Fest zugeschnürt der Hosengurt; der Darm ist leer, der Magen knurrt. Auf morschem Rock glänzt Fleck bei Fleck, darunter starrt das Hemd von Dreck. Aus Pfützen schlürft das Sohlenloch. Wer pumpt mit einen Taler noch? Kein Geld, kein Schnaps, kein Fraß, kein Weib; in mürben Knochen kracht der Leib. Die Nacht ist kalt. Es kratzt das Stroh. Die Laus marschiert. Es hupft der Floh. Die Welt ist groß, der Himmel hoch. Wer pumpt mir einen Taler noch? Noch einen einz'gen Taler nur für einen Schnaps, für eine Hur'! Für eine Hur', für eine Braut! Das Leben ist versaut, versaut! Nur einen Taler! Helft mir doch! Wer pumpt mir einen Taler noch?
Acht Lieder
Song Cycle by Béla Reinitz (1878 - 1943)
1. Im Bruch
Text Authorship:
- by Erich Kurt Mühsam (1878 - 1934)
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Lumpenlied
Kein Schlips am Hals, kein Geld im Sack; wir sind ein schäb'ges Lumpenpack, auf das der Bürger speit. Der Bürger, blank von Stiebellack, mit Ordenszak- ken auf dem Frack, der Bürger mit dem Chapeau claque, fromm und voll Redlichkeit. Der Bürger speit und hat auch recht. Er hat Geschmeide gold und echt. Wir haben Schnaps im Bauch. Wer Schnaps im Bauch hat, ist bezecht, und wer bezecht ist, der erfrecht zu Dingen sich, die jener schlecht und niedrig findet auch. Der Bürger kann gesittet sein, er lernte Bibel und Latein. Wir lernen nur den Neid. Wer Porter trinkt und Schampuswein, lustwandelt fein im Sonnenschein, der bürstet sich, wenn unserein' ihn anrührt mit dem Kleid. Wo hat der Bürger alles her, den Geldsack und das Schießgewehr? Er stiehlt es g'rad wie wir, bloß macht man uns das Stehlen schwer, doch er kriegt mehr als sein Begehr. Er schröpft dazu die Taschen leer von allem Arbeitstier. O wär' ich doch ein reicher Mann, der ohne Mühe stehlen kann, gepriesen und geehrt. Träf' ich euch auf der Straße dann, ihr Strohkumpan- e, Fritz, Johann, ihr Lumpenvolk, ich spie' euch an, das seid ihr Hunde wert!
Text Authorship:
- by Erich Kurt Mühsam (1878 - 1934)
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Researcher for this page: Johann Winkler3. Der Revoluzzer
War einmal ein Revoluzzer, im Zivilstand Lampenputzer, ging im Revoluzzerschritt mit den Revoluzzern mit, und er schrie: Ich revolüzze, und die Revoluzzermütze schob er auf das linke Ohr, kam sich höchst gefährlich vor; doch die Revoluzzer schritten mitten in der Straßenmitten, wo er sonsten unverdrutzt alle Gaslaternen putzt. Sie vom Boden zu entfernen, rupfte man die Gaslaternen aus dem Straßenpflaster aus, zwecks des Barrikadenbaus. Aber unser Revoluzzer schrie: Ich bin der Lampenputzer dieses guten Leuchtelichts, bitte, bitte, tut ihm nichts! Wenn wir ihn'n das Licht ausdrehen kann kein Bürger nicht mehr sehen. Lasst die Lampen steh'n, ich bitt', denn sonst spiel' ich nicht mehr mit. Doch die Revoluzzer lachten, und die Gaslaternen krachten, und der Lampenputzer schlich fort und weinte bitterlich. Dann ist er zu Haus' geblieben und hat dort ein Buch geschrieben, nämlich, wie man revoluzzt und dabei doch Lampen putzt.
Text Authorship:
- by Erich Kurt Mühsam (1878 - 1934)
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Vater
Um die Mitternacht in dem Glanz der Sterne, als ich heimwärts ging zur späten Ruh', da klang auf ein Ruf, den ich nie vergesse, da vernahm ich dich dunkle Klage du. "Vater, Vater!" rief eine Kinderstimme tief aus Traum und Schlaf, und verklang, und im fernen Land zur gleichen Stunde tausend, tausend Väter lagen starr im Sand.
Text Authorship:
- by Josef Luitpold Stern (1886 - 1966), as Josef Luitpold
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Trotziger Abschied
Wenn das Eisen mich mäht, wenn mein Atem vergeht, sollt ihr stumm unterm Rasen mich breiten. Lasst das Wortegespiel, 's war kein Held, der da fiel, war ein Opfer verlorener Zeiten. 'S war einer, der nie nach Völkerblut schrie, war ein Bürger kommender Zeiten.
Text Authorship:
- by Josef Luitpold Stern (1886 - 1966), as Josef Luitpold
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Researcher for this page: Johann Winkler6. Erntelied  [sung text not yet checked]
Es steht ein goldnes Garbenfeld, das geht bis an den Rand der Welt. Mahle, Mühle, mahle! Es stockt der Wind im weiten Land, viel Mühlen stehn am Himmelsrand. Mahle, Mühle, mahle! Es kommt ein dunkles Abendrot, viel arme Leute schrein nach Brot. Mahle, Mühle, mahle! Es hält die Nacht den Sturm im Schooß, und morgen geht die Arbeit los. Mahle, Mühle, mahle! Es fegt der Sturm die Felder rein, es wird kein Mensch mehr Hunger schrein. Mahle, Mühle, mahle!
Text Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Erntelied", appears in Aber die Liebe
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "Harvest song", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chant des moissons", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
7. Arbeiterlied  [sung text not yet checked]
Bet' und arbeit'! ruft die Welt. Bete kurz! Denn Zeit ist Geld, An die Türe pocht die Not; Bete kurz! Denn Zeit ist Brot. Und du ackerst und du säst, Und du nietest und du nähst, Und du hämmerst und du spinnst, Sag', o Volk, was du gewinnst! Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht, Schürfst im Erz- und Kohlenschacht, Füllst des Überflusses Horn, Füllst es hoch mit Wein und Korn. Doch wo ist dein Mahl bereit? Doch wo ist dein Feierkleid? Doch wo ist dein warmer Herd? Doch wo ist dein scharfes Schwert? Mann der Arbeit, aufgewacht Und erkenne deine Macht! Alle Räder stehen still, Wenn dein starker Arm es will! Brecht das Doppeljoch entzwei! Brecht die Not der Sklaverei! Brecht die Sklaverei der Not! Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!
Text Authorship:
- by Georg Herwegh (1817 - 1875), "Arbeiterlied"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]8. Es wird gehn...
Was will das Proletariat? Dass keiner zu herrschen hat. Kein Herr soll befehlen, kein Knecht sei zu quälen. Freiheit, Gleichheit allen Seelen! Vorwärts, Brüder, zur Revolution, kaltes Blut, heißer Mut, vorwärts, es wird geh'n, wenn wir zusammensteh'n. Was will das Proletariat? Sich endlich fressen satt. Nicht mit knurrendem Magen für feiste Wänste sich schlagen, für sich selbst was wagen! Vorwärts, Brüder, zur Revolution etc. Was will das Proletariat? Dem Bauern Acker und Saat. Nicht Gutsherr noch Gendarm, die machen ihn ärmer als arm. Land für alle, Alarm, Alarm! Vorwärts, Brüder, zur Revolution etc. Was will das Proletariat? Weder Eigentum noch Staat. Die Tyrannei zu Falle, die Erde für alle, den Himmel, den Himmel für alle. Vorwärts, Brüder, zur Revolution etc.
Text Authorship:
- by Alfred Henschke (1890 - 1928), as Jucundus Fröhlich Klabund
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