Aus wie vielen Elementen Soll ein echtes Lied sich nähren, Daß es Laien gern empfinden, Meister es mit Freuden hören? Liebe sei vor allen Dingen Unser Thema, wenn wir singen; Kann sie gar das Lied durchdringen, Desto besser wird es klingen. Dann muß Klang der Gläser tönen Und Rubin des Weins erglänzen: Denn für Liebende, für Trinker Warten immergüne Kränzen. Waffenklang wird auch gefodert, Daß auch die Drommete schmettre; Daß, wenn Glück zu Flammen lodert, Siegreich unsern Held vergöttre. Dann zuletzt ist unerläßlich, Daß der Dichter manches hasse; Was unleidlich ist und häßlich, Leben nicht wie Schönes lasse. Weiß der Sänger, dieser Viere Urgewalt'gen Stoff zu mischen, Wird er aller Lande Völker Ewig freuen und erfrischen.
Tafel-Lieder für Männerstimmen: Für die Liedertafel zu Berlin, von Carl Fried. Zelter. Heft V
by Karl Friedrich Zelter (1758 - 1832)
1. Liederstoff
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Elemente", written 1814, appears in West-östlicher Divan, in 1. Buch des Sängers -- Moganni Nameh
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Laura Prichard) , "Elements", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Éléments", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
2. Das eine Wort
Will der Mensch ein Werk vollbringen, Wähl' er sich ein ernstes Wort, Das ihn treibe fort und fort, Und das Schwere wird er zwingen. Auf den Himmel ist gut bauen, Aber zu Gebet und Sang Weiß ich einen dritten Klang, Und ich will' ihn euch vertrauen. Wenn der Wandersmann sich wendet Nach dem weit enleg'nen Ort, Stärkt ihn wohl dies eine Wort, Und der Weg ist bald vollendet. Auch der Schiffer hält's in Ehren, Muthig steuert er dahin. Hat er nur dies Wort im Sinn, Kann die Fahrt ihm keiner wehren. Will den Himmel einer messen, Und der Sterne ew'gen Lauf, Wie sie ziehen ab und auf, Darf er nie dies Wort vergessen. Wißt ihr, wer die Bahn gebrochen? War's nicht Blücher, unser Held? Denn sie räumten ihm das Feld, Wie er dieses Wort gesprochen. Dauern wird's zu späten Jahren Wenn wir in dem Herzen treu, In dem Herzen frisch und frei, Uns dies eine Wort bewahren. Wandersleut' sind wir auf Reisen, Vor uns lieget Berg' und Höh'n, Tiefe Wälder, breite Seen, Darum, Vorwärts! soll es heissen.
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It is based on
- a text in German (Deutsch) by Friedrich Christoph Förster (1791 - 1868), "Das eine Wort", appears in Der Gruß, first published 1818
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Researcher for this page: Melanie Trumbull3. Nimmersatt
Was ist das für ein durstig Jahr! Die Kehle lechzt mir immerdar, Die Leber dorrt mir ein. Ich bin ein Fisch auf trocknem Sand, Ich bin ein dürres Ackerland, O schafft mir, schafft mir Wein! Was weht doch jetzt für trockne Luft! Kein Regen ist, kein Tau, kein Duft, Kein Trunk will mir gedeihn. Ich trink' und trinke Zug auf Zug, Und immer ist es nicht genug, Fällt wie auf heißen Stein. Was herrscht doch für ein hitz'ger Stern ! Er sengt und zehrt am innern Kern Und macht mir Herzenspein. Man dächte wohl, ich sei verliebt ; Ja, ja ! Die mir zu trinken gibt, Soll meine Liebste sein. Und wenn es euch wie mir ergeht, So betet, daß der Wein gerät, Ihr Trinker insgemein! O heil'ger Urban, schaff uns Trost, Gib heuer uns viel edlen Most, Daß wir dich benedein !
Text Authorship:
- by Johann Ludwig Uhland (1787 - 1862), "Trinklied"
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chanson à boire", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
4. Meister und Gesell
Ahn Schlosser hot ahn G'sellen g'habt, Der hot gohr langsam g'feilt; Doch wenn's zum Fresse gangen ist, So hot er grausam g'eilt. Der Erste in der Schüssel drinn, Der Letzte wieder draus, Do ist kahn Mensch so fleissig gwest Als er im ganzen Haus. CHORUS: Ho ho ho ho ho ho ho ho, Der Gsell der is nit dumm! Vom Feilen wird man holt nitt satt, Geb' auch nöt viel darum. Da hat ahmal der Meister g'sagt: G'sell das begreif ich nöt! Es ist doch all' mein Lebtag g'wöst, So lang ich denk, die Röd: So wie man schafft, so frisst man a, Bei dir ists nöt a su, So langsam hat noch kahner g'feilt Und g'fressen so wie du. CHORUS: Ho ho ho ho ho ho ho ho, Der Maist'r ist auch nöt dumm, Wenn d'Arbeit nimmer fertig wird, Geb' auch nicht viel darum. Ha! sagt der G'sell, das glaub ich schon, 'S hat alls sein gute Grund, Das Fressen währt halt gar nicht lang Und d'Arbeit vierzehn Stund. Wenn Einer müscht den ganze Tag In ahn Stuck fresse fort, S'wird wohl am End so langsam gehn Als wie beim Feile dort. CHORUS: Ho ho ho ho ho ho ho ho, Der G'sell der weiss sich um Und wärs auch schon kahn Schlosser nöt, So wär er doch nöt dumm.
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It is based on
- a text in German (Deutsch) by Johann Konrad Grübel (1736 - 1809), "Der Schlosser und sein Gesell "
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Researcher for this page: Melanie Trumbull5. Entschluss
Worauf kommt es überall an. Daß der Mensch gesundet? Jeder höret gern den Schall an, Der zum Ton sich rundet. Alles weg, was deinen Lauf stört! Nur kein finster Streben! Eh er singt und eh er aufhört, Muß der Dichter leben. Und so mag des Lebens Erzklang Durch die Seele dröhnen! Fühlt der Dichter sich das Herz bang, Wird sich selbst versöhnen.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Dreistigkeit", appears in West-östlicher Divan, in 1. Buch des Sängers -- Moganni Nameh
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Melanie Trumbull6. Demagogisch
Es wollt' einmal im Königreich Der Frühling nicht erscheinen. Der König in der großen Noth, Berieth sich mit den Seinen. Da wurde, nach des Kanzlers Rath, Einem alten Frosch befohlen, Mit seinen junger grünen Schaar Den Frühling einzuholen. Sobald der Frosch im Garten schreit, Der König fühlt Behagen, Der Frühling,, Laßt mich in's Freie tragen!" Da saß er denn, auf sammtnen Stuhl, in schön geschmückter Jacken, Und hörte in dem trüben Pfuhl Den Frosch manierlich quacken. Ein Zweiter zu dem Ersten kam fand sich bald dazu, Mit ihm zu concertiren, Der Dritte stellte sich auch ein, D'rauf sangen sie zu Vieren. Ein Jeder nahm das Maul recht voll, Wie Es schmetterten die Kehlen, Um sich für seiner Majestät Gehorsamst abzuquälen. Und immer toller ward der Lärm, Der König konnt's nicht tragen. Da rief er seiner Kanzler zu, Das Volk aufs Maul zu schlagen. Der sprach: "Wir haben Frühlingszeit, Und bleiben euch gewogen, So schweiget nun bei unserm Zorn, Euch soll -- ihr Demagogen!" Da loben wir uns unser Reich, Wie sind wir wohl berathen, Was kümmern uns die Frösch' im Teich Und ihre Potentaten? Der Frühling geht, der Sommer kehrt, Der Herbst, der Winter wieder; Wir singen fest und unverwehrt Die allerschönsten Lieder.
Text Authorship:
- by Friedrich Christoph Förster (1791 - 1868), no title
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Malcolm Wren [Guest Editor] , Melanie Trumbull