Mächtiger, der du die Wipfel dir beugst, Brausend von Krone zu Krone entsteigst, Wandle du Stürmender, wandle nur fort, Reiß' mir den stürmenden Busen mit fort. Wie das Gewölke, das donnernd entfliegt, Dir auf der brausenden Schwinge sich wiegt, Führe den Geist aus dem irdischen Haus In die Unendlichkeit stürmend hinaus! Trage mich hin, wo die bebende Welt, Rings in Verwüstung und Trümmer zerschellt, Über den Trümmern mit grausender Lust Fühl' ich den Gott in der pochenden Brust.
Drei Balladen für 1 tiefe Stimme , opus 24
by Carl Martin Reinthaler (1822 - 1896)
1. An den Sturmwind
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), "An den Sturmwind", written 1807-1810, appears in Jugendlieder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
2. Harold's Ade
Language: German (Deutsch)
“Ade, ade! Der Heimat Saum Versinkt in blauer Flut; Der Nachtwind seufzt, auf Wogenschaum Kreischt wilde Möwenbrut. Der fliehenden Sonne folgen wir, Die fern im Westen lacht: Ein Lebewohl noch ihr und dir, O Heimat! – gute Nacht! Mein treuer Knappe komm hierher, Was blickst du bleich hinaus? Schreckt Dich der Frankenfeind so sehr? Bebst du in Sturmes Braus?” “Ich zittre nicht vor Sturm und Schlacht, Mein Herz ist nicht so weich; Ans ferne Weib zu denken macht Ein treues Antlitz bleich. Mein Weib und Knab am Weiher sind, Wo euer Schlossturm ragt; Was soll sie sagen, wenn das Kind Nach seinem Vater fragt?” “Genug, genug, mein Knappe gut, Dein Gram sei dir verziehn, Ich aber bin von leichtem Mut Ich lache, dass wir fliehn. Mit mir mein Schifflein will ich ziehn Durch schäumend Flutgebraus; Was kümmerts mich, wohin wir fliehn, Fliehn wir nur nicht zu Haus! Gegrüßt sei mir, Du blaue See Und wenn die Fahrt vollbracht: Willkommen Fels und Alpenschnee O Heimat, gute Nacht!”
Text Authorship:
- by Otto Gildemeister (1823 - 1902)
Based on:
- a text in English by George Gordon Noel Byron, Lord Byron (1788 - 1824), no title, appears in Childe Harold's Pilgrimage, a Romaunt: and other Poems, in Childe Harold's Pilgrimage, in 1. Canto the First, Canto I, first published 1812
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3. Das Waldweib
Language: German (Deutsch)
Es tönet im Walde drinnen So heimlich wunderbar, Durch Blätter und Zweige rinnen Verstohlene Lieder gar. Der Hirte horcht und stehet, Der Hirte steht und lauscht; Es flüstert, singt und wehet, Im Eichenwald es rauscht. Hell klingen der Heerde Glocken, Er fühlt eine tiefe Pein; Er läßt sich ziehen und locken Tief in den Wald hinein. Welch zaubermächtig Singen! O Wundermelodie! Das Herz will ihm zerspringen, Er stürzt auf seine Kniee. Vom Laube fast verstecket, Vom Goldhaar ganz umwallt, Ruht auf das Moos gestrecket Des Waldweibs Wundergestalt. Sie ruht mit wonnigen Gliedern Und singt aus voller Brust In unbekannten Liedern Von übersel'ger Lust. Tiefblau die Augen scheinen Und glutenhell der Mund, Der Hirte möchte vor Weinen Vergehen zu dieser Stund'.
Text Authorship:
- by Julius Mosen (1803 - 1867), "Des Knaben Sehnsucht", appears in Gedichte, in Das Waldweib, no. 1
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