"Geh' ich durch den Klostergarten Bei des Frühlings lindem Weben, Staunen muß ich, daß ich atme Nach dem Kampf auf Tod und Leben; Atme, weil mit seltner Treue Gute Menschen für mich wachten, Christen für den Ungetauften, Und dem Leib Genesung brachten. Nur dem Leib: der wunden Seele Arzenei erdenkt kein Denker! Kam sie krank in diese Mauern, Krank genug, hier ward sie kränker. Kam sie krank an Haß und Liebe, Krank genug an diese Stelle, Kränker durch des Zweifels Qualen Ward sie in der Klosterzelle! Beides bist du, Pater Prior, Weis' und gut, des muß ich klagen: Deine Weisheit, deine Güte Hat mir bittre Frucht getragen."
Elmar im Klostergarten
Song Cycle by August Braubach
1. Geh' ich durch den Klostergarten  [sung text not yet checked]
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 1, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Beides bist du, Pater Prior  [sung text not yet checked]
"Beides bist du, Pater Prior, Weis' und gut, doch mir zum Leide; Seit ich horchte deinem Raunen, Wichen von mir Fried' und Freude. -- Früchte sucht der Knab' im Walde, Wo sich Blatt und Beere drängen; Immer reifer, immer röter Glühn sie an den Berggehängen; Sommersüße große Früchte, Immer röter, immer reifer Glühn sie in den Talgewinden, Und den Knaben zieht der Eifer. Und der Eifer zieht den Knaben Immer tiefer in die Gründe, Bis wie Rätsel ihn umstricken Berggehäng' und Talgewinde. Fremd ist ihm der Born im Steine, Fremd der Bach, der muntre Wandrer, Fremd der Fels und auf dem Felsen Selbst der Sonnenschein ein andrer; Fremd die Blumen, fremd die Bäume, Fremd die Vögel in den Zweigen: Ach, wer wird dem armen Jungen Den ersehnten Rückweg zeigen? -- Pater Prior, Pater Prior, Deiner Weisheit linde Lehren Führten mich in Irr' und Wirre Wie den Knaben rote Beeren."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 2, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Wird den Menschen zugewogen  [sung text not yet checked]
"Wird den Menschen zugewogen Leid und Lust mit gleicher Waage, Schulden mir gerechte Götter Sonnenschein und linde Tage. Dunkel war es, was ich lebte! Übles hast du angestiftet, Wodanspriester, der das weiche Knabenherz mit Haß vergiftet. Dann ein Rausch, der siegestrunkne Taumel auf den Wikingszügen: War das frohbewußten Glückes Ruhig atmendes Genügen? Dann des Argen Neid, der mitten, Mitten mich ins Herz getroffen; Ächtung, Siechtum, Seelenkämpfe Und ein Lieben ohne Hoffen. Innerlich verhärmt, verkümmert, Seh' ich um mich Schutt und Scherben: O ihr allzu treuen Pfleger, Warum ließt ihr mich nicht sterben? -- Wird den Menschen zugewogen Leid und Lust mit gleicher Waage, Schulden mir gerechte Götter Sonnenschein und linde Tage."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 3, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Im Gebirg ist eine Stelle  [sung text not yet checked]
"Im Gebirg ist eine Stelle, Wo der Sturm, der wildempörte, Brechend in den hohen Hallen, Bis zum Grund den Wald zerstörte. Hingerafft, geknickt, zerschmettert Liegen dort die mächt'gen Eichen; Unter Weiderich und Binsen Modern ihre Riesenleichen; Aufeinander, durcheinander Stamm und Äste, wild verworren; Losgerissen in die Lüfte Stehn die schwarzen Wurzelknorren. Die von Frühlingswonne träumten, Finkenschlag und Blumenschimmer, Warf im Zorn das Wetterbrausen Einer Winternacht in Trümmer. Öd und wüst! -- So wüst und öde Ward mein Leben. Eine Stunde Richtete die Blütenbäume Meiner Hoffnung jäh zugrunde. Wüst und öde! Um die Toten Spinnen sich, wie dunkle Ranken Einen Runenstein umweben, Meine traurigen Gedanken."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 4, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Wäre nicht der Neid der Götter  [sung text not yet checked]
"Wäre nicht der Neid der Götter, Menschen könnten glücklich werden; Wäre nicht der Haß der Menschen, O, es wäre schön auf Erden! Grollend schaun die Loseschüttler Von den dunkeln Wolkensitzen; Will ein Herz in Hoffnung knospen, Dräun sie mit des Zornes Blitzen. Will ein Herz in Freud' erblühen, Auf die ersten zarten Sprossen Schleudern sie mit harten Händen Winterschnee und rauhe Schloßen. Und der Erdensohn, um aller Not ein Übermaß zu schaffen, Schlag um Schlag auf seinesgleichen Schwingt er die verruchten Waffen. O, nicht hungerhagre Wölfe, Die ein krankes Reh gefunden Und sich balgen um die Beute, Reißen sich so tiefe Wunden! -- Wäre nicht der Neid der Götter, Menschen könnten glücklich werden; Wäre nicht der Haß der Menschen, O, es wäre schön auf Erden!"
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 5, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Ehrlos, wehrlos! ‑‑ All der Wälder  [sung text not yet checked]
"Ehrlos, wehrlos! -- All der Wälder, All der Hage, all der Heiden Ist mir nicht so viel gelassen, Einen Stab davon zu schneiden. Ehrlos, wehrlos! -- All der Hufen Nicht ein armer schmaler Fetzen, All der Häuser nicht ein Fleckchen, Einen Dreibein drauf zu setzen. Straßen hat die Welt, vier Straßen, Offen seit viel tausend Jahren: Blas' ich eine Federflocke, Wo sie fliegt, da kann ich fahren. Weit, so weit die Wasser rinnen, Rechtlos, friedlos! Leib und Leben Sind dem Schächer wie dem Wolfe, Wie dem Raben preisgegeben. Und die Seele? -- Ohne Antwort Muß ich fragen, immer fragen: Wüßt' ich Raum für sie, das andre, O, das andre wollt' ich tragen! Kann sie fliehn zu Walhalls Göttern? Sind sie denn? -- Zum Gott der Christen? Ist er denn? -- Der müde Kämpfer Ringt in Zweifeln und in Zwisten."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 6, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]7. Keine Götter sitzen droben  [sung text not yet checked]
"Keine Götter sitzen droben Auf den grauen Wolkenstühlen, Keine, oder felsenharte, Die nicht Leid, nicht Mitleid fühlen; Keine, oder dumpfe Schläfer, Die auf weichen Polstern gähnen Und, vergessend wie vergessen, Die Jahrtausende verdehnen. Walhall? Morgentraum des Knaben, Beim Erwachen schnell verflogen! Thiatgrim, der alte Friese, Deucht mir fast, hat viel gelogen. -- Leb' ich nicht? Und was lebendig In mir wirkt, wo kann es bleiben? Wird es nichtig wie die Hülle, Die es deckt, im Sturme treiben? Ohne Antwort muß ich fragen, Ohne Trost, wohin ich kehre, Und erschrocken starrt das Auge In die Nacht, ins Ewigleere."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 7, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Künste lernt' ich, edler Künste  [sung text not yet checked]
"Künste lernt' ich, edler Künste, Hoher Künste lernt' ich sieben, Wie sie übten unsre Väter, Wie sie Nordlandsmänner üben: Runen lesen, Runen ritzen, Und der Harfe Saiten rühren; Schmieden eine zähe Klinge, Und im Streit sie ehrlich führen; Fest auf Rossesrücken haften, Schwimmen durch empörte Sunde Und mit Pfeil und Speer ins Weite Senden sichre Todeswunde. Künste lernt' ich, edler Künste, Hoher Künste lernt' ich sieben; Wenig frommen sie, die eine Schwerste ist mir fremd geblieben: Könnt' ich denken, was ich wollte, Und vergessen, was ich möchte, Heller wären meine Tage, Stiller wären meine Nachte."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 8, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]9. Die beneid' ich, die im Glanze  [sung text not yet checked]
"Die beneid' ich, die im Glanze Deutscher Heldenzeit sich sonnten, Die mit Schwertern statt mit Worten Ihre Meinung sagen konnten. Tatlos schlepp' ich meine Tage! O, ich habe Zeit zum Denken, Zeit zum Sinnen und zum Suchen, Zeit genug, mich selbst zu kränken. Und die Mönche, sie umhegen Mich mit rücksichtsvoller Liebe, Mir zur Qual; ich trage leichter Keulenschlag und Klingenhiebe. Irren will ich durch die Lande, Auf den Wassern will ich treiben; Tödlich ist mir dieses Brüten, Und hier kann ich nimmer bleiben."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 9, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]10. Von der Heimaterde scheiden  [sung text not yet checked]
"Von der Heimaterde scheiden, O, wohl ist es hart und herbe! Muß ich scheiden ohne Hoffnung, Bin ich tot, bevor ich sterbe. Muß ich scheiden ohne Hoffnung, Gleich dem Hirsch auf mürbem Eise, Das im Strom zum Meere flutet, Fahr' ich trostlos auf die Reise. Zwar in weltentlegner Bergschlucht, Wo der Eber suhlt, der graue, Könnt' ich hausen mit dem Waldschrat, Hehlings, wie der Fuchs im Baue, Wildes Tier mit wilden Tieren; Dann aus Not ein Dieb, ein Schächer, Dann zu Trug und Hohn der Häuptling Ausgestoßener Verbrecher. -- Armer Elmar, irre, irre Durch die Wasser, durch die Lande: Findest du kein Grab in Ehren, Such ein Grab dir ohne Schande!"
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 10, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]11. Winternachts am Hallenfeuer  [sung text not yet checked]
"Winternachts am Hallenfeuer Wußte Wilfried Thorkells Gästen Nordlandssagen zu berichten Von dem Weinland fern im Westen, Das zuerst der rote Erik, Dann Björn Asbrandson gefunden, Als auf reisemüden Kielen Sturm sie trieb von Sund zu Sunden. Traumhaft wunderliche Sagen Von des Waldes Riesenkronen, Von den armen roten Männern, Die in ihrem Schatten wohnen; Von des Dickichts Astgewirre, Blumenschlingen, Laubgewinden, Wo nur mühvoll kluge Jäger, Hirsch und Bär den Wildpfad finden; Von den seltsam bunten Vögeln, Die durch Strauch und Wipfel streifen Oder, eine graue Wolke, Bucht und Klippenhang umschweifen; Von des Bibers Wasserdörfern, Von der Taube Wanderzügen, Von des Büffels Weidegängen Und der Schneegans hohen Flügen; Vom Gelock der Rebenranken, Die um Stamm und Zweige gaukeln, Von den purpurdunkeln Trauben, Die im Sonnenglanz sich schaukeln; Von dem Weizenfeld der Lichtung Zwischen Fluß und Felsenföhren, Lanzenschäfte all die Halme, Goldne Keulen all die Ähren; Von des Urwalds tiefem Schweigen, Wenn die stillen Sternenbälle Glühn und weit verhallt der dumpfe Nachtgesang der Wasserfälle; Wenn der Wildnis fromme Söhne Aus den Hirschhautzelten treten Und gehobnen Haupts zum großen Unbegriffnen Geiste beten. -- Fernes Land! In Kinderunschuld, Nicht verwirrt vom Kampf und Kriege Zwischen Göttern, zwischen Menschen, Schläfst du in der Wellenwiege! Ob die graue Wasserwüste Dich in Nacht und Nebel berge, Dennoch find' ich dich; dem Flüchtling Ist die Not ein guter Ferge. Ausgestoßen von den Meinen, Wilder Wolf im eignen Lande, Seh' ich vor mir Strick und Grube, Hinter mir die Treiberbande. Wertlos ward ich gleich dem Moose, Gleich dem Pilz am Bergeshange, Die das Reh des Waldes achtlos Niedertritt auf seinem Gange; Wertlos gleich dem Fichtenzapfen, Den der Sturm mit Laub und Schorfen, Seines Spielwerks überdrüssig, In den Heidesumpf geworfen. Schönes Land im weiten Westen, Fern und einsam! -- Heb die Schwingen, Freier Falk, du heimatloser, Eine Heimat zu erringen! Heb die Schwingen! Schon zu lange Hast du träumend hier gesessen; Fort, meerüber: in der Wildnis Allvergessend, allvergessen!"
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 11, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]12. Geh' ich einsam durch die Büsche  [sung text not yet checked]
"Geh' ich einsam durch die Büsche, Sitz' ich einsam in der Zelle, Unablässig mir zur Seite Folgt ein treuer Sprechgeselle. Immer surrt er: "harre, harre!" Immer raunt er: "bleibe, bleibe; Alles fügt sich, eh' im höchsten Sommer steht die Sonnenscheibe!" Und ich harre, weil ich tiefer In mein Suchen mich versenke, Und ich bleibe, -- und ich bleibe, Hilda, weil ich dein gedenke."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 12, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]13. Wind, du unsichtbarer Wandrer  [sung text not yet checked]
"Wind, du unsichtbarer Wandrer, Flüchtig ist dein Gang vom Westen, Wenn du in die Tannenwipfel Schreitest aus den Eichenästen; Wenn du schauerst durch die Blätter, Wenn du flüsterst mit den Zweigen, Und, zu lauschen, Halm und Blüte All die klugen Köpfchen neigen. All den Blüten, all den Halmen Lispelst du ein liebes Grüßen Von den Dolden, von den Glocken, Die im blauen Walde sprießen. Wind, du unsichtbarer Wandrer, Rausche nur durch Busch und Hagen; Von der Blume, die ich meine, Hast du mir kein Wort zu sagen."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 13, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]14. Wüßt' ich sie im sichern Hafen  [sung text not yet checked]
"Wüßt' ich sie im sichern Hafen, Mit den Stürmen kämpft' ich gerne, Alle Schmerzen wollt' ich dulden, Bliebe jeder Schmerz ihr ferne. Wär' ihr besser, möcht' ich lieber, Daß sie keine Schmerzen trüge, Daß, sooft sie mein gedenket, Banger nicht das Herz ihr schlüge? Daß sie mein nicht mehr gedächte? Herbstes Wort von allen herben! Bittrer Tod: Vergessenwerden Ist noch bitterer als Sterben. Eine Lieb' ist keine Liebe; Daß sie durch zwei Herzen gehe, Ist ihr Recht, und beiden bringe Sehnend Leid und wundes Wehe."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 14, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]15. Greiser Prior, deine Lehren  [sung text not yet checked]
"Greiser Prior, deine Lehren Sind verständig, sehr verständig: Nur erwäge, greiser Prior, Du bist tot und ich lebendig. Deine Lehren, greiser Prior, Wie des Schnees gelinde Flocken Säuseln sie vom frost'gen Himmel Auf des Frühlings Blumenglocken. Alte Menschen, kalte Menschen! Ihre Häupter grauer Winter, Ihre längst verglühten Herzen Längst erstarrte harte Sinter."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 15, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]16. Wunderlich! Ein altes Märchen  [sung text not yet checked]
"Wunderlich! Ein altes Märchen Deucht es mir, gehört im Traume: Sinnend, einen Kranz im Schoße, Saß sie unterm Apfelbaume. Weiße Blütenblätter streifend Von der Achsel, aus den Locken, Gab sie mir den Gruß zurücke Hold errötend, süß erschrocken. Eines hatt' ich ihr zu sagen; Statt des einen sagt' ich immer, Was ich nicht zu sagen hatte, Was ich hatte, sagt' ich nimmer. Von dem großen grauen Wolfshund, Ihrem treusten Weggesellen, Von der Brut im Nest der Amsel Sprach ich und des Bachs Forellen. Wunderlich! Geschliffne Äxte Sah ich furchtlos auf mich zücken, Und vor einem Mädchen stand ich Zaghaft mit gesenkten Blicken."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 16, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]17. Wollte manchmal stille Hoffnung  [sung text not yet checked]
"Wollte manchmal stille Hoffnung Sich im Herzen leise regen, Hielt mir eine blasse Idis Strengen Blicks das Kreuz entgegen. Schöne Idis, o ich weiß es, Wo sich unsre Wege scheiden: Lieben könntest du den Sachsen, Den Gebannten, nie den Heiden. Lieben könntest du den Bettler, Doch den Kreuzverächter nimmer; Da sich unsre Wege scheiden, Lebe wohl, leb wohl auf immer!"
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 17, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]18. Steh' ich vor dem Zauberberge  [sung text not yet checked]
"Steh' ich vor dem Zauberberge, Süße Klänge rauschen drinnen: "Komm zu uns, bei uns alleine Magst du Huld und Heil gewinnen! Komm zu uns, schon lange, lange Harren wir des blonden Knaben; Komm, und alles ist dein eigen, Komm, und alles sollst du haben!" Eine winkt mir traurig lächelnd, Und mein Herz will zu der einen: "Ja, ich komme!" -- möcht' ich rufen; "Nein, ich kann nicht!" -- muß ich weinen. Steh' ich vor dem Zauberberge, Süße Klänge hör' ich rauschen: Fort, o fort! -- Doch wie gefesselt Muß ich stehn und lauschen, lauschen."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 18, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]19. Deiner Worte, greiser Prior  [sung text not yet checked]
"Deiner Worte, greiser Prior, Auch nicht eines ging verloren, Klagst du gleich, der träge Schüler Lausche dir nur mit den Ohren. Jedes hab' ich wohl verstanden Und erwogen tief im Herzen: Greiser Prior, statt des Trostes Brachtest du mir Not und Schmerzen; Statt des Glaubens bange Zweifel, Statt der Ruhe irres Schwanken; Immer jagend, immer fragend, Schweifen unstet die Gedanken; Gleichwie sturmgetriebne Tauben, Fern den heimatlichen Buchen, Zwischen See und Himmel flattern Und umsonst ein Eiland suchen. Pfadlos sind die blauen Lüfte, Ratlos bin ich selbst und müde; Was ich suche, was ich sehne, Ist nicht Glück, nur Friede, Friede!"
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 19, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]20. Welch unsel'ge Zeit! Der Fremdling  [sung text not yet checked]
"Welch unsel'ge Zeit! Der Fremdling Herr im Land, gehöhnt die Treue, Krank das Recht, der alte Glaube Tot, und rätselhaft der neue. Wär' ich grau, verschmerzen könnt' ich Alle Mühsal, die gewesen, Und im Sterben von des Lebens Langem Siechtum bald genesen. Jugend heischt und hofft; verloren War mein Dringen und mein Werben! Frommt es nicht, der Welt zu leben, Tut es not, der Welt zu sterben. Glücklich, wer von ihr geschieden Eine Siedelei sich baute Und vom Gartenfleck am Walde Neidlos in das Wirrsal schaute; Oder, wenn der Geist ihn triebe, In der Klosterzelle säße Und, ins Ewige versunken, Zeit und Erdenleid vergäße!"
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 20, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]21. Nicht ein Sperling fällt vom Dache  [sung text not yet checked]
"Nicht ein Sperling fällt vom Dache, Nicht ein Haar von deinem Haupte Außer Gott und Gottes Willen!" Guter Prior, wer das glaubte! Und du sprachst: Sein starker Wille Führte mich in tiefes Schweigen Aus der Welt, um mir die rechte Straße in die Welt zu zeigen; Und du sprachst, daß auch das Üble Dem zum Heil gereichen müßte, Der es Gott zuliebe trüge: -- Guter Prior, wer das wüßte! Ebb' und Flut in meinem Kopfe: Soll sich stillen all das Streiten, Guter Prior, manches Rätsel Hast du mir noch auszudeuten!"
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 21, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]22. Auch die Feinde soll ich lieben?  [sung text not yet checked]
"Auch die Feinde soll ich lieben? Pater Prior, welch Verlangen! Schlägt mich wer, ich soll gelassen Ihm erbieten beide Wangen? Harter Mönch, du lehrst und forderst Hundert Pflichten, schwer zu üben, Doch die übermenschlich schwerste Dünkt mich, seinen Feind zu lieben. Und ihr tut es; ich erfuhr es An mir selbst! -- Nun schweig, du Spötter, Wodanspriester; diese Menschen Können mehr als unsre Götter!"
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 22, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]23. Schwank' ich zwischen Gott und Göttern  [sung text not yet checked]
"Schwank' ich zwischen Gott und Göttern, An die Menschheit, die ich haßte, Glaub' ich nun: ein Gottesodem Lebt und wirkt im Erdengaste. War's durch fromme Kraft des Guten, War's durch dunkle Macht des Bösen, Daß nach mondelangem Ringen Ich von schwerer Sucht genesen? Alte Drude, stammt dein Werben Aus des Abgrunds Finsternissen? Dein Beschwören ist dein Suchen, Und dein Zauber ist dein Wissen. Deine Blumen, deine Kräuter Sprießen froh am Licht der Sonnen, Und mit reinen Händen schöpfst du Aus des Bergs kristallnem Bronnen; Und mit reinen Händen boten Gute Menschen mir den Becher, Christ dem Heiden, biedre Mönche Dem geächteten Verbrecher. -- Wunder gibt es, deren Wirken Nie zu Ende wird geschrieben: Menschengeist mit seinem Forschen, Menschenherz mit seinem Lieben."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 23, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]24. Oft erscheinen mir Gestalten  [sung text not yet checked]
"Oft erscheinen mir Gestalten, Wie ich sie geträumt im Fieber. Ja, so war es: eine Jungfrau Saß mir schweigend gegenüber; Schwarz ihr Kleid, ein Kreuz am Busen, Weiß ihr Mieder; reinste Güte In den Blicken, auf den Wangen Lilienschnee und Rosenblüte: Caritas, ein Christenmädchen, Immer liebreich, immer huldig, Immerdar getrosten Mutes Dienstbeflissen und geduldig. Also sah ich sie, die Fromme, Ob sie sanft sich um mich mühte Oder, tief gesenkt die Stirne, Betend vor dem Lager kniete. -- Caritas, wie schufst du herben Widerstreit mir im Gemüte! Zwingt die Macht der Menschen Nacken, Menschenherzen zwingt die Güte. Vor dem starken Gott der Christen, Vor der Milde seiner Lehren Beugt' ich mich, wenn nicht verhaßte Franken die Verkünder waren."
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 24, first published 1878
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]25. Wie, wenn, statt besiegt zu werden  [sung text not yet checked]
"Wie, wenn, statt besiegt zu werden, Wir die Franken übermochten, Hatten wir nicht unsre Götter Aufgedrängt den Unterjochten? Hätten wir die guten Mönche Nicht verlacht als eitle Schwätzer? Denn die Wahrheit hat der Sieger, Der Besiegte ist ein Ketzer. -- "Was ist Wahrheit?" rief der Römer Spöttisch in der Christensage; Ohne Antwort in die Wolken Schreit der Welt uralte Frage. -- "Soll ein Menschenauge schauen, Muß der Himmel sich erschließen Und ein Abglanz seines Lichtes In das dunkle Herz sich gießen!" Also sprachst du, weiser Prior! -- Beten soll ich? Wird es frommen? Wenn ich bete, wird im Beten Mir die Offenbarung kommen?"
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- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 25, first published 1878
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