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Der Sänger: Liederfolge nach Gedichten und Strophen von Heinrich Leuthold

by Othmar Schoeck (1886 - 1957)

1. Leidenschaft  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Was immer mir die Feindschaft unterschoben,
Mein einziges Verbrechen ist dies Feuer
Der Leidenschaften, die in immer neuer
Empörung wild durch meine Adern toben.

Oft schien mir diese Glut gesandt von oben;
In jeder Brandung war sie mir ein Steuer,
Und ihre Flammen waren oft mir teuer,
Wenn mich mein Los mit kaltem Reif umwoben.

In meines Lebens Buch die meisten Zeilen
Schrieb sie; sie hieß mich arm und unstät schweifen
Und schlug mir Wunden, welche kaum mehr heilen.

Doch ließ sie auch Erhabnes in mir reifen,
Ja, an das Göttliche ließ sie zuweilen
Die Schwingen meiner trunknen Seele streifen.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Leidenschaft"

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Researcher for this page: Harry Joelson

2. Muttersprache  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Dich vor allem, heilige Muttersprache,
Preis ich hoch; denn was mir an Reiz des Lebens
Je gewährt ein karges Geschick, ich hab es
Dir zu verdanken.

Spröde schilt der Stümper dich nur; mir gabst du
Alles; arm an eigenen Schätzen bin ich,
Doch verschwenderisch wie ein König schwelg ich
Stets in den deinen.

Mancher Völker Sprachen vernahm ich; keine
Ist an Farbe, plastischem Reiz, an Reichtum,
Wucht und Tiefe, keine sogar an Wohllaut
Ist dir vergleichbar.

Ja, du bist der griechischen Schwester selber
Ebenbürtig, wärst des Gedankenfluges
Eines Pindar wert und der Kunst der alten
Göttlichen Meister.....

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879)

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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani

3. Liederfrühling
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Der Lenz ist da 
Und fern und nah 
Gibt's neue Weisen und Lieder,
Wie einst Merlin, 
So lausch ich hin
Und Alles schreib ich nieder.

Horch, in der Luft
Schmettert und ruft
Früh schon der Sang der Lerchen;
Wie er schwillt und stirbt;
Wie die Grille zirpt
In der Wiese ihr schnurrig Märchen.

Was die Schlange klug 
Ihre Kinder frug, 
Die im Sonnenlichte schillern;
Was Hänfling und Fink 
Im Fluge flink 
Einander zwitschern und trillern.

Was die Amsel auch
Erzählt im Strauch,
Was die Drossel klagt dem Holunder,
Was den Rosen all
Flötet die Nachtigall,
Die lieblichen Sagen und Wunder.

Was die Vögel gewusst, 
Die voll Wanderlust 
Aus dem Süden erst gekommen,
Was im Walde tief 
In Märchen schlief, 
Hab alles,  ...  alles vernommen.

Hab' es abgelauscht, 
Was lenzberauscht 
Die Glockenblumen läuten:
Lieder und Melodien, 
Wie Merlin
Kann ich sie deuten.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Liederfrühling", Zurich, Guggenbühl & Hafner, first published 1942

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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

4. Waldeinsamkeit  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Wo über mir die Waldnacht finster
Sich wölbt, fernab von lauten Wegen,
Da geh ich oft, mich hinzulegen
In dunklem Farrenkraut und Ginster.

Bei Waldesduft und Blätterrauschen,
Beim weichen Ton der Philomele
Lieb ich, auch in der eignen Seele
Den süßen Wohllaut zu belauschen.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Waldnacht"

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Researcher for this page: Harry Joelson

5. Vorwurf
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Wohl ist es schön, auf fauler Haut
In Blumen und im Gras zu liegen;
Doch schöner ist es, mit dem Aar
Hoch über Land und Meer zu fliegen.

's ist keine Zeit für Posthornklang,
Und für die Blümchen hinterm Zaune;
Die Freiheit sprießt, es bläst der Geist
In seine Jericho-Posaune.

Hin sind die Zeiten des Idylls,
Die Zeit der Harfe und der Zither;
Nach einem Epos lechzt die Welt,
Sie lechzt nach einem Ungewitter!

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879)

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Researcher for this page: Peter Palmer

6. Rechtfertigung  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Nicht, daß ich dies Bestreben nicht erfasse,
Des Stoff's sich, der Materie zu bedienen; -
Schon brach der Geist mit Dampf und Eisenschienen
Der Bildung und der Freiheit eine Gasse.

Nur das Extrem der Zeit ist's, das ich hasse. -
Die Menschheit ward, so hat mir oft geschienen,
Zu einem ungeheuern Schwarm von Bienen; -
Utilität! das ist der Ruf der Masse.

Durch solch' ein Leben, das den Thieren eigen,
Erwerb, Krieg, Kinderzeugen und so weiter
Bringt ihr das Edelste in euch zum Schweigen,

Wenn nicht, wie uns die heitern Griechen zeigen,
Auch euch das Schöne wird zur Himmelsleiter,
D'rauf Götter zu den Menschen niedersteigen.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Dem Schweizervolke"

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Researcher for this page: Harry Joelson

7. Abkehr
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Wie einst den Knaben lacht ihr noch heut mich an,
Dorfreiche Ufer, rebenumlaubte Höhn!
Fernhin, wie alles Große einsam,
Ragen zum Himmel die ewigen Alpen.

Ihr bliebt dieselben; aber das Eden
Rings bewohnt ein neu Geschlecht, das, dem Göttlichen
In Kunst und Leben abgewendet,
Nur noch dem Götzen des Tages huldigt.

Du klagst umsonst. Setz weiter den Wanderstab!
Den Sänger nährt der heimische Boden nicht...
Zugvögel mögen dich geleiten
Über die Berge nach fernen Zonen.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879)

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Researcher for this page: Peter Palmer

8. Waldvögelein
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Waldvögelein, wohin ziehst du?
Nach Süden möcht' ich mit dir!
Waldvögelein, was fliehst du?
Fliehst du vor mir?

Waldesgrün, gleich wie du,
Lieb ich und Sonnenschein,
Bin arm und doch reich wie du
Waldvögelein!

Wie du empfing auch ich
Wohllaut und Melodein,
Frei, ohne Sold sing auch ich,
Waldvögelein!

Hüpfst du durch Busch und Strauch,
Hast weder Rast noch Ruh,
Hab' keine Heimat auch,
Bin unstät wie du!

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879)

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Researcher for this page: Peter Palmer

9. Aus dem Süden
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Nicht allein in Rathaussälen
Zwischen Akten voll von Schimmel,
Hier auch unter blauem Himmel
Wo sich Land und Meer vermählen

Kann man seine Zeit verdehnen,
Philosophisch voll Behagen
Welten in dem Busen tragen
Und ein All sich selber wähnen.

Hier auch kann man müßig lungern
Und mit Träumen sich erquicken;
Nicht in kleinen Republiken
Braucht ein Dichter zu verhungern.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879)

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Researcher for this page: Peter Palmer

10. Riviera  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
In diesen Silberhainen von Oliven
Hab' ich die Heilung aller meiner Wunden
Und auch die heit're Lösung nun gefunden
Von meines Lebens ernsten Hieroglyphen.

Unstät und finster war ich einst im Norden; -
Wie dieser Himmel fließen nun die Tage
Mit blau und sonnig hin, und selbst die Klage
Ist mir zu lieblicher Musik geworden.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Bei Nervi", written 1857, appears in Gedichte, in 2. Lieder von der Riviera, no. 6

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11. Nacht, Muse und Tod  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
1.
[Komm]1, ambrosische Nacht, ströme dein Silberlicht
Weich und träumerisch aus über das ew'ge Meer!
Wieg in seligen Frieden
Dieses müdegehetzte Herz!

Spinnst du wieder, wie einst, lieblicher Gott des Traums,
Goldne Fäden um mich? Rührt die Erinnerung
Sanft die Saiten der Seele,
Oder kommst du, Erhabne, selbst?

2.
Leise, schüchternen Tritts, wie sich der Liebe Glück
Einst dem Knaben genaht, nahet die Göttliche,
Und das heilige Feuer
Schürt sie wieder im Busen mir.

Was das Leben dir auch oder der Tod dir nahm,
Blieb die Muse dir treu - nimmer verarmt ein Herz,
Dem das Leid in Gesängen
Auszuströmen ein Gott verlieh.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Die Muse"

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1 Israël, Klose: "Ström'"; further changes may exist not noted.

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12. Sapphische Strophe  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Schweigen rings; im Garten der Villa plaudert
Nur der Springquell; zwischen verschlaf'nen Büschen
Lauschen Marmorgötter, und auf dem Meere
Zittert das Mondlicht.

Reiz und Anmuth theilen allein dein heimlich
Lager jetzt und über den blendend weißen
Nacken stromfallähnlich ergießt dein dunkel
Fluthendes Haar sich.

Schlaf umfängt dein zauberverbreitend Antlitz,
Deiner Glieder griechisch geformten Bau nun,
Und in's Herz dir träufelt der holde Traumgott
Sanftes Vergessen.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Serenade", written 1870, appears in Gedichte, in 2. Lieder von der Riviera, no. 9

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13. Sonnenuntergang  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
O wie träumt es sich süß am myrthenumbuschten Gestade,
Wenn in das leuchtende Meer scheidend die Sonne sich taucht!
Feierlich schweigt die Natur; kaum lispeln die Silberoliven,
Leise, mit würdigem Ernst, neigen die Pinien das Haupt.
Hie und da nur erklingt eintönig die Weise des Fischers,
Der des kristallenen Golfs riesigen Spiegel durchfurcht.
Heiliger Frieden umwohnt wie der Seligen Inseln dies Eden;
Auch in der eigenen Brust wiegt er den Kummer in Schlaf.
Bilder der Heimat zieh'n an der Seele vorüber; mit Liebe
Denk' ich der Freunde und fast möcht' ich den Feinden verzeih'n;
Was sie auch Schlimmes gewollt, mir wandte sich Alles zum Guten,
Bitt're Erfahrungen selbst stärken und läutern das Herz.
Einst, wenn schon lange des Neids unlautere Quellen versiegt sind,
Geb' ich der Heimat dafür Ströme des Wohllauts zurück;
Denn die Gabe des Worts zur lieblichen Frucht des Gesange
Hast du den Fremdling indeß, südliche Sonne, gereift.
- Ha, wie scheidest du dort, verklärt nur vom eigenen Lichte,
Königlich groß noch im Tod, segenverbreitend Gestirn!
Selbst auf das nied're Gewölk, das neidisch den Pfad dir verdunkelt,
Wirfst du den Abglanz noch, während du siegend versinkst.
Rosige Segel zieh'n fernhin ... gehüllt in verglühenden Purpur,
Den es von dir sich geborgt, schlummert das ewige Meer.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Sonnenuntergang", written 1871

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14. Warnung  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Wenn ein Gott dir gab fürs Schöne
Den verhängnisvollen Sinn,
Locken dich Sirenentöne
Trügerisch durchs Leben hin.

Wenn dir nicht zugleich beschieden
Der berechnende Verstand,
Wird zum Fluche dir hienieden
Das Geschenk aus Götterhand.

Wahres Glück gibst du im Tausche
Töricht an den Schatten hin
Eines Glücks, das dir im Rausche
Eines holden Wahns erschien,

Eitler Spiegelung vergleichbar,
Die, sobald du nahst, entweicht ...
Du verlangst, was unerreichbar,
Und verschmähst, was du erreicht.

So in Zweifeln, Hoffen, Wähnen,
Bis der Puls erstarrt im Lauf,
Zehrt ein nie gestilltes Sehnen
Deiner Seele Mark dir auf.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Die verhängnisvolle Gabe"

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15. Heimweh
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Hier pflegt Natur mit ihren goldnen Auen,
Mit ihrem Himmel, ihren Farbenstiften
Weit eher als die Weisheit trockner Schriften
Die Quellen meiner Seele aufzutauen.

Doch, mag ich auch im Geiste Bilder schauen,
Die oft mir die Erinnerung vergiften,
Gern kehrt mein Herz zurück zu jenen Triften,
Zu den geliebten, heimatlichen Gauen.

Im Hochland siehst du dort noch stets die derben
Urenkel Tells, in stromdurchflossnen Tiefen
Ein reges Volk mit blühenden Gewerben,
Ein Volk, ob alle andern Völker schliefen,
Noch fähig, mit dem Herzblut aufzufärben
Die blasse Schrift in seinen Freiheitsbriefen!

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879)

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Researcher for this page: Peter Palmer

16. Rückkehr
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Schon verstummt das Lied der Grille,
Nebel ballt sich überm Torfe;
Eine lautlos tiefe Stille
Liegt ob meinem Heimatdorfe.

Diese Saaten, diese reichen,
Jene Hügelreihn im Norden,
Höh'n und Tiefen sind die gleichen;
Nur ich selbst bin anders worden.

Land und Meer hab ich befahren,
Seit ich fort von euch geschritten,
Viel gesehn und viel erfahren,
Fremde Menchen, fremde Sitten.

Doch, wie auch das heiße Bangen
In die Ferne mich getrieben,
In der Brust ist das Verlangen
Ewig ungestillt geblieben.

Müd' nun bin ich, o wie gerne
Zög' ich aus die Pilgerschuhe;
Von dem Lärm der Welt hier ferne
Winket mir ersehnte Ruhe.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879)

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Researcher for this page: Peter Palmer

17. Einst  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Ihr Bilder, die die Zeit begrub,
O Knabenwelt, du ferner Klang,
Da ich, ein kleiner Hüterbub,
Durch unsers Dorfes Wiesen sprang

Da die Natur mir offen lag,
Ein unermeßner Gottesbrief,
Da betend ich begann den Tag
Und abends mit Gebet entschlief,

Da einer Zukunft hell und blau
Hoffend dies Herz entgegenschlug,
Das eine scheue Lieb wie Tau
Im Kelche einer Blume trug!

O Wiesen bunt, o Wachtelschlag
Um einen kleinen Meierhof,
O Waldesduft, wenn am Mittag
Das Harz von jeder Tanne troff!

Herbst, wenn opfernd gab der Baum
Die Kinder all, die müden, hin,
Nachdem ein Zug der Sehnsucht kaum
Die Schwalbe zog nach Süden hin,

Wenn sich ihr Sterbekleid gewählt
Die Flur, wenn dicht der Nebel strich,
Wenn langsam alles sich entseelt,
O grauer Herbst, wie liebt ich dich!

Und wenn bei Nacht der Lampenschein
Das rege Treiben karg erhellt,
Wie gerne sah ich dann hinein
In einer Hütte kleine Welt!

Das junge Volk saß um den Tisch,
Großmutter nickte beim Gebet;
Hier sprang das Weberschiffchen frisch,
Dort ward die Spindel rasch gedreht.

Mir war's, als ob ein Engel leis,
In dessen Hand die Lilie hing,
Unsichtbar, doch geahnt im Kreis
Der einigen Familie ging.

Du Wald im dunkelfarbnen Kleid,
Ihr Nächte, lautlos, ohne Stern,
Du sumpfig Moor, du graue Heid,
Durch eure Schauer schweift ich gern.

Du Irrlichtflackern überm Ried,
Geruch von halbverbranntem Torf.
Du kunstlos schlichtes Schmidlilied,
Musik von meinem Heimatdorf!

Du Märchenwelt, die in mir schlief!
O Jugendzeit, voll Drang und Sturm!
Du Klang, der mich zur Schule rief,
Du Klang von dem bemoosten Turm!

Ihr Bilder, Träume ohne Zahl,
Ihr halb verklungnen Melodien,
Wie Geisterschatten noch einmal
Naht mir und tretet vor mich hin!

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Einst"

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18. An meine Großmutter  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Wie floß von deiner Lippe milde Güte!
Bei deinem Beten senkte sich der Glaube
Einst friedespendend, eine weiße Taube,
Hernieder auf mein kindliches Gemüthe.

Was damals sanft in meinem Busen glühte,
Ward nun dem Geier der Vernunft zum Raube,
Und hingewelkt ist mir im Wüstenstaube
Des Lebens jede frische Jugendblüthe.

Einst liebtest du mich, o laß dich bewegen,
Gib ein Mal noch in stiller Abendstunde
Mir des Gebetes frommen Kindersegen!

Doch, ach! zu tief ist meines Herzens Wunde;
Das schöne Land der Kindheit zu entlegen,
Und du - liegst längst verscharrt im kühlen Grunde!

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Auf meine Großmutter"

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19. Trauer  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Ein unbezwingbar dunkler Hang
Läßt oft durch dornverschlungne Pfade
Mich einsam schweifen Tage lang
Am schilfbewachsnen Seegestade.

Rings Wald und Moor. Wie schwül die Luft!
Die Wildnis hier, wie abgelegen!
Gleich einer dunkelgrünen Gruft
Gähnt schweigend mir der See entgegen.

Ein Wasserhuhn huscht scheu empor
Und duckt sich wieder unterm Schilfe:
Gedehnt und klagend tönt vom Moor
Ein Laut oft, wir ein Ruf um Hilfe.

Ein Geier schwebt mit schrillem Pfiff
Hoch über meinem Haupt im Blauen...
Am Strande liegt ein leckes Schiff,
Wie eine Leiche anzuschauen.

Und fernher, kalt und feierlich,
Starrt das Gebirg mit seinen Gletschern;
Es spiegelt in den Wellen sich,
Die ums versunkne Pfahldorf plätschern.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), no title, appears in Trauer, no. 1

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20. Der Waldsee
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
Wie bist du schön, du tiefer, blauer See!
Es zagt der laue West, dich anzuhauchen,
Und nur der Wasserlilie reiner Schnee
Wagt aus dem keuschen Busen dir zu tauchen.

Hier wirft kein Fischer seine Angelschnur,
Kein Kahn wird je durch deine Fluten gleiten!
Gleich einer Dithyrambe der Natur
Rauscht nur der Wald durch diese Einsamkeiten!

Wildrosen streun dir Weihrauch, ihr Arom
Die schlanken Tannen, die dich rings umragen,
Und die, wie Säulen einen mächt'gen Dom,
Ob sich des Himmels blau' Gewölbe tragen.

Einst kannt ich eine Seele, ernst, voll Ruh,
Die sich der Welt verschloß mit sieben Siegeln,
Die, rein und tief, geschaffen schien wie du,
Nur um den Himmel in sich abzuspiegeln.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Der Waldsee"

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Emily Ezust) , "The forest lake", copyright ©

Confirmed with Heinrich Leuthold, Gedichte, Frauenfeld, Druck und Verlag von Huber & Co., 1914, pages 22-23.


Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Jakob Kellner

21. Im Klosterkeller  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Hier scheidet die Klosterpforte
Dich ab vom Weltgewühl,
An diesem gottseligen Orte
Wie ist es schattig und kühl!

In diesen wölbigen Hallen
Wie ist es kühl und frisch! . .
Ich sitze mit Wohlgefallen
Am gastlichen Klostertisch.

Die Fratres erwiedern in feister
Zufriedenheit meinen Gruß;
Mit dem Klosterkellermeister
Steh' ich auf vertrautestem Fuß.

Er ähnelt ein wenig Sankt Peter;
Und tritt er in's Kellerthor,
Süßduftend steigt in den Äther
Die Blume des Weins empor.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), no title, appears in Im Kloster, no. 1

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22. Trinklied  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Greift zum Becher und laßt das Schelten!
	Die Welt ist blind ...
Sie frägt, was die Menschen gelten,
Nicht, was sie sind.

Uns aber laßt zechen ... und krönen
	Mit Laubgewind
Die Stirnen, die noch dem Schönen
	Ergeben sind!

Und bei den Posaunenstößen,
	Die eitel Wind,
Laßt und lachen über Größen,
	Die keine sind!

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Trinklied", written 1871

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23. Distichen
 (Sung text)

Language: German (Deutsch) 
"Selbstzweck sei sich die Kunst...
die göttliche diene der Zeit nicht?"
Leider verlangt ja die Zeit
auch von der göttlichen nichts.

Glückliche Zeit der Maschinen!
Sogar an poetischen Luxus
Liefert uns billig und rasch,
was man bedarf, die Fabrik.

Rollte dem Uhrwerk gleich sich ab
die Geschichte der Menschheit,
Wäre ein jeder Prophet,
der die Mechanik versteht.

Wäret ihr minder befangen, ihr säht,
daß der Geist der Geschichte
Das, was euch fehlt, Phantasie,
Laune besitzt und Humor.

Fragen des Tages zu lösen,
ist freilich des Dichters Beruf nicht;
Aber das Ewige schafft nimmer
ein knechtisch' Gemüt.

Bessrer Erkenntnis verschließe sich
keiner; jedoch dem Charakter
Untreu zu werden, dafür find' ich
das Leben zu kurz.

Sieh in der Welt dich um
und lerne von Anderer Weisheit,
Aber im innersten Kern
bleibe dir selber getreu.

Karg nur maßt ihr das Glück mir, ihr
Götter, doch dank ich euch eines:
Daß ich mich neidlos des Glücks Anderer
zu freuen vermag.

"Freiheit der Presse" verlangt dies
wackre Organ, das die Fahne
Dreimal wechselnd bewies,
was es darunter versteht.

Bessere Früchte gedeihn am Baum der
Presse nicht eher,
Bis vom Insektengeschmeiß gründlich
die Blätter befreit! 

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879)

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Researcher for this page: Peter Palmer

24. Spruch  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Ein guter Ruf ist wie ein [wohnlich]1 Haus;
Das baut sich, Stein um Stein, [allmählich]2 aus.
Doch mit gewissenloser Hand
Im Nu steckt es ein Lump in Brand.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Spruch", revised version

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1 in Leuthold's original version: "stattlich"
2 original version: "allmählig"

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25. Unmut  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Du sahst mich schwelgen oft im Tonregister,
Mich stolz gebärden, trotzig und unbändig,
Wenn ich nach Herzenslust sie eigenhändig
Gezüchtigt - jene Lumpen und Philister.

Nun ward ich zahm fast wie ein Dorfmagister
Und nüchtern und bescheiden und verständig;
In meine Tage theilen sich beständig
Arbeit und Ruh', frohwechselnde Geschwister.

Der Ruf des Ruhms mit dem Sirenenschalle
Lockt mich nicht mehr; - es hangen längst die guten
Tonwaffen ungebraucht in meiner Halle.

Soviel ich kann, dräng ich die Wohllautsfluthen
Zurück zur Seele und bedaure Alle,
Die sich für diese Krämerwelt verbluthen.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Unmuth"

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26. Trost  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Nun laß das Lamentiren
Und halte Maß!
Man kann nicht mehr verlieren
Als man besaß.

Wer einst mit vollen Armen
So reiches Glück
Umschloß, kann nie verarmen,
Denkt er zurück.

Wer so genoß der Wonne,
So lang er jung,
Den wärmt wie eine Sonne
Erinnerung.

Text Authorship:

  • by Heinrich Leuthold (1827 - 1879), "Trost im Leide", written 1871

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Total word count: 2547
Gentle Reminder

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