Neun Lieder nach Gedichten von Christian Morgenstern , opus 31

by Robert Kahn (1865 - 1951)

1. Präludium [sung text not yet checked]

Singe, o singe dich, Seele1,
über den Eintag empor in die
himmlischen Reiche der Schönheit!
Bade in goldenen Strömen der Töne dich rein
vom Staube der Sorgen!

Was dir die Welt geraubt, vergiss es!
Was dir dein Ich verwehrt,
genieß es im Traum!
Auf klingenden Wellen
kommen die heimlichsten Wunder
wie Düfte
ferner Gärten
zu deinen leis zitternden Sinnen.

Singe, singe, Seele des Menschen,
vom Grauen der Nächte bedroht,
dich empor,
wo, lichtumgürtet,
der Phantasien
jungfräulicher Reigen
die zierlichen Füße
auf nie verblühenden Wiesen
verführerisch setzt.

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1 Jochum: first line given as "Singe dich, Seele, empor!" in Günther, Georg Hesse-Vertonungen; further changes may exist not noted.

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2. Liebesbrief [sung text not yet checked]

Vor deiner [Kammer]1 singt und singt
– so schreibst du, Kind – die Nachtigall,
und, dass der Sehnsucht bangen Schall,
dein Herz so wehvoll widerklingt!

Gedenkst du noch des Glückes all,
das uns tiefheimlich einst umringt?...
Vor deiner Kammer singt und singt
– so schreibst du, Kind - die Nachtigall.

Wenn heut ihr wiederum gelingt
ihr nächtlich süßer Überfall –:
Oh denk', ich sei's, der leichtbeschwingt
von seiner Sehnsucht Überschwall
vor deiner Kammer singt und singt!

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  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Lettre d'amour", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission

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1 Kahn: "Fenster" (other changes might exist, not noted)

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3. Erinnerung [sung text not yet checked]

Gleich einer versunkenen Melodie 
hör ich vergangene Tage 
mich umklingen. 
Heiß von Thränen 
wird mir die Wange, 
und von [wehmütigen]1 Seufzern 
schluchzt mir die Brust, 
an der du -
ach Du! 
einst dein blondes, 
erglühendes Köpfchen bargst, 
o Geliebte!

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Confirmed with Ich und die Welt. Gedichte von Christian Morgenstern, Verlag von Schuster & Loeffler, Berlin, 1898, page 94.

1 Marx: "wehmüt'gen"

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4. Kleine Geschichte [sung text not yet checked]

Litt einst ein Fähnlein große Not,
halb war es gelb, halb war es rot
und wollte gern zusammen
zu einer lichten Flammen.

Es zog sich, wand sich, wellte sich,
es knitterte, es schnellte sich -
umsonst! es mocht nicht glücken,
die Naht zu überbrücken.

Da kam ein Wolkenbruch daher
und wusch das Fähnlein kreuz und quer,
daß Rot und Gelb, zerflossen,
voll Inbrunst sich genossen.

Des Fähnleins Herren freilich war
des Vorgangs Freudigkeit nicht klar -
indes, die sich besaßen,
nun alle Welt vergaßen.

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  • ENG English (Gary Bachlund) , "Little story", written 2011, copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission

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5. Leise Lieder sing' ich dir bei Nacht [sung text not yet checked]

Leise Lieder sing ich dir bei Nacht,
Lieder, die kein sterblich Ohr vernimmt,
Noch ein Stern, der etwa spähend wacht,
Noch der Mond, der still im Äther schwimmt;

Denen niemand als das eigne Herz,
Das [sie]1 träumt, in tiefer Wehmut lauscht,
Und an denen niemand als der Schmerz,
Der sie zeugt, sich kummervoll berauscht.

Leise Lieder sing ich dir bei Nacht,
Dir, in deren Aug mein Sinn versank,
Und aus dessen tiefem, [dunklen]2 Schacht,
Meine Seele [ewige]3 Sehnsucht trank.

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  • CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
  • DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
  • ENG English (Emily Ezust) , "Soft songs I sing to you at night", copyright ©
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chansons douces", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission

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1 Reger: "es"
2 Reger: "dunklem" (typo?)
3 Reger: "ew'ge"

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6. Anmuthiger Vertrag [sung text not yet checked]

Auf der Bank im Walde
han sich gestern zwei geküßt.
Heute kommt die Nachtigall
und holt sich, was geblieben ist.

Das Mädchen hat beim Scheiden
die Zöpfe neu sich aufgesteckt...
Ei, wie viel blonde Seide
da die Nachtigall entdeckt!

Den Schnabel voller Fäden,
kehrt Nachtigall nach [Haus]1
und legt das zarte Nestchen
mit ihrem Golde aus.

Freund Nachtigall, Freund Nachtigall,
so bleib's in allen Jahren!
Mir werd' ein Schnäblein voll Gesang,
dir eins voll Liebchens Haaren!

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Emily Ezust) , copyright © 2016
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Gracieux contrat", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission

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1 Reger: "Haus zurück"

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7. Auf dem Strome [sung text not yet checked]

Am Himmel der Wolken
erdunkelnder Kranz ...
Auf schauerndem Strome
metallischer Glanz ...
Die Wälder zu Seiten
so finster und tot ...
Und in flüsterndem Gleiten
vorüber mein Boot ...

Ein Schrei aus der Ferne --
dann still wie zuvor ...
Wie weit sich von Menschen
mein Leben verlor! ...
Eine Welle läuft leise
schon lang nebenher,
sie denkt wohl, ich reise
hinunter zum Meer ...

Ja, ich reise, ich reise,
weiß selbst nicht wohin ...
Immer weiter und weiter
verlockt mich mein Sinn ...
Schon kündet ein Schimmer
vom morgenden Rot, --
und ich treibe noch immer
im flüsternden Boot.

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  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Sur le fleuve", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission

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8. Die Unke [sung text not yet checked]

Eine bitterböse Unke
nörgelt nachts vor meinem Fenster.
Unaufhörlich knarrt und quarrt sie
in die hellen Julinächte.

Oh, so helft doch, Nachtigallen,
helft doch eurem armen Bruder -
eine bitterböse Unke
nörgelt nachts vor seinem Fenster!

Ach! die Nachtigallen schweigen
längst schon in den dunklen Büschen,
Lenz und Liebe ist geflohen -
und geblieben nur die Sorge,
eine bitterböse Unke.

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9. So einst zu scheiden 

So einst zu scheiden
 . . . . . . . . . .

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