Weisse Seelen mit den Silberschwingen, Kinderseelen, die noch niemals sangen, - die nur leis in immer weitern Ringen zu dem Leben ziehn, vor dem sie bangen, werdet ihr nicht euren Traum enttäuschen, wenn die Stimmen draußen euch erwachen, - und ihr könnt aus tausent Taggeräuschen nicht mehr lösen euer Liederlachen?
Acht Lieder
by Ruth Schonthal (1924 - 2006)
1. Weisse Seelen  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Weisse Seelen mit den Silberschwingen", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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- ENG English (Ruth Schonthal) , "White souls", copyright ©
2. Arme Heilige  [sung text checked 1 time]
Arme Heilige aus Holz kam meine Mutter beschenken; und sie staunten stumm und stolz hinter den harten Bänken. Haben ihrem heißen Mühn sicher den Dank vergessen, kannten nur das Kerzenglühn ihrer kalten Messen. Aber meine Mutter kam ihnen Blumen geben. Meine Mutter die Blumen nahm alle aus meinem Leben.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
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- ENG English (Ruth Schonthal) , "To poor saints", copyright ©
3. Ihr Mädchen seid wie die Kähne  [sung text checked 1 time]
Ihr Mädchen seid wie die Kähne; an die Ufer der Stunden seid ihr immer gebunden - [ darum bleibt ihr so bleich;]1 ohne hinzudenken, wollt ihr den Winden euch schenken: euer Traum ist der Teich. Manchmal nimmt euch der Strandwind mit bis die Ketten gespannt sind und dann liebt ihr ihn: Schwestern, jetzt sind wir Schwäne, mit am Goldgesträhne die Märchenmuschel ziehn.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ihr Mädchen seid wie die Kähne", appears in Frühe Gedichte, in Lieder der Mädchen, no. 7
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- ENG English (Ruth Schonthal) , "You maidens are like small boats", copyright ©
1 omitted by Schonthal.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
4. Liebeslied  [sung text checked 1 time]
Wie soll ich meine Seele halten, daß sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen? Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen. Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. Auf welches Instrument sind wir gespannt? Und welcher [Geiger]1 hat uns in der Hand? O süßes Lied.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Liebeslied", appears in Neue Gedichte, first published 1892
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cançó d'amor", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Ruth Schonthal) , "Love song", copyright ©
- ENG English (Elisabeth Siekhaus) , "Love song", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chant d'amour", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Canto d'amore", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
1 Martinsson: "Spieler"
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
5. Noch ahnst du nichts  [sung text checked 1 time]
Noch ahnst du nichts vom Herbst des Haines, drin lichte Mädchen lachend gehn; nur manchmal küßt wie fernes, feines Erinnern dich der Duft des Weines, - sie lauschen, und es singt wohl eines ein wehes Lied vom Wiedersehn. In leiser Duft dir Ranken schwanken, wie wenn wer Abschied winkt. - Am Pfad stehn alle Rosen in Gedanken; sie sehen ihren Sommer kranken, und seine hellen Hände sanken leise von seiner reifen Tat.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Noch ahnst du nichts vom Herbst des Haines", appears in Frühe Gedichte, in Lieder der Mädchen, no. 12
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- ENG English (Ruth Schonthal) , "As yet you are not aware", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Tu ne pressens encore rien", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
6. Ich will ein Garten sein  [sung text checked 1 time]
Ich will ein Garten sein, an dessen Bronnen die vielen Träume neue Blumen brächen, die einen abgesondert und versonnen, und die geeint in schweigsamen Gesprächen. Und wo sie schreiten, über ihren Häupten will ich mit Worten wie mit Wipfeln rauschen, und wo sie ruhen, will ich den Betäubten mit meinem Schweigen in den Schlummer lauschen.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Ich will ein Garten sein", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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- ENG English (Ruth Schonthal) , "I want to be a garden", copyright ©
7. Erste Rosen erwachen  [sung text checked 1 time]
Erste Rosen erwachen, und ihr Duften ist zag wie ein leisleises Lachen; flüchtig mit schwalbenflachen Flügeln streift es den Tag; und wohin du langst, da ist alles noch Angst. Jeder Schimmer ist scheu, und kein Klang ist noch zahm, und die Nacht ist zu neu, und die Schönheit ist Scham.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Erste Rosen erwachen", appears in Frühe Gedichte, in Mir zur Feier
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- ENG English (Ruth Schonthal) , "First roses awaken", copyright ©
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Werke, kommentierte Ausgabe in vier Bänden, Band 1 Gedichte 1895 bis 1910, herausgegeben von Manfred Engel und Ulrich Fülleborn, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1996, page 80.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
8. Meine frühverliehnen Lieder  [sung text checked 1 time]
Meine frühverliehnen Lieder oft in der Ruh überrankter Ruinen sang ich dem Abend sie zu. Hätte sie gerne zu Ronden aneinandergereiht einer erwachsenen Blonden als Geschenk und Geschmeid. Aber unter allen war ich einzig allein; und so ließ ich sie fallen: sie verrollten wie lose Korallen weit in den Abend hinein.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
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- ENG English (Ruth Schonthal) , "My early lent-away songs", copyright ©