Was immer mir die Feindschaft unterschoben, Mein einziges Verbrechen ist dies Feuer Der Leidenschaften, die in immer neuer Empörung wild durch meine Adern toben. Oft schien mir diese Glut gesandt von oben; In jeder Brandung war sie mir ein Steuer, Und ihre Flammen waren oft mir teuer, Wenn mich mein Los mit kaltem Reif umwoben. In meines Lebens Buch die meisten Zeilen Schrieb sie; sie hieß mich arm und unstät schweifen Und schlug mir Wunden, welche kaum mehr heilen. Doch ließ sie auch Erhabnes in mir reifen, Ja, an das Göttliche ließ sie zuweilen Die Schwingen meiner trunknen Seele streifen.
Der Sänger: Liederfolge nach Gedichten und Strophen von Heinrich Leuthold
by Othmar Schoeck (1886 - 1957)
1. Leidenschaft  [sung text not yet checked]
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Leidenschaft" [author's text checked 1 time against a primary source]
2. Muttersprache  [sung text not yet checked]
Dich vor allem, heilige Muttersprache, Preis ich hoch; denn was mir an Reiz des Lebens Je gewährt ein karges Geschick, ich hab es Dir zu verdanken. Spröde schilt der Stümper dich nur; mir gabst du Alles; arm an eigenen Schätzen bin ich, Doch verschwenderisch wie ein König schwelg ich Stets in den deinen. Mancher Völker Sprachen vernahm ich; keine Ist an Farbe, plastischem Reiz, an Reichtum, Wucht und Tiefe, keine sogar an Wohllaut Ist dir vergleichbar. Ja, du bist der griechischen Schwester selber Ebenbürtig, wärst des Gedankenfluges Eines Pindar wert und der Kunst der alten Göttlichen Meister.....
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879) [author's text not yet checked against a primary source]
3. Liederfrühling  [sung text checked 1 time]
Der Lenz ist da Und fern und nah Gibt's neue Weisen und Lieder, Wie einst Merlin, So lausch ich hin Und Alles schreib ich nieder. Horch, in der Luft Schmettert und ruft Früh schon der Sang der Lerchen; Wie er schwillt und stirbt; Wie die Grille zirpt In der Wiese ihr schnurrig Märchen. Was die Schlange klug Ihre Kinder frug, Die im Sonnenlichte schillern; Was Hänfling und Fink Im Fluge flink Einander zwitschern und trillern. Was die Amsel auch Erzählt im Strauch, Was die Drossel klagt dem Holunder, Was den Rosen all Flötet die Nachtigall, Die lieblichen Sagen und Wunder. Was die Vögel gewusst, Die voll Wanderlust Aus dem Süden erst gekommen, Was im Walde tief [An]1 Märchen schlief, Hab alles, [hab]2 alles vernommen. Hab' es abgelauscht, Was lenzberauscht Die Glockenblumen läuten: Lieder und Melodien, Wie Merlin Kann ich sie deuten.
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Liederfrühling", Zurich, Guggenbühl & Hafner, first published 1942 [author's text checked 1 time against a primary source]
1 Schoeck: "In"
2 omitted by Schoeck.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
4. Waldeinsamkeit  [sung text not yet checked]
Wo über mir die Waldnacht finster Sich wölbt, fernab von lauten Wegen, Da geh ich oft, mich hinzulegen In dunklem Farrenkraut und Ginster. Bei Waldesduft und Blätterrauschen, Beim weichen Ton der Philomele Lieb ich, auch in der eignen Seele Den süßen Wohllaut zu belauschen.
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Waldnacht" [author's text checked 1 time against a primary source]
5. Vorwurf  [sung text checked 1 time]
Wohl ist es schön, auf fauler Haut In Blumen und im Gras zu liegen; Doch schöner ist es, mit dem Aar Hoch über Land und Meer zu fliegen. 's ist keine Zeit für Posthornklang, Und für die Blümchen hinterm Zaune; Die Freiheit sprießt, es bläst der Geist In seine Jericho-Posaune. Hin sind die Zeiten des Idylls, Die Zeit der Harfe und der Zither; Nach einem Epos lechzt die Welt, Sie lechzt nach einem Ungewitter!
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879) [author's text not yet checked against a primary source]
6. Rechtfertigung  [sung text not yet checked]
Nicht, daß ich dies Bestreben nicht erfasse, Des Stoff's sich, der Materie zu bedienen; - Schon brach der Geist mit Dampf und Eisenschienen Der Bildung und der Freiheit eine Gasse. Nur das Extrem der Zeit ist's, das ich hasse. - Die Menschheit ward, so hat mir oft geschienen, Zu einem ungeheuern Schwarm von Bienen; - Utilität! das ist der Ruf der Masse. Durch solch' ein Leben, das den Thieren eigen, Erwerb, Krieg, Kinderzeugen und so weiter Bringt ihr das Edelste in euch zum Schweigen, Wenn nicht, wie uns die heitern Griechen zeigen, Auch euch das Schöne wird zur Himmelsleiter, D'rauf Götter zu den Menschen niedersteigen.
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Dem Schweizervolke" [author's text checked 1 time against a primary source]
7. Abkehr  [sung text checked 1 time]
Wie einst den Knaben lacht ihr noch heut mich an, Dorfreiche Ufer, rebenumlaubte Höhn! Fernhin, wie alles Große einsam, Ragen zum Himmel die ewigen Alpen. Ihr bliebt dieselben; aber das Eden Rings bewohnt ein neu Geschlecht, das, dem Göttlichen In Kunst und Leben abgewendet, Nur noch dem Götzen des Tages huldigt. Du klagst umsonst. Setz weiter den Wanderstab! Den Sänger nährt der heimische Boden nicht... Zugvögel mögen dich geleiten Über die Berge nach fernen Zonen.
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879) [author's text not yet checked against a primary source]
8. Waldvögelein  [sung text checked 1 time]
Waldvögelein, wohin ziehst du? Nach Süden möcht' ich mit dir! Waldvögelein, was fliehst du? Fliehst du vor mir? Waldesgrün, gleich wie du, Lieb ich und Sonnenschein, Bin arm und doch reich wie du Waldvögelein! Wie du empfing auch ich Wohllaut und Melodein, Frei, ohne Sold sing auch ich, Waldvögelein! Hüpfst du durch Busch und Strauch, Hast weder Rast noch Ruh, Hab' keine Heimat auch, Bin unstät wie du!
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879) [author's text not yet checked against a primary source]
9. Aus dem Süden  [sung text checked 1 time]
Nicht allein in Rathaussälen Zwischen Akten voll von Schimmel, Hier auch unter blauem Himmel Wo sich Land und Meer vermählen Kann man seine Zeit verdehnen, Philosophisch voll Behagen Welten in dem Busen tragen Und ein All sich selber wähnen. Hier auch kann man müßig lungern Und mit Träumen sich erquicken; Nicht in kleinen Republiken Braucht ein Dichter zu verhungern.
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879) [author's text not yet checked against a primary source]
10. Riviera  [sung text not yet checked]
In diesen Silberhainen von Oliven Hab' ich die Heilung aller meiner Wunden Und auch die heit're Lösung nun gefunden Von meines Lebens ernsten Hieroglyphen. Unstät und finster war ich einst im Norden; - Wie dieser Himmel fließen nun die Tage Mit blau und sonnig hin, und selbst die Klage Ist mir zu lieblicher Musik geworden.
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Bei Nervi", written 1857, appears in Gedichte, in 2. Lieder von der Riviera, no. 6 [author's text checked 1 time against a primary source]
11. Nacht, Muse und Tod  [sung text not yet checked]
1. [Komm]1, ambrosische Nacht, ströme dein Silberlicht Weich und träumerisch aus über das ew'ge Meer! Wieg in seligen Frieden Dieses müdegehetzte Herz! Spinnst du wieder, wie einst, lieblicher Gott des Traums, Goldne Fäden um mich? Rührt die Erinnerung Sanft die Saiten der Seele, Oder kommst du, Erhabne, selbst? 2. Leise, schüchternen Tritts, wie sich der Liebe Glück Einst dem Knaben genaht, nahet die Göttliche, Und das heilige Feuer Schürt sie wieder im Busen mir. Was das Leben dir auch oder der Tod dir nahm, Blieb die Muse dir treu - nimmer verarmt ein Herz, Dem das Leid in Gesängen Auszuströmen ein Gott verlieh.
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Die Muse" [author's text checked 1 time against a primary source]
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View original text (without footnotes)1 Israël, Klose: "Ström'"; further changes may exist not noted.
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12. Sapphische Strophe  [sung text not yet checked]
Schweigen rings; im Garten der Villa plaudert Nur der Springquell; zwischen verschlaf'nen Büschen Lauschen Marmorgötter, und auf dem Meere Zittert das Mondlicht. Reiz und Anmuth theilen allein dein heimlich Lager jetzt und über den blendend weißen Nacken stromfallähnlich ergießt dein dunkel Fluthendes Haar sich. Schlaf umfängt dein zauberverbreitend Antlitz, Deiner Glieder griechisch geformten Bau nun, Und in's Herz dir träufelt der holde Traumgott Sanftes Vergessen.
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Serenade", written 1870, appears in Gedichte, in 2. Lieder von der Riviera, no. 9 [author's text checked 1 time against a primary source]
See other settings of this text.
Researcher for this text: Harry Joelson13. Sonnenuntergang  [sung text not yet checked]
O wie träumt es sich süß am myrthenumbuschten Gestade, Wenn in das leuchtende Meer scheidend die Sonne sich taucht! Feierlich schweigt die Natur; kaum lispeln die Silberoliven, Leise, mit würdigem Ernst, neigen die Pinien das Haupt. Hie und da nur erklingt eintönig die Weise des Fischers, Der des kristallenen Golfs riesigen Spiegel durchfurcht. Heiliger Frieden umwohnt wie der Seligen Inseln dies Eden; Auch in der eigenen Brust wiegt er den Kummer in Schlaf. Bilder der Heimat zieh'n an der Seele vorüber; mit Liebe Denk' ich der Freunde und fast möcht' ich den Feinden verzeih'n; Was sie auch Schlimmes gewollt, mir wandte sich Alles zum Guten, Bitt're Erfahrungen selbst stärken und läutern das Herz. Einst, wenn schon lange des Neids unlautere Quellen versiegt sind, Geb' ich der Heimat dafür Ströme des Wohllauts zurück; Denn die Gabe des Worts zur lieblichen Frucht des Gesange Hast du den Fremdling indeß, südliche Sonne, gereift. - Ha, wie scheidest du dort, verklärt nur vom eigenen Lichte, Königlich groß noch im Tod, segenverbreitend Gestirn! Selbst auf das nied're Gewölk, das neidisch den Pfad dir verdunkelt, Wirfst du den Abglanz noch, während du siegend versinkst. Rosige Segel zieh'n fernhin ... gehüllt in verglühenden Purpur, Den es von dir sich geborgt, schlummert das ewige Meer.
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Sonnenuntergang", written 1871 [author's text checked 1 time against a primary source]
14. Warnung  [sung text not yet checked]
Wenn ein Gott dir gab fürs Schöne Den verhängnisvollen Sinn, Locken dich Sirenentöne Trügerisch durchs Leben hin. Wenn dir nicht zugleich beschieden Der berechnende Verstand, Wird zum Fluche dir hienieden Das Geschenk aus Götterhand. Wahres Glück gibst du im Tausche Töricht an den Schatten hin Eines Glücks, das dir im Rausche Eines holden Wahns erschien, Eitler Spiegelung vergleichbar, Die, sobald du nahst, entweicht ... Du verlangst, was unerreichbar, Und verschmähst, was du erreicht. So in Zweifeln, Hoffen, Wähnen, Bis der Puls erstarrt im Lauf, Zehrt ein nie gestilltes Sehnen Deiner Seele Mark dir auf.
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Die verhängnisvolle Gabe" [author's text checked 1 time against a primary source]
15. Heimweh  [sung text checked 1 time]
Hier pflegt Natur mit ihren goldnen Auen, Mit ihrem Himmel, ihren Farbenstiften Weit eher als die Weisheit trockner Schriften Die Quellen meiner Seele aufzutauen. Doch, mag ich auch im Geiste Bilder schauen, Die oft mir die Erinnerung vergiften, Gern kehrt mein Herz zurück zu jenen Triften, Zu den geliebten, heimatlichen Gauen. Im Hochland siehst du dort noch stets die derben Urenkel Tells, in stromdurchflossnen Tiefen Ein reges Volk mit blühenden Gewerben, Ein Volk, ob alle andern Völker schliefen, Noch fähig, mit dem Herzblut aufzufärben Die blasse Schrift in seinen Freiheitsbriefen!
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879) [author's text not yet checked against a primary source]
16. Rückkehr  [sung text checked 1 time]
Schon verstummt das Lied der Grille, Nebel ballt sich überm Torfe; Eine lautlos tiefe Stille Liegt ob meinem Heimatdorfe. Diese Saaten, diese reichen, Jene Hügelreihn im Norden, Höh'n und Tiefen sind die gleichen; Nur ich selbst bin anders worden. Land und Meer hab ich befahren, Seit ich fort von euch geschritten, Viel gesehn und viel erfahren, Fremde Menchen, fremde Sitten. Doch, wie auch das heiße Bangen In die Ferne mich getrieben, In der Brust ist das Verlangen Ewig ungestillt geblieben. Müd' nun bin ich, o wie gerne Zög' ich aus die Pilgerschuhe; Von dem Lärm der Welt hier ferne Winket mir ersehnte Ruhe.
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879) [author's text not yet checked against a primary source]
17. Einst  [sung text not yet checked]
Ihr Bilder, die die Zeit begrub, O Knabenwelt, du ferner Klang, Da ich, ein kleiner Hüterbub, Durch unsers Dorfes Wiesen sprang Da die Natur mir offen lag, Ein unermeßner Gottesbrief, Da betend ich begann den Tag Und abends mit Gebet entschlief, Da einer Zukunft hell und blau Hoffend dies Herz entgegenschlug, Das eine scheue Lieb wie Tau Im Kelche einer Blume trug! O Wiesen bunt, o Wachtelschlag Um einen kleinen Meierhof, O Waldesduft, wenn am Mittag Das Harz von jeder Tanne troff! Herbst, wenn opfernd gab der Baum Die Kinder all, die müden, hin, Nachdem ein Zug der Sehnsucht kaum Die Schwalbe zog nach Süden hin, Wenn sich ihr Sterbekleid gewählt Die Flur, wenn dicht der Nebel strich, Wenn langsam alles sich entseelt, O grauer Herbst, wie liebt ich dich! Und wenn bei Nacht der Lampenschein Das rege Treiben karg erhellt, Wie gerne sah ich dann hinein In einer Hütte kleine Welt! Das junge Volk saß um den Tisch, Großmutter nickte beim Gebet; Hier sprang das Weberschiffchen frisch, Dort ward die Spindel rasch gedreht. Mir war's, als ob ein Engel leis, In dessen Hand die Lilie hing, Unsichtbar, doch geahnt im Kreis Der einigen Familie ging. Du Wald im dunkelfarbnen Kleid, Ihr Nächte, lautlos, ohne Stern, Du sumpfig Moor, du graue Heid, Durch eure Schauer schweift ich gern. Du Irrlichtflackern überm Ried, Geruch von halbverbranntem Torf. Du kunstlos schlichtes Schmidlilied, Musik von meinem Heimatdorf! Du Märchenwelt, die in mir schlief! O Jugendzeit, voll Drang und Sturm! Du Klang, der mich zur Schule rief, Du Klang von dem bemoosten Turm! Ihr Bilder, Träume ohne Zahl, Ihr halb verklungnen Melodien, Wie Geisterschatten noch einmal Naht mir und tretet vor mich hin!
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Einst" [author's text checked 1 time against a primary source]
18. An meine Großmutter  [sung text not yet checked]
Wie floß von deiner Lippe milde Güte! Bei deinem Beten senkte sich der Glaube Einst friedespendend, eine weiße Taube, Hernieder auf mein kindliches Gemüthe. Was damals sanft in meinem Busen glühte, Ward nun dem Geier der Vernunft zum Raube, Und hingewelkt ist mir im Wüstenstaube Des Lebens jede frische Jugendblüthe. Einst liebtest du mich, o laß dich bewegen, Gib ein Mal noch in stiller Abendstunde Mir des Gebetes frommen Kindersegen! Doch, ach! zu tief ist meines Herzens Wunde; Das schöne Land der Kindheit zu entlegen, Und du - liegst längst verscharrt im kühlen Grunde!
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- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Auf meine Großmutter" [author's text checked 1 time against a primary source]
19. Trauer  [sung text not yet checked]
Ein unbezwingbar dunkler Hang Läßt oft durch dornverschlungne Pfade Mich einsam schweifen Tage lang Am schilfbewachsnen Seegestade. Rings Wald und Moor. Wie schwül die Luft! Die Wildnis hier, wie abgelegen! Gleich einer dunkelgrünen Gruft Gähnt schweigend mir der See entgegen. Ein Wasserhuhn huscht scheu empor Und duckt sich wieder unterm Schilfe: Gedehnt und klagend tönt vom Moor Ein Laut oft, wir ein Ruf um Hilfe. Ein Geier schwebt mit schrillem Pfiff Hoch über meinem Haupt im Blauen... Am Strande liegt ein leckes Schiff, Wie eine Leiche anzuschauen. Und fernher, kalt und feierlich, Starrt das Gebirg mit seinen Gletschern; Es spiegelt in den Wellen sich, Die ums versunkne Pfahldorf plätschern.
Authorship:
- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), no title, appears in Trauer, no. 1 [author's text checked 1 time against a primary source]
20. Der Waldsee  [sung text checked 1 time]
Wie bist du schön, du tiefer, blauer See! Es zagt der laue West, dich anzuhauchen, Und nur der Wasserlilie reiner Schnee Wagt aus dem keuschen Busen dir zu tauchen. Hier wirft kein Fischer seine Angelschnur, Kein Kahn wird je durch deine Fluten gleiten! Gleich einer Dithyrambe der Natur Rauscht nur der Wald durch diese Einsamkeiten! Wildrosen streun dir Weihrauch, ihr Arom Die schlanken Tannen, die dich rings umragen, Und die, wie Säulen einen mächt'gen Dom, Ob sich des Himmels blau' Gewölbe tragen. Einst kannt ich eine Seele, ernst, voll Ruh, Die sich der Welt verschloß mit sieben Siegeln, Die, rein und tief, geschaffen schien wie du, Nur um den Himmel in sich abzuspiegeln.
Authorship:
- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Der Waldsee" [author's text checked 1 time against a primary source]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "The forest lake", copyright ©
Confirmed with Heinrich Leuthold, Gedichte, Frauenfeld, Druck und Verlag von Huber & Co., 1914, pages 22-23.
Research team for this text: Emily Ezust [Administrator] , Jakob Kellner
21. Im Klosterkeller  [sung text not yet checked]
Hier scheidet die Klosterpforte Dich ab vom Weltgewühl, An diesem gottseligen Orte Wie ist es schattig und kühl! In diesen wölbigen Hallen Wie ist es kühl und frisch! . . Ich sitze mit Wohlgefallen Am gastlichen Klostertisch. Die Fratres erwiedern in feister Zufriedenheit meinen Gruß; Mit dem Klosterkellermeister Steh' ich auf vertrautestem Fuß. Er ähnelt ein wenig Sankt Peter; Und tritt er in's Kellerthor, Süßduftend steigt in den Äther Die Blume des Weins empor.
Authorship:
- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), no title, appears in Im Kloster, no. 1 [author's text checked 1 time against a primary source]
22. Trinklied  [sung text not yet checked]
Greift zum Becher und laßt das Schelten! Die Welt ist blind ... Sie frägt, was die Menschen gelten, Nicht, was sie sind. Uns aber laßt zechen ... und krönen Mit Laubgewind Die Stirnen, die noch dem Schönen Ergeben sind! Und bei den Posaunenstößen, Die eitel Wind, Laßt und lachen über Größen, Die keine sind!
Authorship:
- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Trinklied", written 1871 [author's text checked 1 time against a primary source]
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Researcher for this text: Harry Joelson23. Distichen  [sung text checked 1 time]
"Selbstzweck sei sich die Kunst... die göttliche diene der Zeit nicht?" Leider verlangt ja die Zeit auch von der göttlichen nichts. Glückliche Zeit der Maschinen! Sogar an poetischen Luxus Liefert uns billig und rasch, was man bedarf, die Fabrik. Rollte dem Uhrwerk gleich sich ab die Geschichte der Menschheit, Wäre ein jeder Prophet, der die Mechanik versteht. Wäret ihr minder befangen, ihr säht, daß der Geist der Geschichte Das, was euch fehlt, Phantasie, Laune besitzt und Humor. Fragen des Tages zu lösen, ist freilich des Dichters Beruf nicht; Aber das Ewige schafft nimmer ein knechtisch' Gemüt. Bessrer Erkenntnis verschließe sich keiner; jedoch dem Charakter Untreu zu werden, dafür find' ich das Leben zu kurz. Sieh in der Welt dich um und lerne von Anderer Weisheit, Aber im innersten Kern bleibe dir selber getreu. Karg nur maßt ihr das Glück mir, ihr Götter, doch dank ich euch eines: Daß ich mich neidlos des Glücks Anderer zu freuen vermag. "Freiheit der Presse" verlangt dies wackre Organ, das die Fahne Dreimal wechselnd bewies, was es darunter versteht. Bessere Früchte gedeihn am Baum der Presse nicht eher, Bis vom Insektengeschmeiß gründlich die Blätter befreit!
Authorship:
- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879) [author's text not yet checked against a primary source]
24. Spruch  [sung text not yet checked]
Ein guter Ruf ist wie ein [wohnlich]1 Haus; Das baut sich, Stein um Stein, [allmählich]2 aus. Doch mit gewissenloser Hand Im Nu steckt es ein Lump in Brand.
Authorship:
- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Spruch", revised version [author's text checked 1 time against a primary source]
1 in Leuthold's original version: "stattlich"
2 original version: "allmählig"
Researcher for this text: Harry Joelson
25. Unmut  [sung text not yet checked]
Du sahst mich schwelgen oft im Tonregister, Mich stolz gebärden, trotzig und unbändig, Wenn ich nach Herzenslust sie eigenhändig Gezüchtigt - jene Lumpen und Philister. Nun ward ich zahm fast wie ein Dorfmagister Und nüchtern und bescheiden und verständig; In meine Tage theilen sich beständig Arbeit und Ruh', frohwechselnde Geschwister. Der Ruf des Ruhms mit dem Sirenenschalle Lockt mich nicht mehr; - es hangen längst die guten Tonwaffen ungebraucht in meiner Halle. Soviel ich kann, dräng ich die Wohllautsfluthen Zurück zur Seele und bedaure Alle, Die sich für diese Krämerwelt verbluthen.
Authorship:
- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Unmuth" [author's text checked 1 time against a primary source]
26. Trost  [sung text not yet checked]
Nun laß das Lamentiren Und halte Maß! Man kann nicht mehr verlieren Als man besaß. Wer einst mit vollen Armen So reiches Glück Umschloß, kann nie verarmen, Denkt er zurück. Wer so genoß der Wonne, So lang er jung, Den wärmt wie eine Sonne Erinnerung.
Authorship:
- by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Trost im Leide", written 1871 [author's text checked 1 time against a primary source]
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Researcher for this text: Harry Joelson