Kommt mir ein Buch in die Hand, Les ich darinnen, Worte und Reim wie bekannt Wecken mich innen. Einmal in einstiger Stadt Ist es gewesen, Saß ich mit euch und da hat Einer gelesen. Doch welche Hand benedeit Buch jetzt und Stunde, Wer schob hinweg uns die Zeit? Hört mir vom Munde Worte und Reim wie geweiht Geistiger Runde!
Ehrler-Zyklus I
Song Cycle by Hermann Reutter (1900 - 1985)
1. Fernen Freunden  [sung text not yet checked]
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- by Hans Heinrich Ehrler (1872 - 1951), "Fernen Freunden", appears in Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte
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- ENG English (Sharon Krebs) , "To distant friends", copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Hans Heinrich Ehrler, Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte, Gotha: Leopold Klotz Verlag, 1928, page 49.
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2. Petrarka  [sung text not yet checked]
Dem jene Frau in hoher Kathedrale Erschien am heilgen Leidenstag des Herrn, Daß er ihr nachgehn mußte als dem Stern, Im wachen Traum gelockt durch Berg und Tale. Das war ein Lebens-Weg. Gefüllte Schale Trugst du das Herz ihr nach, die immer fern. Im selben Maß den selben süßen Kern Besang dein Mund und kam doch nie zum Mahle. In deiner Klause unterm Laubenbogen Entschicktest Tauben du aus Nestes Bett. Wohin? Der Sender wußte nur den Namen. Und als die zärtlich weißen nimmer kamen, Vernahmst du, still skandierend ein Sonett, Daß deine Seele klingend war verflogen.
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- by Hans Heinrich Ehrler (1872 - 1951), "Petrarka", appears in Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Petrarch", copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Hans Heinrich Ehrler, Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte, Gotha: Leopold Klotz Verlag, 1928, page 50.
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3. Platon  [sung text not yet checked]
Er sah den Knaben schön im Leibesspiel, Auch den Bekränzten selig stehn am Ziel. Dann lief der Holde zu dem Weisen hin Und schmiegte sich vor allem Volk an ihn. Des Stadions Runde brauste laut hinauf Und Platon setzte still den Lorbeer auf Dem Auserkorenen, der ihn erkor, Sein Blick umrahmte lang den Nikophor. Dann schloß die milden Augen er und schwieg. Ein schöner Knabe um den andern stieg Zu ihm empor ins attisch blaue Licht. Und tausend Körper hell im Ingesicht Sucht steichelnd seine Hand, gleich wie zum Pfand Des Angeschmiegten schon vergeßne Hand.
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- by Hans Heinrich Ehrler (1872 - 1951), "Platon", appears in Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte
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Confirmed with Hans Heinrich Ehrler, Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte, Gotha: Leopold Klotz Verlag, 1928, page 59.
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4. Michelangelo  [sung text not yet checked]
Was ist ein Stein? Was ist ein Marmorquader, Daß Menschenhand ihn greifet an, den kalten, Will aus dem toten schälen, aus ihm spalten Des Menschenleibes warme Lebensader? Sind doch nach ewgem Bilde wir geschaffen, Daß wir uns selber suchen so zur Dauer Heraus aus zeitenhafter Urfelsmauer, Wo der Titanenkriege Schrunden klaffen? Dein Meißel traf die Deutung tiefster Frage. Du sahst den HERREN bei der Formung Stunde, Sein Kronwerk haltend in des Blickes Wage: Die Lehmfigur im letzten Rohbefunde, Schon atmend . . . ER doch wurde zärtlich zage, Gab dem Geschöpf noch streichelnd mildre Runde.
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- by Hans Heinrich Ehrler (1872 - 1951), "Michel Angelo", appears in Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Michel Angelo ", copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Hans Heinrich Ehrler, Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte, Gotha: Leopold Klotz Verlag, 1928, page 61.
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5. Johann Kepler. Harmonia mundi
Der den Sterngang maß mit Menschenzeichen, Kühnen Griffes ihrer Ordnung Zahl Baute ein in den Figurensaal, In die Gleichniswölbung von kristallnen Reichen, Sass, den Schlüssel auf den Demutshänden, Er, der Magier, im Zauberschloß, Da aus Höh und Tiefe löste los Goldner Ton sich ab des Raumes Wänden. Und er spürte großen Wunders Walten: Stern und Sonn und Erde läg zerschellt, Stückwerk bräche, nicht im Bild gehalten, Von dem heiligen Nachhall undurchhellt Jenes "Wortes", das ihm gab Gestalten. Menschenmund noch tönt vom Sang der Welt.
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- by Hans Heinrich Ehrler (1872 - 1951), "Johann Kepler", subtitle: "Harmonia mundi", appears in Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte
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6. Franziskus  [sung text not yet checked]
Der Heilige ging hin in Gottes Welt Und eine Blume an dem Sonnenfeld Sich ihn begrüßend hatte hingestellt. Er kniete nieder zu dem blauen Stern: "Wie bist du schön, o Schwester, durch den Herrn, Ich streichle dich von ihm, erduld es gern!" Fromm ließ die kleine Blüte so geschen. Dann, als das Knie er hob, um aufzustehn, Da löste sie sich leis von Stengels Stand Und schwebte mit empor in seine Hand.
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- by Hans Heinrich Ehrler (1872 - 1951), "Franziskus", appears in Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte
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- ENG English (Sharon Krebs) , "St. Francis", copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Hans Heinrich Ehrler, Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte, Gotha: Leopold Klotz Verlag, 1928, page 67.
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7. Auch das Große muss sterben  [sung text not yet checked]
Das ist nicht wahr! es ist noch nie gestorben, Nie Zeichenhaftes spurlos je verdorben. Die Heiligen und Weisen sind geblieben, Der Helden Halsperg klingt von Sagenhieben. Der Kaiser Heinrich, ein Namenspatron, Durchreitet Zeiten am Bamberger Dom. Und Sokrates trank den Schielingswein In Platons goldnen Becher hinein. O zwischen zwei Schächern hängend schrie Der Herr den Tod darnieder aufs Knie!
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- by Hans Heinrich Ehrler (1872 - 1951), ""Auch das Große muß sterben"", appears in Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Even that which is great must die", copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Hans Heinrich Ehrler, Gesicht und Antlitz: Neue Gedichte, Gotha: Leopold Klotz Verlag, 1928, page 68.
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