Der, welcher, nicht aus irgend einem Dinge, die Zeit erschuf, die vorher war für keinen, teilte sie so, daß hier die Sonne ginge, und nahe neben hat der Mond zu scheinen. Sofort entstand, aus jedem Boden brechend, Geschick und Zufall auf den beiden Seiten, und mir bestimmte man die Dunkelheiten , meiner Geburt und Wiegenzeit entsprechend. Und so wie einer, der sich selber äfft , noch dunkler wird, wenn schon dieNachtgenügte, beklag ich noch mein schwärzliches Geschäft. Doch ward mir Trost gewährt: es tagt mir heiter, seit sich zu meiner Nacht die Sonne fügte, die dir gegeben wurde zum Begleiter.
Fünf Sonette; Michelangelo Buonarroti; Deutsche Nachdichtung von Rainer Maria Rilke
Song Cycle by Anton Schoendlinger (1919 - 1983)
1. Der welcher nicht aus irgend einem Dinge die Zeit erschuf  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
Based on:
- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), appears in Rime, no. 103
Go to the single-text view
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Insel-verlag, 1927, p231
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
2. Wie sehr genießt sich  [sung text not yet checked]
WIE sehr genießt sich, froh, von Blumen leicht gefügt, auf Einer goldnem Haar der Kranz, und jede Blume ist beschäftigt ganz, wie sie zuerst den Kopf im Kuß erreicht. Zufrieden ist das Kleid den ganzen Tag um ihre Brust, das unten sich verschwendet, was golddurchwirkt um Hals und Wangen lag, bleibt unablässig an sie angewendet. Doch glücklicher noch fühlt sich jenes Band mit goldnen Nesteln, das die Brust indessen ein wenig drängt, um auf ihr aufzuruhn. Der Gürtel, der sich ungezwungen spannt, sagt, scheints, bei sich : Hier will ich immer pressen. Was würden also meine Arme tun!
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
Based on:
- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), appears in Rime, no. 4
See other settings of this text.
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Insel-verlag, 1927, p243
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Sag mir Amor sehn meine Augen  [sung text not yet checked]
Sag mir, Amor, sehn meine Augen denn Wahrheit des Schönen, das ich so erstrebe ; ist es in mir nur, wenn ich sie erhebe zum Angesicht der fast Gemeißelten? Du mußt es wissen, denn du kommst mit ihr die Ruh mir nehmen. Ich hab Grund zu grollen. Doch würd ich keinen Seufzer weniger wollen, noch minder glühend diese Glut in mir: -- die Schönheit, die du siehst, gehört ihr zwar, doch wächst sie, da sie steigt zum bessern Ort, und wird vom Auge bis zur Seele mehr. Ewiges nimmt nur seines Gleichen wahr. So wird sie göttlich, schön und ehrlich dort. Die und nicht jene wandelt vor dir her.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
Based on:
- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), appears in Rime, no. 42
Go to the single-text view
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Insel-verlag, 1927, p242
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
4. Mit deinen Augen seh' ich süßes Licht  [sung text not yet checked]
Mit deinen Augen seh ich süßes Licht, das ich mit meinen blinden nicht mehr schaue, und, das ich, lahm, zu tragen mich getraue, mit deinen Füßen trag ich dies Gewicht. Dem Federlosen giebt dein Flügel halt, dein Geist weiß mich zum Himmel zu entfachen, du hast die Macht, mich rot und blaß zu machen, im Froste heiß und in der Sonne kalt. In deinem Willen ist mein Wille drin, mein Denken wird in deiner Brust bereitet, in meine Worte weht dein Atem ein. Es scheint, daß ich dem Monde ähnlich bin, den unser Auge oben nur begleitet, soweit die Sonne ihn versieht mit Schein.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
Based on:
- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), no title, appears in Rime, no. 89
See other settings of this text.
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.230
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Joost van der Linden [Guest Editor]
5. Gebt meinen Augen wieder Quellen Flüsse  [sung text not yet checked]
Gebt meinen Augen wieder, Quellen, Flüsse, die starken Wellen, die nicht euer eigen und die euch wachsen machen, höher steigen, als sonst der Brauch ist euerer Ergüsse. Und du, gedrängte Luft, die Himmelslichte mir dämpft, als ob sie ganz voll Seufzer wäre, gib sie ans müde Herz zurück und kläre dein Finstres meinem schärferen Gesichte. Die Erde selbst erstatte meinen Sohlen die Schritte wieder, ihrem Gras zuliebe, das Echo, meiner müde, mir den Klang; laß meinen Blick aus deinem Aug mich holen, daß ich zu andrem Lieben fähig bliebe bei deinem unbefriedigten Empfang.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Michelangelo-Übertragungen
Based on:
- a text in Italian (Italiano) by Michelangelo Buonarroti (1475 - 1564), no title, appears in Rime, no. 95
See other settings of this text.
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Übertragungen, Leipzig : Insel-Verlag, 1927, p.254
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]