Es herrscht' ein König irgendwo In Dazien oder Thrazien, Den suchten einst die Musen heim, Die Musen mit den Grazien. Statt milden Nektars, Rebenblut Geruhten sie zu nippen, Die Seele des Barbaren hing An ihren sel'gen Lippen. Erst sang ein jedes Himmelskind Im Tone, der ihm eigen, Dann schritt der ganze Chor im Takt Und trat den blühenden Reigen. Der König klatschte: "Morgen will Ich wieder euch bestaunen!" Die Musen schüttelten das Haupt: "Das hangt an unsern Launen. " "An euren Launen? ... " Der Despot Begann zu schmähn und lästern. "Ihr Knechte", schrie er, "Fesseln her!" Und fesselte die Schwestern. Der König wacht', um Mitternacht Vernahm er leises Schreiten, Geflüster: "Seid ihr alle da?" Und Schüttern zarter Saiten. Er fuhr empor: "Den hellen Chor Ergreift, getreue Wächter!" Die Schergen griffen in die Luft Und silbern klang Gelächter. Am Morgen war der Kerker leer, Der Reigen über die Grenze - Drin hingen statt der Ketten schwer Zerrißne Blumenkränze.
Vier Lieder
by Hermann Zumpe
1. Die gefesselten Musen
Text Authorship:
- by Conrad Ferdinand Meyer (1825 - 1898)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Gute Stunde
Wie ist es tief in mir so stille! Der Tage Wandeln rührt mich kaum. Der Lärm der Zeit, der Menschen Wille Geht mir vorüber wie ein Traum. Doch drinnen ist es warm und helle, Es lauscht die Seele ungestört In sich hinein, daß sie die Welle Des eignen Wohllauts fluten hört. Als wie aus Flammen neu geboren, So spielt das Herz mir frisch und rein: Vergessen ist, was ich verloren, Und was ich liebte, dennoch mein. Es hat der Jugend süß Gedenken Sich wie ein Himmel aufgetan, Und schön mit seiner Huld Geschenken Erscheint der Gott und rührt mich an.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Gute Stunde", appears in Juniuslieder
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler3. Der Harfner
Wer nie sein Brod mit Thränen aß, Wer nie die kummervollen Nächte Auf seinem Bette weinend saß, Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte! Ihr führt ins Leben uns hinein, Ihr laßt den Armen schuldig werden, Dann überlaßt ihr ihn der Pein: Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Harfenspieler", written <<1783, appears in Wilhelm Meisters Lehrjahre, first published 1795
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- CZE Czech (Čeština) (Jan Evangelista Nečas) , "Harfeník"
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Wie nooit zijn brood in tranen at", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "He who never ate his bread with tears", copyright ©
- ENG English [singable] (Walter A. Aue) , copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission [an adaptation]
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Celui qui n'a jamais mangé son pain avec des larmes", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- HUN Hungarian (Magyar) (Tamás Rédey) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Chi non mangiò mai pane bagnato di lacrime", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
First published in Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman. Herausgegeben von Goethe. Erster Band. Berlin. Bey Johann Friedrich Unger. 1795, page 346. The poem appears in Book 2, Chapter 13 of Goethe's novel.
See also Baggesen's parody, Leiden.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor] , Peter Rastl [Guest Editor] , Johann Winkler4. Altdeutsches Volkslied
Wo find' ich deines Vaters Haus, säuberliches Mägdelein? „Geh das Gässlein aus und ein, so find'st du meines Vaters Haus. Schweig still und lass dein Fragen sein!“ So bellet dann das Hündlein dein, säuberliches Mägdelein? „Ruf den Wächter leise ein, so lässt der Hund das Bellen sein! Schweig still und lass dein Fragen sein!“ Wo find' ich dann dein Kämmerlein, säuberliches Mägdelein? „Bei der Küchen an der Wand, da halt' dich nur zur rechten Hand. Schweig still und lass dein Fragen sein!“
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It is based on
- a text in German (Deutsch) from Volkslieder (Folksongs) , "Säuberliches Mägdlein", appears in Des Knaben Wunderhorn
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Researcher for this page: Johann Winkler