Ich schaute in den Nebel, die Seele ward mir bange. Der Nebel sprach zu mir: Ich weine um die Sonne! Wir saßen unterm Zelte. Der keine Hoffnung hat, der kam Und setzte unter uns sich nieder. Da sagten wir: -- Hast du Die Ebne wohl gesehen? Und auch die Berge? -- Er sprach: -- Ich habe sie gesehen. -- Und zeigte seinen Mantel uns, Und auch sein Hemde. Zerrissen war das Hemd An seines Herzens Stelle. Durchstoßen war die Brust An Stelle seines Herzens. Das Herz, das war verschwunden. Und er hat nicht gezittert, Als hin wir schauten nach dem Herzen, Das nicht da war. Er ließ uns schauen. Der keine Hoffnung hat, der lächelte, Weil wir erbleichten, Und sang uns Lieder. Wir haben ihn beneidet, daß er singen konnte, Wo er kein Herz mehr hatte, um zu leiden. Zum Weggehn warf den Mantel er Um seine Schultern, Und die ihm nun begegnen, die können es nicht ahnen, Daß ihm das Hemd durchlöchert an des Herzens Stelle, Und daß die Brust durchstoßen an des Herzens Stelle, Und daß sein Herz verschwunden. Ich schaute in den Nebel, die Seele ward mir bange. Der Nebel sprach zu mir: Ich weine um die Sonne!
Der Rhapsode der Dimbowitza. Rumänische Balladen, Rhapsodieen, Gesänge und Lieder für 1 Singstimme mit Pianofortebegleitung
by (Friedrich) August Bungert (1845 - 1915)
1. Der Hoffnungslose  [sung text not yet checked]
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- by Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, Prinzessin (1843 - 1916), as Carmen Sylva, "Hoffnungslos (Zigeunerlied)", appears in Lieder aus dem Dimbovitzathal
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Confirmed with Lieder aus dem Dimbovitzathal: aus dem folksmunde gesammelt von Helene Vacaresco (Elena Văcărescu), ins Deutsche übertragen von Carmen Sylva, Bonn, Verlag von Emil Strauß, 1889, pages 210-211.
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2. Der Soldat (Ich bin zufrieden)  [sung text not yet checked]
Ich hatt' eine Spindel von Haselholz; Die Spindel, die fiel bei der Mühle in's Wasser, Und nimmermehr brachte das Wasser sie wieder. Es sprach der Soldat, da sterben er sollte: Ich bin zufrieden; Im Dorfe soll man's dem Mütterlein sagen, Der Braut in der Hütte, Daß beten sie sollen für mich Mit gefalteten Händen. Er ist todt, der Soldat, und die Braut und die Mutter, Die beten für ihn mit gefalteten Händen. Es ward auf dem Schlachtfeld sein Grab gegraben, Und roth war vom Blute die Erde, Darein man ihn legte. Da sah ihn die Sonne und sprach: Wie bin ich zufrieden! Und Blumen erblühten ihm dicht auf dem Grabe Und waren zufrieden, daß dort sie erblühten. Und brauste der Wind durch die Bäume, Dann frug der Soldat aus des Grabes Grund: Hat die Fahne geflattert? Dann sagte die Windsbraut: Mit nichten, mein Held, Du bist todt in der Schlacht, doch die Fahne blieb Sieger; Kameraden von dir tragen froh sie von hinnen. Dann sprach der Soldat aus des Grabes Grund: Ich bin zufrieden. Und weiter vernahm er das Wandern der Hirten, der Heerden, Dann frug der Soldat: Ist's das Dröhnen der Schlacht? Dann sprachen sie alle: Mit nichten, mein Held! Du bist todt, und der Kampf ist vorüber, Das Vaterland glücklich und frei! Dann sprach der Soldat aus des Grabes Grund: Ich bin zufrieden. Dann hat er der Liebenden Lachen gehört, Und es frug der Soldat: Sind das Stimmen von denen, so meiner gedenken? Die Liebenden sprachen: Mit nichten, mein Held, Wir sind die, so sich nimmer der Andern erinnern, Denn der Frühling ist da, und es lächelt die Erde, Wir müssen die Todten vergessen. Da sprach der Soldat in des Grabes Schooß: Ich bin zufrieden.
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- by Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, Prinzessin (1843 - 1916), as Carmen Sylva, "Ich bin zufrieden ", appears in Lieder aus dem Dimbovitzathal
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Confirmed with Lieder aus dem Dimbovitzathal: aus dem folksmunde gesammelt von Helene Vacaresco (Elena Văcărescu), ins Deutsche übertragen von Carmen Sylva, Bonn, Verlag von Emil Strauß, 1889, pages 159-160.
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3. Mein Herzallerliebster  [sung text not yet checked]
Dort auf dem Weg, der zur Ebene geht, Wo ganz im Grünen mein Hüttchen steht, Wo das Aprilkorn grün und dicht -- Frisch träufelt das Wässerlein dort vorbei, Der Weg ist so weiß und so schön und frei, Mein Herzallerliebster betritt ihn nicht. Dort, wo ich spinne vor meiner Thür, Und Morgenwindsäuseln mich für und für Mit Duft von den Rosen so süß umflicht, Wo Abends ich leise singe mein Lied, Ganz leise dem Wandrer, der weiterzieht, Mein Herzallerliebster, der hört es nicht. Dort, wo ich Sonntags hingeh' allein, Zum alten Brunnen, mit weißem Stein, Dort, wo der Gartenzaun sich bricht, Zwischen Maasliebchen und Gras entspringt Ein Wasser, das Jeden zur Liebe zwingt, Mein Herzallerliebster, der trinkt das nicht. Dort, wo an's Fensterlein jedesmal Beim ersten erwachenden Sonnenstrahl, Ich träumend lehne mein Angesicht, Und auf ihn warte und weine sacht, Vor Liebessehnen, das sterben macht -- Mein Herzallerliebster, der stirbt dran nicht.
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- by Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, Prinzessin (1843 - 1916), as Carmen Sylva, "Zigeunerlied", appears in Lieder aus dem Dimbovitzathal
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- a text in Romanian (Română) from Volkslieder (Folksongs) [text unavailable]
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Confirmed with Lieder aus dem Dimbovitzathal: aus dem folksmunde gesammelt von Helene Vacaresco (Elena Văcărescu), ins Deutsche übertragen von Carmen Sylva, Bonn, Verlag von Emil Strauß, 1889, pages 60-61.
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4. Der junge Haiduck  [sung text not yet checked]
Ja, die Nacht, die kennt mein Lied, Die hat es auch den Sternelein gesagt, Und die Sterne haben es so schön gefunden, Daß allnächtlich sie nun wiederkehren, Um mein Lied von mir zu hören. Siehst du auf der braunen Erde, Wie das grüne Korn wächst? Nein, du siehst es nimmer wachsen, Aber dennoch wächst es. So die Lieb' in jungen Herzen. Auf den Lippen hatte der Haiducke Seiner Liebsten Kuß. Und es wollte gleich der Wind ihn rauben, Fort ihn tragen mit den todten Blättern, Und es sprach der Wind: Gieb mir ihren Kuß; denn ich Will ein Blümlein daraus machen. Sprach die Nacht: Mir, mir gieb ihren Kuß, Denn ich will ein Sternlein daraus machen. Nein, so sagte der Haiducke, Meiner Liebsten Kuß Ist in mein Blut gedrungen, Auf den Lippen will ich ihn bewahren, Nimmer geb' ich ihn heraus. Der Haiduck durchschweifte ganz die Erde Mit dem Kusse; Er durchwanderte die Dörfer, Wo im Kreis die Mägdlein tanzen. Unter Brücken sah er Flüsse fließen; Unter Sonnenschein und Mondlicht flog er weiter, Bis in eine weiße Au', Weiß, als hätt' es Turteltaubenfedern Dort geregnet. Dort ist er der weißen Frau begegnet, Die hat ihm der Liebsten Kuß genommen, In den Gürtel ihn gesteckt, gleich einer Blume. Da hat auf die Erde der Haiduck sich hingelegt, Weil die weiße Frau in weißer Au' Ihm genommen von den Lippen Seiner Liebsten Kuß. Ja, die Nacht, die kennt mein Lied, Die hat es auch den Sternelein gesagt, Und die Sterne haben es so schön gefunden, Daß allnächtlich sie nun wiederkehren, Um mein Lied von mir zu hören.
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- by Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, Prinzessin (1843 - 1916), as Carmen Sylva, "Der junge Haiduck ", appears in Lieder aus dem Dimbovitzathal
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Confirmed with Lieder aus dem Dimbovitzathal: aus dem folksmunde gesammelt von Helene Vacaresco (Elena Văcărescu), ins Deutsche übertragen von Carmen Sylva, Bonn, Verlag von Emil Strauß, 1889, pages 116-118.
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5. Die zwei Sonnen  [sung text not yet checked]
Und pochst du des Morgens an's Fensterlein, Rasch mach' ich es auf, daß hereinweht dein Hauch, Dann gucken zwei Sonnen in's Zimmer hinein -- Sprich, Himmel: hast du zwei Sonnen auch? Dann lacht der Himmel in guter Ruh, Er weiß, wen ich liebe, und der bist du. Wenn der Andre Abends an's Fenster tritt, Dann wird ganz geschwind es ihm zugemacht, Doch bringt er immer zwei Nächte mit. Hilf Himmel! hast du denn zweimal Nacht? Dann macht der Himmel ein schlau Gesicht, Er weiß es ja: den da, den lieb' ich nicht. Das Kupfer am Halsband, das lieb' ich sehr, Es glänzt so goldig im Sonnenglanz, Mein Liebster glänzt mir im Herzen mehr, Ich seh' ihn leuchten wie Strahlen ganz. Und wandern wir morgen, sprießt Blüthenwelt Dort, wo gestanden bei Nacht sein Zelt. Und singt er beim sterbenden Feuer, gleich Aufflammt es von Neuem in starker Gluth, Es fällt, was er trifft bei dem ersten Streich, Und an seinem Messer nicht schwarz wird's Blut. Sein Haß macht welken wie Sonnenbrand, Sein Lieben gibt Leben wie Bronnenrand. Sein Liebchen wird schöner, ihr Singen klingt, Ihr kupfernes Halsband hat Sonnenglanz, Das sterbende Feuer wird hell, wenn er singt, Er steht mir im Herzen mit Strahlenglanz. Und wandern wir morgen, sprießt Blüthenwelt Dort, wo gestanden bei Nacht sein Zelt. Und pochst du des Morgens an's Fensterlein, Rasch schließ' ich es auf, daß hereinweht dein Hauch Dann gucken zwei Sonnen in's Zimmer herein, Sprich, Himmel: hast du zwei Sonnen auch? Dann lacht der Himmel in guter Ruh; Er weiß, wen ich liebe, und der bist du!
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- by Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, Prinzessin (1843 - 1916), as Carmen Sylva, "Zigeunerlied", appears in Lieder aus dem Dimbovitzathal
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Confirmed with Lieder aus dem Dimbovitzathal: aus dem folksmunde gesammelt von Helene Vacaresco (Elena Văcărescu), ins Deutsche übertragen von Carmen Sylva, Bonn, Verlag von Emil Strauß, 1889, pages 73-74.
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6. Liebestod  [sung text not yet checked]
Nimm vom Busen mir die Blume, bitte, Nimm die Blume auch aus meinem Haare, Dann geh' fort von hinnen; denn die Nacht ist schön, Und die Sterne freuen sich, den Weg dir anzusehen. Neulich Abends kam ein Mann ins Dorf, Und die Dörfler frugen ihn: Was suchest du? Doch es sagte nicht der Mann zu ihnen, was er suchte, Stellte sich vor jede Hütte hin, Wo ein Blümlein an die Mauer war gemalt; Und an jeder dieser Hütten hat der Mann gefragt: O du Hüttlein, drein ein Mägdlein schlummert, Welches ist die Maid, die sterben will vor Liebe? Doch die Hütten schwiegen. Da ist vor die kleinste er gekommen; Auf der Schwelle lag zerbrochen eine Spindel, Und am alten Brunnen lag zerbrochen auch ein Krug. Als vor diesem Haus der Mann gefragt, Ob die Maid es berge, die er suche, Oeffnete die Maid das Fensterlein und sprach: Ja, ich will vor Liebe sterben. Da hat sie gesegnet jener Mann, Und die Lippe ihr geküßt. Und am Morgen war das Mägdlein todt. Nimm vom Busen mir die Blume, bitte, Nimm die Blumen auch aus meinem Haare, Dann geh' fort von hinnen; denn die Nacht ist schön, Und die Sterne freuen sich, den Weg dir anzusehen.
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- by Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, Prinzessin (1843 - 1916), as Carmen Sylva, "Liebestod ", appears in Lieder aus dem Dimbovitzathal
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Confirmed with Lieder aus dem Dimbovitzathal: aus dem folksmunde gesammelt von Helene Vacaresco (Elena Văcărescu), ins Deutsche übertragen von Carmen Sylva, Bonn, Verlag von Emil Strauß, 1889, pages 199-200.
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7. Die Tröster  [sung text not yet checked]
Der schläft an dem Feuer, der träumt, Daß warm hat sein Herze; Und wenn er erwacht, so fürchtet Sein Herz sich sehr vor der Kälte. Sahst du von hinnen ziehen die Schwalben? Mein Vater ist todt, seine Pelzmütz' ist mein, Sein Gürtel voll Leder und auch sein Messer. Und schlaf' ich und lieg' ich im Schlummer, Dann springen die Messer heraus aus der Scheide, Durchwandern das Feld; Ich weiß nicht, wo hingehn die Messer. Und graut erst der Tag, so hör' an mein Fenster ich pochen, Dann mach' ich es auf, und da sind es die wiederkehrenden Messer. Wo war't ihr? so frag' ich. Dann geben sie Antwort: In Menschenherzen. Das eine, das war vor Liebe so krank, Wir haben's geheilt; Das andre war müde, wir ruhten es aus. Denn lieb sind uns Herzen der Menschen, Und auch ihr Blut; Wir trinken's, wie Furchen den Regen; Dann pochen wir hell an dein Fenster: Mach' auf deinen Messern, sie thaten ihr Werk! Nun wisch' uns das Blut mit dem Aermel herab, Dem Aermel, mit schwarzrothen Blumen gestickt. Dann wasche den Aermel im Flusse, Und steck' uns zurück in die Scheide, in ledernen Gürtel. Der schläft vor dem Feuer, der träumt, Daß warm hat sein Herze; Erwacht er, so fürchtet sein Herze Sich sehr vor der Kälte. Hast du gesehen, wie verzogen die Schwalben?
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- by Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, Prinzessin (1843 - 1916), as Carmen Sylva, "Die Tröster (Zigeunerlied) ", appears in Lieder aus dem Dimbovitzathal
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Confirmed with Lieder aus dem Dimbovitzathal: aus dem folksmunde gesammelt von Helene Vacaresco (Elena Văcărescu), ins Deutsche übertragen von Carmen Sylva, Bonn, Verlag von Emil Strauß, 1889, pages 206-207.
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9. Bei der Trösterin (Die drei Schwestern)  [sung text not yet checked]
Liebst meine Lieder du, und meine Herrin Mein Halsgeschmeide, das beim Seufzen zittert -- Ich liebe deine Küsse. Drei Schwestern hatten ganz dieselben Gürtel, Und ihre Spindeln glichen sich, auch hatten sie Dieselbe Liebe. Es starben die drei Schwestern, weil sie dieselbe Liebe hatten, Und den sie liebten, weiß nun nicht, auf welchem Grab zu beten, Und jedes von den Gräbern weist ihn ab und spricht: Geh' bei den andern beten. Und keine Blumen haben jene Gräber. Und manchmal sind erwacht die Schwestern Und fragen dann einander: Liebst du ihn noch immer? Die Blumen werden auf den Gräbern wachsen, Wenn sie das nicht mehr fragen. Und den sie lieben, weiß nun nie, Auf welchem Grab er beten soll. Liebst meine Lieder du, und meine Herrin Mein Halsgeschmeide, das beim Seufzen zittert -- Ich liebe deinen Kuß.
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- by Elisabeth Pauline Ottilie Luise zu Wied, Prinzessin (1843 - 1916), as Carmen Sylva, "Die drei Schwestern ", appears in Lieder aus dem Dimbovitzathal
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Confirmed with Lieder aus dem Dimbovitzathal: aus dem folksmunde gesammelt von Helene Vacaresco (Elena Văcărescu), ins Deutsche übertragen von Carmen Sylva, Bonn, Verlag von Emil Strauß, 1889, pages 181-182.
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