Als ich ein Kind war, schien der Mond mir rundes Gold, das wie ein Spiegel leicht am Rand der Wolke rollt. Drin zogen Geister groß mit Seidenfahnen, Zimtbäume ließen Süßigkeiten ahnen, Der gelbe Hase braute treffliche Getränke, Der Mann im Mond saß bei ihm in der Schänke, — Bis einst der Drache Mond und Mann verschlang, Und Nacht wie dunkle Trauer niedersank. Neun schlimme Vögel sind dabei, die Sterne aufzupicken. Die Götter lagern traurig auf den Wolken, nicken Und wiegen sich in sturmgepeitschten Böten. Wer wird die schlimmen Vögel töten? — Doch wenn der Mond von Nacht zu Nacht entschwand Und endlich nur als schmaler Strich am Himmel stand, War er ein Dolch, den ich mir in die Seite stieß, Weil mich die Angst um dieses Leben nicht verließ.
Acht Lieder , opus 47b
by (Rudolf) Walther Hirschberg (1889 - 1960)
1. Mond der Kindheit
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Alfred Henschke (1890 - 1928), "Mond der Kindheit", appears in Li Tai-pe
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762), "古朗月行"
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Confirmed with Klabund, Li Tai-pe, Project Gutenberg, 1915
2. Die Kaiserin  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Die Jadetreppe glitzert weiß von Tau. Es streit das schleppende Gewand der hohen Frau Die Tropfen leise ab. Sie schattet mit der Linken ihr Gesicht, Weil durch den Pavillon der Mondstrahl bricht. Sie schlägt den Perlenteppich hinter sich zusammen. Er rauscht, ein Wasserfall, im Mondlicht nieder. Verrieselt. Über ihre schlanken Glieder Zuckt grell des ersten Frostes Kälteschauer. -- Gefüllt mit einer unklagbaren Trauer Betrachtet sie des Herbstmonds milde Flammen.
Text Authorship:
- by Alfred Henschke (1890 - 1928) [an adaptation]
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762), "玉階怨"
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3. Die weiße und die rote Rose
Language: German (Deutsch)
Während ich mich über meine Stickerei am Fenster bückte, stach mich meine Nadel in den Daumen. Weiße Rose, die ich stickte, wurde rote Rose. In der kriegerischen Weite bei des Vaterlandes Söhnen weilt mein Freund, vergießt vielleicht sein Blut. Rossehufe hör' ich dröhnen. Ist's sein Pferd? Es ist mein Herz, das wie ein Fohlen tut. Tränen fallen mir aus meinen Blicken übern Rahmen in die Stickerein. Und ich will die Tränen in die Seide sticken, und sie sollen weiße Perlen sein.
Text Authorship:
- by Alfred Henschke (1890 - 1928), as Jucundus Fröhlich Klabund, "Die weisse und die rote Rose ", first published 1915
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762) [text unavailable]
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4. Der müde Soldat
Language: German (Deutsch)
Ein Mädchen. Hecke, die der Herbst entlaubt! Sie steht am Weg. Ich gehe weit vorbei. So stehen alle: Reih in Reih und Haupt an Haupt. Was weiß ich noch von heiligen Gewässern und von des Dorfes Abendrot! Ich bin gespickt mit tausend Messern und müde von dem vielen Tod. Der Kinder Augen sind wie goldner Regen, in ihren Händen glüht die Schale Wein. Ich will mich unter Bäumen schlafen legen Und kein Soldat mehr sein!
Text Authorship:
- by Alfred Henschke (1890 - 1928)
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Anonymous/Unidentified Artist , appears in Shi Jing (or Schi-King) - Classic of Poetry - Book of Songs -- Book of Odes -- Chinesische Liederbuch [text unavailable]
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5. Fluch des Krieges
Language: German (Deutsch)
Im Schnee des Tienschan grast das dürre Roß. Drei Heere sanken vor dem wilden Troß. Die gelbe Wüste liegt von weißen Knochen voll. Der Pferde Schrei wie schrille Flöte scholl. Es schlingen Eingeweide sich von Baum zu Baum in Schnüren, die Raben krächzend auf die Zweige führen. Soldaten liegen tot auf des Palastes Stufen. Es mag der tote General die Toten rufen. So sei verflucht der Krieg! Verflucht das Werk der Waffen! Es hat der Weise nichts mit ihrem Wahn zu schaffen. Er wird die Waffe nur als letzte Rettung schwingen, um durch den Tod der Welt das Leben zu bezwingen.
Text Authorship:
- by Alfred Henschke (1890 - 1928)
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762) [text unavailable]
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6. Der Silberreiher  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Im Herbst [kreist]1 überm grauen Weiher Von Schnee bereift ein alter Silberreiher. Ich stehe einsam an des Weihers Strand, Die Hand am Blick, und äuge stumm ins Land.
Text Authorship:
- by Alfred Henschke (1890 - 1928)
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762), "白鹭鹚"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CHI Chinese (中文) (Fan Yang) , "大意", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "The silver heron", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
1 Uray: "kreist einsam"
7. Sischy  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Lotosblüten wehen an die Balustrade. Der König ruht auf weichem Diwan, fett und satt. Sischy schwebt tanzend vor ihm wie ein Wind, Die Anmut selbst und ein laszives Kind. Nun hält sie inne, lächelt, fühlt sich matt Und schmiegt sich seufzend an den Diwanrand von Jade.
Text Authorship:
- by Alfred Henschke (1890 - 1928)
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762) [text unavailable]
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8. Das rote Zimmer
Language: German (Deutsch)
Es stampft mein Pferd. Der Blütenregen rauscht, und Blütenzweige streifen wolkig meine Wange. Es kriecht der Fluß wie eine braune Schlange, auf der ein Segel sich wie eine Wespe bauscht. Ein Mädchen lächelt. Bambusvorhang hebt sich unter ihrer Finger Mondenschimmer. Und aus der Tiefe stürzt und lockt und schwebt ein dunkelrotes, ein ersehntes Zimmer - winkt mir, errötend, meines Mädchens Zimmer.
Text Authorship:
- by Alfred Henschke (1890 - 1928)
Based on:
- a text in Chinese (中文) by Li-Tai-Po (701 - 762) [text unavailable]
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