by Jens Peter Jacobsen (1847 - 1885)
Translation by Robert Franz Arnold (1872 - 1938)
Erwacht, König Waldemars Mannen wert! (Waldemar)
Language: German (Deutsch)  after the Danish (Dansk)
Die wilde Jagd Waldemar: Erwacht, König Waldemars Mannen wert! Schnallt an die Lende das rostige Schwert, holt aus der Kirche verstaubte Schilde, gräulich bemalt mit wüstem Gebilde. Weckt eurer Rosse modernde Leichen, schmückt sie mit Gold, und spornt ihre Weichen: Nach Gurrestadt seid ihr entboten, heute ist Ausfahrt der Toten! Bauer: Deckel des Sarges klappert und klappt, Schwer kommt's her durch die Nacht getrabt. Rasen nieder vom Hügel rollt, über den Grüften klingt's hell wie Gold! Klirren und Rasseln durch's Rüsthaus geht, Werfen und Rücken mit altem Gerät, Steinegepolter am Kirchhofrain, Sperber sausen vom Turm und schrein, auf und zu fliegt's Kirchentor! Waldemars Mannen: Holla! Bauer: Da fährt's vorbei! Rasch die Decke übers Ohr! Ich schlage drei heilige Kreuze geschwind für Leut' und Haus, für Roß und Rind; dreimal nenn ich Christi Namen, so bleibt bewahrt der Felder Samen. Die Glieder noch bekreuz ich klug, wo der Herr seine heiligen Wunden trug, so bin ich geschützt vor der nächtlichen Mahr, vor Elfenschuß und Trolls Gefahr. Zuletzt vor die Tür noch Stahl und Stein, so kann mir nichts Böses zur Tür herein. Waldemars Mannen: Gegrüßt, o König, an Gurre-Seestrand! Nun jagen wir über das Inselland! Holla! Vom stranglosen Bogen Pfeile zu senden, mit hohlen Augen und Knochenhänden, zu treffen des Hirsches Schattengebild, daß Wiesentau aus der Wunde quillt. Holla! Der Walstatt Raben Geleit uns gaben, über Buchenkronen die Rosse traben, Holla! So jagen wir nach gemeiner Sag' eine jede Nacht bis zum jüngsten Tag. Holla! Hussa Hund! Hussa Pferd! Nur kurze Zeit das Jagen währt! Hier ist das Schloß, wie einst vor Zeiten! Holla! Lokes Hafer gebt den Mähren, wir wollen vom alten Ruhme zehren. Waldemar: Mit Toves Stimme flüstert der Wald, mit Toves Augen schaut der See, mit Toves Lächeln leuchten die Sterne, die Wolke schwillt wie des Busens Schnee. Es jagen die Sinne, sie zu fassen, Gedanken kämpfennach ihrem Bilde. Aber Tove ist hier und Tove ist da, Tove ist fern und Tove ist nah. Tove, bist du's, mit Zaubermacht gefesselt an Sees- und Waldespracht? Das tote Herz, es schwillt und dehnt sich, Tove, Tove, Waldemar sehnt sich nach dir! Klaus-Narr: "Ein seltsamer Vogel ist so'n Aal, im Wasser lebt er meist, Kommt doch bei Mondschein dann und wann ans Uferland gereist." Das sang ich oft meines Herren Gästen, nun aber paßt's auf mich selber am besten. Ich halte jetzt kein Haus und lebe äußerst schlicht und lud auch niemand ein und praßt' und lärmte nicht, und dennoch zehrt an mir manch unverschämter Wicht, drum kann ich auch nichts bieten, ob ich will oder nicht, doch - dem schenk ich meine nächtliche Ruh, der mir den Grund kann weisen, warum ich jede Mitternacht den Tümpel muß umkreisen. Daß Palle Glob und Erik Paa es auch tun, das versteh ich so: Sie gehörten nie zu den Frommen; jetzt würfeln sie, wiewohl zu Pferd, um den kühlsten Ort, weit weg vom Herd, wenn sie zur Hölle kommen. Und der König, der von Sinnen stets, sobald die Eulen klagen, und stets nach einem Mädchen ruft, das tot seit Jahr und Tagen, auch dieser hat's verdient und muß von Rechtes wegen jagen. Denn er war immer höchst brutal, und Vorsicht galt es allermal und off'nes Auge für Gefahr, da er ja selber Hofnarr war bei jener großen Herrschaft überm Monde. Ich, der glaubte, daß im Grabe man vollkomm'ne Ruhe habe, daß der Geist beim Staube bleibe, friedlich dort sein Wesen treibe, still sich sammle für das große Hoffest, wo, wir Bruder Knut sagt, ertönen die Posaunen, wo wir Guten wohlgemut Sünder speisen wie Kapaunen - ach, daß ich im Ritte rase, gegen den Schwanz gedreht die Nase, sterbensmüd im wilden Lauf, wär's zu spät nicht, ich hinge mich auf. Doch o wie süß soll's schmecken zuletzt, werd ich dann doch in den Himmel versetzt! Zwar ist mein Sündenregister groß, allein vom meisten schwatz ich mich los! Wer gab der nackten Wahrheit Kleider? Wer war dafür geprügelt leider? Ja, wenn es noch Gerechtigkeit gibt, Dann muß ich eingehn im Himmels Gnaden... Na, und dann mag Gott sich selber gnaden. Waldemar: Du strenger Richter droben, du lachst meiner Schmerzen, doch dereinst, beim Auferstehn des Gebeins nimm es dir wohl zu Herzen; ich und Tove, wir sind eins. So zerreiss' auch unsre Seelen nie, zur Hölle mich, zum Himmel sie, denn sonst gewinn' ich Macht, zertrümmre deiner Engel Wacht und sprenge mit meiner wilden Jagd ins Himmelreich ein. Waldemars Mannen: Der Hahn erhebt den Kopf zur Kraht, hat den Tag schon im Schnabel, und von unsern Schwertern trieft rostgerötet der Morgentau. Die Zeit ist um! Mit offnem Mund ruft das Grab, und die Erde saugt das lichtscheue Rätsel ein. Versinket! Versinket! Das Leben kommt mit Macht und Glanz, mit Taten und pochenden Herzen, und wir sind des Todes, des Schmerzes und des Todes, Ins Grab! Ins Grab! Zur träumeschwangern Ruh' Oh, könnten in Frieden wir schlafen!
Authorship:
- by Robert Franz Arnold (1872 - 1938) [an adaptation] [author's text not yet checked against a primary source]
Based on:
- a text in Danish (Dansk) by Jens Peter Jacobsen (1847 - 1885), no title, appears in Gurresange, no. 8
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Arnold Franz Walter Schoenberg (1874 - 1951), "Erwacht, König Waldemars Mannen wert! (Waldemar)", c1900, published 1912 [soli, chorus, orchestra], from Gurrelieder, no. 3a [text verified 1 time]
Available translations, adaptations, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Linda Godry) , title unknown, copyright © 2004, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , title unknown, copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , title unknown, copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , title unknown, copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2013-08-14
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