Singe, o singe dich, Seele1, über den Eintag empor in die himmlischen Reiche der Schönheit! Bade in goldenen Strömen der Töne dich rein vom Staube der Sorgen! Was dir die Welt geraubt, vergiss es! Was dir dein Ich verwehrt, genieß es im Traum! Auf klingenden Wellen kommen die heimlichsten Wunder wie Düfte ferner Gärten zu deinen leis zitternden Sinnen. Singe, singe, Seele des Menschen, vom Grauen der Nächte bedroht, dich empor, wo, lichtumgürtet, der Phantasien jungfräulicher Reigen die zierlichen Füße auf nie verblühenden Wiesen verführerisch setzt.
Neun Lieder nach Gedichten von Christian Morgenstern , opus 31
by Robert Kahn (1865 - 1951)
1. Präludium  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Präludium" [author's text checked 1 time against a primary source]
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View original text (without footnotes)1 Jochum: first line given as "Singe dich, Seele, empor!" in Günther, Georg Hesse-Vertonungen; further changes may exist not noted.
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2. Liebesbrief  [sung text not yet checked]
Vor deiner [Kammer]1 singt und singt – so schreibst du, Kind – die Nachtigall, und, dass der Sehnsucht bangen Schall, dein Herz so wehvoll widerklingt! Gedenkst du noch des Glückes all, das uns tiefheimlich einst umringt?... Vor deiner Kammer singt und singt – so schreibst du, Kind - die Nachtigall. Wenn heut ihr wiederum gelingt ihr nächtlich süßer Überfall –: Oh denk', ich sei's, der leichtbeschwingt von seiner Sehnsucht Überschwall vor deiner Kammer singt und singt!
Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Liebesbrief", appears in Gedichte aus dem Nachlass [author's text checked 1 time against a primary source]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Lettre d'amour", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
1 Kahn: "Fenster" (other changes might exist, not noted)
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3. Erinnerung  [sung text not yet checked]
Gleich einer versunkenen Melodie hör ich vergangene Tage mich umklingen. Heiß von Thränen wird mir die Wange, und von [wehmütigen]1 Seufzern schluchzt mir die Brust, an der du - ach Du! einst dein blondes, erglühendes Köpfchen bargst, o Geliebte!
Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), no title, appears in Ich und die Welt, first published 1898 [author's text checked 1 time against a primary source]
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View original text (without footnotes)Confirmed with Ich und die Welt. Gedichte von Christian Morgenstern, Verlag von Schuster & Loeffler, Berlin, 1898, page 94.
1 Marx: "wehmüt'gen"Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
4. Kleine Geschichte  [sung text not yet checked]
Litt einst ein Fähnlein große Not, halb war es gelb, halb war es rot und wollte gern zusammen zu einer lichten Flammen. Es zog sich, wand sich, wellte sich, es knitterte, es schnellte sich - umsonst! es mocht nicht glücken, die Naht zu überbrücken. Da kam ein Wolkenbruch daher und wusch das Fähnlein kreuz und quer, daß Rot und Gelb, zerflossen, voll Inbrunst sich genossen. Des Fähnleins Herren freilich war des Vorgangs Freudigkeit nicht klar - indes, die sich besaßen, nun alle Welt vergaßen.
Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Kleine Geschichte" [author's text checked 1 time against a primary source]
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Gary Bachlund) , "Little story", written 2011, copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
5. Leise Lieder sing' ich dir bei Nacht  [sung text not yet checked]
Leise Lieder sing ich dir bei Nacht, Lieder, die kein sterblich Ohr vernimmt, Noch ein Stern, der etwa spähend wacht, Noch der Mond, der still im Äther schwimmt; Denen niemand als das eigne Herz, Das [sie]1 träumt, in tiefer Wehmut lauscht, Und an denen niemand als der Schmerz, Der sie zeugt, sich kummervoll berauscht. Leise Lieder sing ich dir bei Nacht, Dir, in deren Aug mein Sinn versank, Und aus dessen tiefem, [dunklen]2 Schacht, Meine Seele [ewige]3 Sehnsucht trank.
Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Leise Lieder", appears in Ich und die Welt [author's text checked 1 time against a primary source]
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Soft songs I sing to you at night", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chansons douces", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
1 Reger: "es"
2 Reger: "dunklem" (typo?)
3 Reger: "ew'ge"
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6. Anmuthiger Vertrag  [sung text not yet checked]
Auf der Bank im Walde han sich gestern zwei geküßt. Heute kommt die Nachtigall und holt sich, was geblieben ist. Das Mädchen hat beim Scheiden die Zöpfe neu sich aufgesteckt... Ei, wie viel blonde Seide da die Nachtigall entdeckt! Den Schnabel voller Fäden, kehrt Nachtigall nach [Haus]1 und legt das zarte Nestchen mit ihrem Golde aus. Freund Nachtigall, Freund Nachtigall, so bleib's in allen Jahren! Mir werd' ein Schnäblein voll Gesang, dir eins voll Liebchens Haaren!
Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Anmutiger Vertrag", appears in Auf vielen Wegen, in Zwischenstück [author's text checked 1 time against a primary source]
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , copyright © 2016
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Gracieux contrat", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
1 Reger: "Haus zurück"
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7. Auf dem Strome  [sung text not yet checked]
Am Himmel der Wolken erdunkelnder Kranz ... Auf schauerndem Strome metallischer Glanz ... Die Wälder zu Seiten so finster und tot ... Und in flüsterndem Gleiten vorüber mein Boot ... Ein Schrei aus der Ferne -- dann still wie zuvor ... Wie weit sich von Menschen mein Leben verlor! ... Eine Welle läuft leise schon lang nebenher, sie denkt wohl, ich reise hinunter zum Meer ... Ja, ich reise, ich reise, weiß selbst nicht wohin ... Immer weiter und weiter verlockt mich mein Sinn ... Schon kündet ein Schimmer vom morgenden Rot, -- und ich treibe noch immer im flüsternden Boot.
Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), "Auf dem Strome", appears in Auf vielen Wegen, in Zwischenstück [author's text checked 1 time against a primary source]
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Sur le fleuve", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
8. Die Unke  [sung text not yet checked]
Eine bitterböse Unke nörgelt nachts vor meinem Fenster. Unaufhörlich knarrt und quarrt sie in die hellen Julinächte. Oh, so helft doch, Nachtigallen, helft doch eurem armen Bruder - eine bitterböse Unke nörgelt nachts vor seinem Fenster! Ach! die Nachtigallen schweigen längst schon in den dunklen Büschen, Lenz und Liebe ist geflohen - und geblieben nur die Sorge, eine bitterböse Unke.
Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914), no title [author's text checked 1 time against a primary source]
9. So einst zu scheiden
So einst zu scheiden . . . . . . . . . .— The rest of this text is not
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Authorship:
- by Christian Morgenstern (1871 - 1914)