by Johann Baptist Mayrhofer (1787 - 1836)

Atys
Language: German (Deutsch) 
Der Knabe seufzt übers grüne Meer,
Am dämmernden Ufer kam er her.
Er wünscht sich mächtige Schwingen:
Die sollten ihn zum heimischen Land,
Woran ihn ewige Sehnsucht mahnt,
Im rauschenden Fluge bringen.

»O Heimweh! unergründlicher Schmerz,
Was folterst du das junge Herz;
Kann Liebe dich nicht verdrängen?
Du willst die Frucht, die herrlich reift,
Die Gold und flüssiger Purpur streift,
Mit tödtlichem Feuer versengen?

Ich liebe und rase -- ich hab' sie gesehn.
Die Lüfte durchschnitt sie im Sturmeswehn
Auf Löwen gezogenem Wagen,
Ich mußte flehen: o nimm mich mit!
Mein Leben ist düster und abgeblüht;
Wirst du meine Bitte versagen?

Sie schaute mit gütigem Lächeln mich an;
Nach Thracien trug uns das Löwengespann,
Da dien' ich als Priester, ihr eigen.
Den Rasenden kränzet ein seliges Glück:
Der Aufgewachte schaudert zurück -
Kein Gott will sich hülfreich erzeigen.

Dort, hinter Gebirgen, im scheidenden Strahl
Des Abends, entschlummert mein väterlich Thal;
O wär' ich jenseits der Wellen!«
So seufzet der Knabe, doch Cymbelgetön
Verkündet die Göttin; er stürzt von den Höh'n
Zu Gründen und waldigen Stellen.

Confirmed with Gedichte von Johann Mayrhofer. Wien. Bey Friedrich Volke. 1824, pages 156-157.

Note: In the poem by Catullus, he is metamorphosed by Cybele into a fir-tree.


Authorship:

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

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Set in a modified version by Franz Peter Schubert.


Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor]

This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 30
Word count: 174