by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818)
Das Finden
Language: German (Deutsch)
Ich hab' ein Mägdlein funden! Sanft, edel, deutsch und gut! Ihr Blick ist mild und freundlich, Wie Abendsonnenglut. Ihr Haar wie Sommerweben, Ihr Auge veilchenblau, Dem Rosenkelch der Lippen Entquillt Gesang wie Thau. Ihr Bau ist hoch und herrlich; Ihr Wuchs, wie tief im Hain Der Buchen schlankst' und schönste; Ihr Busen schwanenrein. Ihr schlägt ein Herz im Busen, So kindlich und so treu, Fremd aller Tück' und Laune, Fern aller Ziererey. Wißt ihr, wo durch die Wiesen Die Lutha blitzend eilt? Dort ists, wo im Verborgnen Das edle Mägdlein weilt. Dort wandelt sie. Ein Kränzchen Schmückt ihr das Haar. Ihr schmückt Die Brust ein Strauß der Blumen, Die sie im Thau gepflückt. Also hab' ich sie funden. Wohl an der Lutha Strand Sah' ich sie einsam wandeln Im leichten Frühgewand. Ein leises Lüftchen ringelt' Ihr wellenströmend Haar, Und durch die Pappeln flötet' Ihr Liedchen hell und klar. Ich lag in Kleegedüften Am blaubeblümten Bach; Ich fuhr empor und schaute Dem edlen Mädchen nach. Verzeuch, verzeuch, du Holde! Du siehst so lieb so gut! Auch ich bin deutsch und edel, Ein Jüngling fromm und gut! Sie wandte sich, sie säumte, Sie winkte freundlich mir; Froh ihres Blicks und Winkes, Flog ich entzückt zu ihr. Erhaben stand und heilig Vor mir das hohe Weib. Ich aber schlang vertraulich Den Arm um ihren Leib. Ich hab das edle Mädchen An meiner Hand geführt. Ich bin mit ihr am Staden Des Bachs hinabspaziert. Ich hab' sie liebgewonnen. Ich weiß, sie ist mir gut. Drum sey mein Lied ihr eigen, Ihr eigen Gut und Blut.
Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "Das Finden",
Confirmed with Kosegarten's Dichtungen. Fünfter Band. Lyrischer Gedichte Erstes, zweytes, drittes Buch. Greifswald, gedruckt beym königl. Director J.H. Eckhardt. 1812, pages 30-33.
 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- [ None yet in the database ]
Set in a modified version by Franz Peter Schubert.
Another version of this text exists in the database.
Researcher for this page: Peter Rastl [Guest Editor]
This text was added to the website: 2017-06-06
Line count: 56
Word count: 261