Fern hallt Musik; doch hier ist stille Nacht, Mit Schlummerduft anhauchen mich die Pflanzen: Ich habe immer, immer dein gedacht; Ich möchte schlafen, aber du mußt tanzen. Es hört nicht auf, es rast ohn' Unterlaß; Die Kerzen brennen und die Geigen schreien, Es teilen und es schließen sich die Reihen, Und alle glühen; aber du bist blaß. Und du mußt tanzen; fremde Arme schmiegen Sich an dein Herz; o leide nicht Gewalt! Ich seh dein weißes Kleid vorüberfliegen Und deine leichte, zärtliche Gestalt. - Und süßer strömend quillt der Duft der Nacht Und träumerischer aus dem Kelch der Pflanzen. Ich habe immer, immer dein gedacht; Ich möchte schlafen, aber du mußt tanzen.
Sechs Lieder von Theodor Storm für eine Singstimme mit Klavierbegleitung
Song Cycle by Heinrich, Freiherr von Bach (1835 - 1915)
1. Hyazinthen
Text Authorship:
- by Theodor Storm (1817 - 1888), "Hyazinthen"
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- ENG English (Emily Ezust) , "Hyacinths", copyright ©
- ENG English (Elisabeth Siekhaus) , "Hyacinths", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Jacinthes", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
2. Das Mädchen mit den hellen Augen
Das Mädchen mit den hellen Augen, Die wollte keines Liebste sein; Sie sprang und ließ die Zöpfe fliegen, Die Freier schauten hinterdrein. Die Freier standen ganz von ferne In blanken Röcken lobesam. "Frau Mutter, ach, so sprecht ein Wörtchen Und macht das liebe Kindlein zahm!" Die Mutter schlug die Händ' zusammen, Die Mutter rief: "Du töricht Kind, Greif zu, greif zu! Die Jahre kommen, Die Freier gehen gar geschwind!" Sie aber ließ die Zöpfe fliegen Und lachte alle Weisheit aus; Da sprang durch die erschrocknen Freier Ein toller Knabe in das Haus. Und wie sie bog das wilde Köpfchen, Und wie ihr Füßchen schlug den Grund, Er schloß sie fest in seine Arme Und küßte ihren roten Mund. Die Freier standen ganz von ferne, Die Mutter rief vor Staunen schier: "Gott schütz dich vor dem ungeschlachten, Ohn Maßen groben Kavalier!"
Text Authorship:
- by Theodor Storm (1817 - 1888), "Das Mädchen mit den hellen Augen"
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La fille aux yeux clairs", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
3. Meeresstrand
Ans Haff nun fliegt die Möwe, Und Dämmerung bricht herein; Über die feuchten Watten Spiegelt der Abendschein. Graues Geflügel huschet Neben dem Wasser her; Wie Träume liegen die Inseln Im Nebel auf dem Meer. Ich höre des gärenden Schlammes Geheimnisvollen Ton, Einsames Vogelrufen - So war es immer schon. Noch einmal schauert leise Und schweiget dann der Wind; Vernehmlich werden die Stimmen, Die über der Tiefe sind.
Text Authorship:
- by Theodor Storm (1817 - 1888), "Meeresstrand"
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- ENG English [singable] (Walter A. Aue) , "Seashore", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Bord de mer", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
4. Die Kinder
Auf meinem Schoße sitzet nun und ruht der kleine Mann; mich schauen aus der Dämmerung die zarten Augen an. Er spielt nicht mehr, er ist bei mir, will nirgends anders sein; die kleine Seele tritt heraus und will zu mir herein. Mein Häwelmann, mein Bursche klein, du bist des Hauses Sonnenschein; die Vögel singen, die Kinder lachen, wenn deine strahlenden Augen wachen.
Text Authorship:
- by Theodor Storm (1817 - 1888)
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Dämmerstunde
Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen - Das Haupt zu dir gewendet, saßen wir; Und sanfter fühlten wir die Stunden fließen, Und stiller ward es zwischen mir und dir; Bis unsre Augen ineinander sanken Und wir berauscht der Seele Atem tranken.
Text Authorship:
- by Theodor Storm (1817 - 1888), "Dämmerstunde"
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Between you and me", copyright © 1996, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "L'heure du crépuscule", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
6. Die Stunde schlug
Die Stunde schlug, und deine Hand Liegt zitternd in der meinen, An meine Lippen streiften schon Mit scheuem Druck die deinen. Es zuckten aus dem vollen Kelch Elektrisch schon die Funken; O fasse Mut, und fliehe nicht, Bevor wir ganz getrunken! Die Lippen, die mich so berührt, Sind nicht mehr deine eignen; Sie können doch, solang du lebst, Die meinen nicht verleugnen. Die Lippen, die sich so berührt, Sind rettungslos gefangen; Spät oder früh, sie müssen doch Sich tödlich heimverlangen.
Text Authorship:
- by Theodor Storm (1817 - 1888), "Die Stunde schlug"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]