten Preise; Denn sie tönt mit sichrer Kraft die Weise, Die ein Kund'ger ihren Saiten stiehlt. Also spielte manche Meisterin In mein Herz die rechte Seele. Nun ist's wert, daß man es dir empfehle, Lasse nicht den köstlichen Gewinn!
Zwölf Gedichte von Gottfried Keller für 1 Singstimme mit Pianofortebegleitung , opus 22
by Felix Paul Weingartner (1863 - 1942)
1. Geübtes Herz  [sung text not yet checked]
2. Wenn schlanke Lilien wandelten  [sung text not yet checked]
Wenn schlanke Lilien wandelten, vom Weste leis geschwungen, Wär' doch ein Gang, wie deiner ist, nicht gleicherweis' gelungen! Wohin du gehst, da ist nicht Gram, da ebnet sich der Pfad, So dacht' ich, als vom Garten her dein Schritt mir leis erklungen. Und nach dem Takt, in dem du gehst, dem leichten, reizenden, Hab' ich im Nachschaun, wiegend mich, dies Liedlein leis gesungen.
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), no title, appears in Trinklaube, in Gaselen, no. 4, appears in Neuere Gedichte, in Gaselen, no. 5
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gottfried Keller, Gesammelte Gedichte, zweite Auflage, Berlin: Wilhelm Herz, 1884, page 278. Appears in Trinklaube, in Gaselen, no. 4.
3. Ich fürcht' nit Gespenster  [sung text not yet checked]
Ich fürcht nit Gespenster, Keine Hexen und Feen, Und lieb's, in ihre tiefen Glühaugen zu sehn. Im Wald in dem grünen Unheimlichen See, Da wohnet ein Nachtweib, Das ist weiß wie der Schnee. Es haßt meiner Schönheit Unschuldige Zier; Wenn ich spät noch vorbeigeh, So zankt es mit mir. Jüngst, als ich im Mondschein Am Waldwasser stand, Fuhr sie auf ohne Schleier, Ohne alles Gewand. Es schwammen ihre Glieder In der taghellen Nacht; Der Himmel war trunken Von der höllischen Pracht. Aber ich hab entblößt Meine lebendige Brust; Da hat sie mit Schande Versinken gemußt!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Ich fürcht nit Gespenster", appears in Neuere Gedichte, in Vermischte Gedichte, in Alte Weisen, no. 4
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- ENG English (Emily Ezust) , "I fear no ghosts", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Je ne crains pas les fantômes", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
4. Alle meine Weisheit  [sung text not yet checked]
Alle meine Weisheit hing in meinen Haaren, Und all mein Wissen lag auf meinem roten Mund; Alle meine Macht saß auf dem wasserklaren, Ach, auf meiner Augen blauem, blauem Grund! Hundert Schüler hingen an meinem weisen Munde Und ließen sich von meinen klugen Locken fahn, Hundert Knechte spähten nach meiner Augen Grunde Und waren ihren Winken und Blinken untertan. Nun hängt totenstill das Haar mir armen Weibe, Wie auf dem Meer ein Segel, wenn keine Luft sich regt, Und einsam pocht mein Herz in dem verlass'nen Leibe, Wie eine Kukuksuhr in leerer Kammer schlägt!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Alle meine Weisheit", appears in Neuere Gedichte, in Vermischte Gedichte, in Alte Weisen, no. 12
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5. Wie glänzt der helle Mond so kalt und fern  [sung text not yet checked]
Wie glänzt der helle Mond so kalt und fern, Doch ferner schimmert meiner Schönheit Stern! Wohl rauschet weit von mir des Meeres Strand, Doch weiterhin liegt meiner Jugend Land! Ohn Rad und Deichsel gibt's ein Wägelein, Drin fahr ich bald zum Paradies hinein. Dort sitzt die Mutter Gottes auf dem Thron, Auf ihren Knien schläft ihr selger Sohn. Dort sitzt Gott Vater, der den Heilgen Geist Aus seiner Hand mit Himmelskörnern speist. In einem Silberschleier sitz ich dann Und schaue meine weißen Finger an. Sankt Petrus aber gönnt sich keine Ruh, Hockt vor der Tür und flickt die alten Schuh.
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Wie glänzt der helle Mond", appears in Neuere Gedichte, in Vermischte Gedichte, in Alte Weisen, no. 11
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "How coldly and distantly the moon gleams!", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- TUR Turkish (Türkçe) (Gül Sabar) , "Ay nasıl da parlıyor öyle soğuk ve uzak", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
6. Schifferliedchen  [sung text not yet checked]
Schon hat die Nacht den [Silberschrein]1 Des Himmels [aufgetan]2; Nun spült der See den [Widerschein]3 Zu dir, zu dir hinan! Und in dem Glanze schaukelt sich Ein leichter dunkler Kahn; Der aber trägt und schaukelt mich Zu dir, zu dir hinan! Ich höre schon den Brunnen gehn Dem Pförtlein nebenan, Und dieses hat ein gütig Wehn Von Osten aufgetan. Das Sternlein schießt, vom Baume fällt Das Blust in meinen Kahn; Nach Liebe dürstet alle Welt, Nun, Schifflein, leg' dich an!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Schifferliedchen", appears in Gesammelte Gedichte, in Buch der Natur, in Drei Ständchen, no. 3
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gesammelte Gedichte von Gottfried Keller , Berlin: Verlag von Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung), 1884, page 13.
1 Sinding: "Silberschein"2 Herzogenberg: "aufgemacht"; further changes may exist not noted above.
3 Sinding: "Wiederschein"
7. Lied vom Schuft  [sung text not yet checked]
Ein armer Teufel ist der Schuft, Er weiss, es kennt ihn jedes Kind, Er wandelt wie ein Träumender, Wo unverdorbne Menschen sind. Ein dummer Teufel ist der Schuft, Weil er doch der Geprellte ist, Wenn ihn die Welt, die er betrog, Mit grossen, klaren Augen misst. Er geht einher im Silberhaar Und keimt schon in des Knaben Blick, Er kriecht umher in dunkler Not Und spiegelt sich in Glas und Glück. Bald sitzt er auf dem Königsthron Und heisst von Gottes Gnaden Schuft, Bald steckt er und vermodert er In eines Bettlers Hundegruft. Doch immer müht und plagt er sich Und tut, als wär' er sehr gescheit; Wenn man an ihm vorübergeht, So pfeift er aus Verlegenheit. Lasst pfeifen sie und nagen nur, Die Ratten, im dunklen Erdenhaus; Es tagt dereinst ihr Wandertag, Dann schweigen sie und sterben aus!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Lied vom Schuft"
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8. Winternacht  [sung text not yet checked]
Nicht ein Flügelschlag ging durch die Welt, Still und blendend lag der weiße Schnee. Nicht ein Wölklein hing am Sternenzelt, Keine Welle schlug im starren See. Aus der Tiefe stieg der Seebaum auf, Bis sein Wipfel in dem Eis gefror; An den Ästen klomm die Nix' herauf, Schaute durch das grüne Eis empor. Auf dem dünnen Glase stand ich da, Das die schwarze Tiefe vor mir schied; Dicht ich unter meinen Füßen sah Ihre weiße Schönheit, Glied um Glied. Mit ersticktem Jammer tastet' sie An der harten Decke her und hin, Ich vergeß' das dunkle Antlitz nie, Immer, immer liegt es mir im Sinn.
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Winternacht", appears in Neuere Gedichte, in Jahreszeiten
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- ENG English (Emily Ezust) , "Winter night", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "On n'entend pas un chant d'oiseau au monde", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
9. Nachhall  [sung text not yet checked]
Sieh den Abendstern erblinken Tief im Westen, schön und hell! Lieblich ist und gut zu trinken Dieser Nachtluft lauer Quell! Komm' heraus, du junges Leben! Komm', so leis dein Fuß dich trägt! Recht in Lieb' und Traum zu schweben Wär' ich jetzund aufgelegt. Und ich habe, dir zu Ehren, Einen guten Freund gebracht; Minnesang will der uns lehren Durch die kurze Sommernacht. Liebeslieder sollen schallen, Die vor alten Zeiten schon Schönen Frauen wohl gefallen, Und er weis't uns ihren Ton! Laß uns einmal rückwärts fliegen In die Welt, so jugendfern! Solcher Schwärmerei dich schmiegen, Weiß ich, mochtest sonst du gern. "Sie kommt nicht?" fragt mein Begleiter, "Und schon wird es morgenrot?" Wahr ist es! so sag' ich weiter, Denn sie ist, wie du, schon tot! Armer Ritter, laß uns gehen, Hurtig such' dein kühles Haus, Denn des Morgenwindes Wehen Lacht uns große Kinder aus!
10. Doppelgleichniss  [sung text not yet checked]
O ein Glöcklein klingelt mir früh und spät Silbernen Schalles in die Seele hinein, Zart wie ein Luftlied, welches von Osten weht, Unermüdlich plaudernd, melodisch rein! Aber wandl' ich es um zum Becherlein, Kehr' ich es um und häng' es an meinen Mund, Trinke daraus den allersüßesten Wein: Schweigt das Glockenbecherchen zur Stund, Hält sich stille, so lang ich trinken mag, An meinen durstigen Lippen verhallt sein Rand, Tönet jedoch wieder mit hellem Schlag, Kaum ich es der innigen Haft entband. Glas und Glöcklein ist, mein Engelchen! Mir dein Mündchen ohne Rast und Ruh', Und das Zünglein drin das Schwengelchen, Das nie schweigt, als wenn ich dich küssen thu'!
11. Das Gärtlein dicht verschlossen  [sung text not yet checked]
Das Gärtlein dicht verschlossen Hältst wohl du, frommes Kind, Da diese Heckensprossen So eng verwachsen sind? Doch blüht die Unschuld immer Darin, soviel ich seh'; Sonst war es Lilienschimmer, Nun ist es weisser Schnee! Als hätt' der gnadenreichen Maria reinste Hand Im Sonnenschein zum Bleichen Ihr Hemdlein ausgespannt.
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Das Gärtlein dicht verschlossen", appears in Neuere Gedichte, in Vermischte Gedichte, in Alte Weisen, no. 10
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- ENG English (John Glenn Paton) , "You really keep the garden", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
12. Unter Sternen  [sung text not yet checked]
Wende dich, du kleiner Stern, Erde! wo ich lebe, daß mein Aug', der Sonne fern, sternenwärts sich hebe! Heilig ist die Sternenzeit, öffnet alle Grüfte; strahlende Unsterblichkeit wandelt durch die Lüfte. Mag die Sonne nun bislang andern Zonen scheinen, hier fühl' ich Zusammenhang mit dem All' und Einen! Hohe Lust, im dunklen Tal, selber ungesehen, durch den majestät'schen Saal atmend mitzugehen! Schwinge dich, o grünes Rund, in die Morgenröte! Scheidend rückwärts singt mein Mund jubelnde Gebete!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), no title, appears in Buch der Natur, in Nacht, no. 6
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