Dir zu eröffnen mein Herz verlangt mich; Hört' ich von deinem, darnach verlangt mich; Wie blickt so traurig die Welt mich an! In meinem Sinne wohnet mein Freund nur, Und sonsten keiner und keine [Feindspur]1. Wie Sonnenaufgang ward mir ein Vorsatz! Mein Leben will ich nur zum Geschäfte Von seiner Liebe [von heut an]2 machen. Ich denke seiner, mir [blutet's]3 Herz. Kraft hab' ich keine als ihn zu lieben, So recht im Stillen. Was soll das werden! Will ihn umarmen und kann es nicht.
Sechs deutsche Lieder für die Bass-Stimme mit Begleitung des Pianoforte
by Karl Friedrich Zelter (1758 - 1832)
1. Aus der Fernen  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), no title, appears in West-östlicher Divan, in 13. Noten und Abhandlungen zu besserem Verständnis des west-östlichen Divans, from "Chiffer"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Liefdeslied (Jou te ontsluiten mijn hart)", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Linda Godry) , "I long to open up my heart for you", copyright © 2004, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , no title, copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
1 Schumann: "Feindesspur"
2 omitted by Schumann.
3 Schumann: "blutet das"
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
2. Die Bewegung  [sung text checked 1 time]
Und rauscht' auch alles umgedreht Dem Untergange zu; Der weise Mann am Wirbel steht Gedankenvoll in Ruh'. Die jetzt in wildem Sturz sich drehn, Die Wasser werden auferstehn. Der aller Dinger Maß und Ziel Zum Heil geordnet hat, Durchschaust du seines Thuns Gewühl? Warst du in seinem Rath? Der Sonn' und Mond im Gleis' erhält, Er weiß, wo jeder Tropfen fällt. Es stand der See, lang' eingehemmt, Und sumpft' in ödem Rohr; Von Fäulniß grünt' er, halb verschlämmt, Und hauchte Pest, und gohr. Der Ordner sah; sein Engel kam; Das Wasser bebt', und brach den Damm.
Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Die Bewegung"
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]3. Totentanz  [sung text not yet checked]
Der Türmer, der schaut zu Mitten der Nacht Hinab auf die Gräber in Lage; Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht, Der Kirchhof, er liegt wie am Tage. Da regt sich ein Grab und ein anderes dann: Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann In weißen und schleppenden Hemden. Das reckt nun, es will sich ergötzen sogleich, Die Knöchel zur Runde, zum Kranze, So arm und so jung und so alt und so reich; Doch hindern die Schleppen am Tanze: Und weil hier die Scham nun nicht weiter gebeut, So schütteln sich alle, da liegen zerstreut Die Hemdelein über den Hügeln. Nun hebt sich der Schenkel, nun wackelt das Bein, Gebärden da gibt es vertrackte; dann klippert's und klappert's mitunter hinein, als schlüg' man die Hölzlein zum Takte. Das kommt nun dem Türmer so lächerlich vor; da raunt ihm der Schalk, der Versucher, ins Ohr: Geh! hole dir einen der Laken! Getan, wie gedacht! und er flüchtet sich schnell nun hinter geheiligte Türen. Der Mond und noch immer er scheinet so hell zum Tanz, den sie schauderlich führen. Doch endlich verlieret sich dieser und der, schleicht eins nach dem andern gekleidet einher, und husch! ist es unter dem Rasen. Nur Einer, der trippelt und stolpert zuletzt und tappet und grapst nach den Grüften; doch hat kein Geselle so schwer ihn verletzt; er wittert das Tuch in den Lüften. Er rüttelt die Turmtür, sie schlägt ihn zurück, geziert und gesegnet, dem Türmer zum Glück, sie blinkt von metallenen Kreuzen. Das Hemd muß er haben, da rastet er nicht, da gilt auch kein langes Besinnen, den gotischen Zierrat ergreift nun der Wicht und klettert von Zinne zu Zinnen. Nun ist's um den Armen, den Türmer, getan, es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan, langbeinigen Spinnen vergleichbar. Der Türmer erbleicht, der Türmer erbebt, Gern gäb' er ihn wieder, den Laken. Da häckelt jetzt hat er am längsten gelebt Den Zipfel ein eiserner Zacken. Schon trübet der Mond sich verschwindenden Scheins, Die Glocke, sie donnert ein mächtiges Eins, Und unten zerschellt das Gerippe.
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Der Totentanz"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Danse macabre", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Andrea Maffei) , "La danza dei morti"
4. Selige Sehnsucht  [sung text checked 1 time]
Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend'ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.
In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Überfällt dich fremde Fühlung,
Wenn die stille Kerze leuchtet.
Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsternis Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.
Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du, Schmetterling, verbrannt.
Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
[ ... ]
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Selige Sehnsucht", written 1814, appears in West-östlicher Divan, in 1. Buch des Sängers -- Moganni Nameh, first published 1816
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "Blissful yearning", copyright ©
- SPA Spanish (Español) (Rodrigo Ruiz) , "Bendito anhelo", copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
5. Die Sänger der Vorwelt  [sung text checked 1 time]
Sagt, wo sind die Vortrefflichen hin, wo find ich die Sänger, Die mit dem lebenden Wort horchende Völker entzückt, Die vom Himmel den Gott, zum Himmel den Menschen gesungen, Und getragen den Geist hoch auf den Flügeln des Lieds? Ach, noch leben die Sänger, nur fehlen die Taten, die Lyra Freudig zu wecken, es fehlt, ach! ein empfangendes Ohr. Glückliche Dichter der glücklichen Welt! Von Munde zu Munde Flog, von Geschlecht zu Geschlecht euer empfundenes Wort. Wie man die Götter empfängt, so begrüßte jeder mit Andacht, Was der Genius ihm, redend und bildend, erschuf. An der Glut des Gesangs entflammten des Hörers Gefühle, An des Hörers Gefühl nährte der Sänger die Glut. Nährt' und reinigte sie! Der Glückliche, dem in des Volkes Stimme noch hell zurück tönte die Seele des Lieds, Dem noch von außen erschien, im Leben, die himmlische Gottheit, Die der Neuere kaum, kaum noch im Herzen vernimmt.
Authorship:
- by Friedrich von Schiller (1759 - 1805)
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]6. Klaggesang  [sung text checked 1 time]
Subtitle: Irisch
So singet laut den Pillalu Zu mancher Träne Sorg’ und Not: Ochorro orro ollalu! O weh, des Herren [Kind]1 ist tot! Zu Morgen, als es tagen wollt’, Die Eule kam [vorbeigeschwingt]2, Rohrdommel Abends tönt im Rohr. Ihr nun [die Totensänge singt]3: Och orro orro ollalu. Und sterben du? warum, warum Verlassen deiner Eltern Lieb’? Verwandten Stammes weiten Kreis? Den Schrei des Volkes hörst du nicht: Och orro orro ollalu. Und scheiden soll die Mutter, wie, Von ihrem Liebchen schön und süß? Warst du nicht ihres Herzens Herz, Der Puls der ihm das Leben gab? Och orro orro ollalu. Den Knaben läßt sie weg von sich, Der bleibt und west für sich allein, Das Frohgesicht, sie sieht’s nicht mehr, Sie saugt nicht mehr den Jugendhauch. Och orro orro ollalu. Da sehet hin an Berg und Steg, Den Uferkreis am reinen See, Von Waldesecke, Saatenland, Bis nah heran zu Schloß und Wall. Och orro orro ollalu. Die [Jammer-Nachbarn]4 dringen her Mit hohlem Blick und Atem schwer; Sie halten an und schlängeln fort Und singen Tod im Totenwort: Och orro orro ollalu. So singet laut den Pillalu Und weinet was ihr weinen wollt! Och orro orro ollalu, [Des Herren einziger Sohn]5 ist fort.
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Klaggesang"
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View original text (without footnotes)1 Zelter: "Sohn"
2 Zelter: "herbeigeschwirrt"
3 Zelter: "in toter Wüste irrt"
4 Zelter: "Sommernachbarn"
5 Zelter: "Der einz'ge Sohn des Herrn
Researcher for this page: Johann Winkler