Sechs Lieder von Jul. von Rodenberg , opus 17

by Albert Hermann Dietrich (1829 - 1908)

1. So weit [sung text not yet checked]

Bächlein [am Wiesenrand]1,
rinnst du noch immer?
Blumen im Heimatland,
gebt ihr noch Schimmer?
Halme der Heimatluft,
mögt ihr noch rauschen ?
Lerche der Heimatluft,
könnt' ich dir lauschen!
Duftige Jugendzeit,
o wie so weit, o wie so weit.

Fließt noch durch Blumen
bunt silberne Kühle ?
Rauscht noch im Lindengrund
klappernde Mühle?
Fenster aus Laubgewind' 
leuchtet noch munter, 
aber das schönste Kind 
schaut nicht herunter. 
Liebe der Jugendzeit,
o wie so weit, o wie so weit !

Glück vorbei, Duft verweht, 
Liebe vergangen!
Durch meine Seele geht 
leises Verlangen. 
Dürft ich doch einmal, 
nur einmal, dich schauen;
Heimatwald, Heimatflur, 
liebste der Frauen !
Aber wie Ewigkeit 
bist du mir weit; o wie so weit.

Authorship:

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (John H. Campbell) , "O how far", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission

View original text (without footnotes)
1 Decker: "im Wiesengrund"; further changes may exist not shown above.

Researcher for this text: John H. Campbell

2. Blühendes Thal [sung text not yet checked]

Wo ich zum ersten Mal Dich sah,
Wie üppig grünt' die Wiese da.
Wo ich zum ersten Mal Dich sprach,
Da blühn die Veilchen unterm Dach.

Wo ich Dich küßt in dunkler Nacht,
Da lodert nun der Rosen Pracht,
Doch wo ich Abschied nahm in Leid,
Da rauscht nun eine Trauerweid'.

Bald jauchzt in Wonne mir das Herz,
Bald sinkt es ein in tiefstem Schmerz.
So blüht und rauscht das ganze Thal
Von unsrer Lieb, von unsrer Qual.

Authorship:

See other settings of this text.

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

3. Frühlingssonne [sung text not yet checked]

Frühlingssonne tritt mit Funkeln
Aus den Wolken; Merzluft weht.
Tief am Berg, im Wald, dem dunkeln,
Und am Strom der Schnee zergeht.
Veilchendüfte, Lerchenschall,
Glanz und Jubel überall.
  O wie wonnig,
  O wie sonnig,
Wenn der Frühling aufersteht!

Möchte nun ein Vogel werden,
In den Himmel fliegen ein,
Und doch von dem Glanz der Erden
Kann ich gar nicht mich befrein.
O mein Schatz, so anmutreich,
Erd' und Himmel mir zugleich,
  Stern und Sonne,
  Qual und Wonne,
Könnt' ich nunmehr bei Dir sein!

Authorship:

See other settings of this text.

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

4. Scheiden [sung text not yet checked]

Wenn man die Hand zum [Abschied]1 [gibt]2,
Dann fühlt man wol mit leisem Beben,
Wie treu und innig man geliebt
Mit ganzer Seele, ganzem Leben.

Dann zittert durch das Herz ein Weh,
Wie man vordem es kaum empfunden,
Als ob das Glück zu Ende geh'
Mit diesen schmerzensreichen Stunden.

Die Sonne der Vergangenheit
Blitzt noch einmal durch Scheidetränen,
Und alle Lieb' nnd alles Leid
Flammt auf in wunderbarem Sehnen.

Die Ferne ligt in Sonnenpracht,
Der Frühling geht auf allen Wegen;
Ich aber zieh' in dunkler Nacht
Dem neuen Morgenrot entgegen.

Authorship:

See other settings of this text.

View original text (without footnotes)
1 Radecke: "Scheiden giebt" ; further changes may exist not noted.
2 spelled "giebt" in the incipits given in Hofmeister for Dietrich and Radecke.

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

5. Muntrer Bach [sung text not yet checked]

Muntrer Bach, was rauschst Du so?
Rauschst so lauter, klar und froh;
Wirfst den hellen Silberschaum
An der Ufer grünen Saum -
   "Meinen Blumen, die da lauschen,
   Muß ich frohe Botschaft rauschen,
   Daß der Mai gekommen ist!"

Lerche hoch in Sonnenschein,
O wie jubelst Du so rein!
Steigst mit Liedern himmelan,
Daß der Blick nicht folgen kann -
   "Hoch gen Himmel muß ichs bringen,
   Und den Wolken muß ichs singen,
   Daß der Mai gekommen ist!"

Liebes Herz in voller Brust,
O was [klopfst]1 Du so in Lust?
Und in ungestümem Drang
Jubelst Du so selig bang? -
   "Laß mich jubeln, laß mich klagen,
   Laß mich klopfen, laß mich schlagen,
   Weil der Mai gekommen ist!"

Authorship:

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission

View original text (without footnotes)
1 Hiller: "klagst"

Researcher for this text: Harry Joelson

6. Nun ruht und schlummert alles [sung text not yet checked]

Nun ruht und schlummert Alles,
[Erd', Menschen, Wald]1 und Wind,
Das Wasser leisen Falles
Nur durch die Blumen rinnt.

Der Mond mit vollem Scheine
Ruht breit auf jedem Dach;
In [weiter Welt]2 alleine
Bin ich zur [Stund]3 noch wach.

Und Alles, Lust und Schmerzen,
Bracht' ich in mir zur Ruh;
[Noch]4 Eins noch wacht im Herzen,
Nur Eins: und das bist Du!

Und Deines Bildes Friede
Folgt mir in Zeit und Raum:
Bei [Tag]5 wird er zum Liede,
Und Nachts wird er zum Traum!

Authorship:

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "À minuit", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission

View original text (without footnotes)
1 Zemlinsky: "Die Menschen, der Wald"
2 Zemlinsky: "weitem Wald"
3 Zemlinsky: "Stunde"
4 Zemlinsky: "Nur"
5 Zemlinsky: "Tage"

Researcher for this text: Jakob Kellner