by Li-Tai-Po (701 - 762)
Translation by Alfred Henschke (1890 - 1928)
Mond der Kindheit
Language: German (Deutsch)  after the Chinese (中文)
Als ich ein Kind war, schien der Mond mir rundes Gold, das wie ein Spiegel leicht am Rand der Wolke rollt. Drin zogen Geister groß mit Seidenfahnen, Zimtbäume ließen Süßigkeiten ahnen, der gelbe Hase braute treffliche Getränke, der Mann im Mond saß bei ihm in der Schänke, bis einst der Drache Mond und Mann verschlang, und Nacht wie dunkle Trauer niedersank. Neun schlimme Vögel sind dabei, die Sterne aufzupicken. Die Götter lagern traurig auf den Wolken, nicken und wiegen sich in sturmgepeitschten Böten. Wer wird die schlimmen Vögel töten? Doch wenn der Mond von Nacht zu Nacht entschwand und endlich nur als schmaler Strich am Himmel stand, war er ein Dolch, den ich mir in die Seite stieß, weil mich die Angst um dieses Leben nicht verließ.
Authorship:
- by Alfred Henschke (1890 - 1928) [author's text not yet checked against a primary source]
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762) [text unavailable]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by (Rudolf) Walther Hirschberg (1889 - 1960), "Mond der Kindheit", op. 47b (Acht Lieder) no. 1 [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
This text was added to the website: 2008-02-28
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