Gehab' dich wohl, du liebe Quelle, Von der ich zögernd scheiden soll. Du meiner Träume liebste Stelle, Für lange Tage lebe wohl! Du raunst mir zu, daheimzubleiben, Du sprichst mich, wie verheißend, an Und mußt doch selbst hinuntertreiben, Gejagt wie ich, die enge Bahn. So laß mich auch die meine ziehen, Weit über Berg und Fels und Thal; Doch sie, von der ich stumm muß fliehen, Sie grüße mir viel tausendmal! Und kommt sie abends hergegangen Allein an deiner Wellen Rand, Den Blick mit sehnendem Verlangen In deine Flut hinabgebannt, Dann zaub're ihr auf hellem Grunde Des fernen Freundes Bild hervor Und flüst're ihr mit leisem Munde Der Liebe besten Gruß ins Ohr Und lass es sie da drunten lesen, Was ich im Scheiden dir vermacht, Dass ich noch einmal hier gewesen Und bis zuletzt noch ihr gedacht.
Wanderleben. Ein Liederkreis von Franz Dingelstedt
Song Cycle by Carl Ecker (1813 - 1879)
1. An die Quelle
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- a text in German (Deutsch) by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881), "Die Quelle", appears in Gedichte [1858] , in 2. Buch der Liebe, in 3. Erste Blätter, no. 14
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Letzter Gruß
Verbirg dich mir nur heute nicht, Wenn ich des Weges geh', Das liebe Frauen-Angesicht, Verbirg es mir nur heute nicht, Daß ich's noch einmal seh'! Am Erkerfenster wohlbekannt Bleib noch ein Weilchen stehen, Und grüß' mit deiner weißen Hand, Die Äugelein halb abgewandt, Eh' wir von 'nander geh'n! Denn diesese letzte Grüßen dein Empfing' ich gar zu gern; Das sollte in die Fremd' hinein Mein bester Reise-Engel sein, Gesandt von Gott dem Herrn!
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- a text in German (Deutsch) by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881), no title, appears in Gedichte [1845], in 1. Heimath. 1838-1841, in 2. Erste Liebe, no. 8
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Liebessehnen
Sternlein in der Höhe, Gold'nes Sternelein, Sag', wo mag mein Mädchen Wohl heut' Abend sein? Wär' ich doch so helle Und so hoch wie du, Säh' ich aus der Höhe Ihr durch's Fenster zu. Wellen in der Tiefe, Sagt mir, ob ir wißt, Wo mein treues teures Mädchen Wohl heut' Abend ist? Wär' ich doch so flüchtig Und so leicht, wie ihr, Eilt' ich pfeilgeschwinde Hin zu ihrer Thür. Wellen in der Tiefe, Sternlein in der Höh', Sagt mir, werd' ich wieder Einst mein Mädchen seh'n?
Text Authorship:
- by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881), no title
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull , Johann Winkler4. Dichterwünsche
Du Wolk' am Himmel droben, von Duft und Wind umwoben, weißt du, wohin du ziehst? Wo du dich niedersenkest und welches Tal du tränkest und welchen Berg du fliehst? Du Schmetterling hier unten mit deinem farbenbunten Geflügel, sprich zur Stell', wohin du treibst und eilest, in welchem Kelch du weilest, du flüchtiger Gesell! Ihr schweigtund flattert weiter wie windige Begleiter, wisst nicht, woher, wohin; O flög' ich in die Weitem wie ihr zu allen Zeiten so leicht beschwingt dahin!
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- a text in German (Deutsch) by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881), "Dichterwünsche"
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Gruß in die Ferne
In die blaue Luft hinaus, einen stillen Gruß nach Haus! Allen die bei Tag und Nacht Des Entfernten treu gedacht, bring' ihn, sing' ihn, trag' ihn, sag' ihn Well' und Wind pfeilgeschwind! Und der Ferne blau und weit, sei der zweite Gruß geweiht! Fremden Flächen, fremden Höh'n, fremden Mädchen, wenn sie schön, bring' ihn, sing' ihn, trag' ihn, sag' ihn Well' und Wind pfeilgeschwind! Und zum dritten Gruß und Kuss, der, die um mich weinen muss, der, die als verwaiste Braut schmerzlich schaut und herzlich traut, bring' ihn, sing' ihn, trag' ihn, sag' ihn Well' und Wind pfeilgeschwind!
Text Authorship:
- by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881)
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Research team for this page: Michael Leinert , Johann Winkler6. Wanderlust
Den Bündel auf und lustig weiter, fort in die liebe Welt! Den Fuß nur leicht, die Stirne heiter, und dann, wie's Gott gefällt! Es findet ja, wie jede Quelle ihr End' in einem Fluss und jedes Bienlein seine Zelle, darin es nisten muss, so find' ich dann am rechten Tage wohl auch noch meine Ruh', und sei's auch, wo nach alter Sage die Welt mit Brettern zu. So lange aber lustig weiter, fort in die liebe Welt, den Fuß nur leicht, die Stirne heiter, zur Ruh', wenn's Gott gefällt.
Text Authorship:
- by Franz Ferdinand, Freiherr von Dingelstedt (1814 - 1881)
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Researcher for this page: Johann Winkler