Viva! [21] Lieder

by Charles Kálmán (1929 - 2015)

1. Viva! [sung text not yet checked]

Mein Wünschen sprudelt in der Sehnsucht meines Blutes
Wie wilder Wein, der zwischen Feuerblättern glüht.
Ich wollte, Du und ich, wir wären eine Kraft,
Wir wären eines Blutes
Und ein Erfüllen, eine Leidenschaft,
Ein heisses Weltenliebeslied!

Ich wollte, Du und ich, wir würden uns verzweigen,
Wenn sonnentoll der Sommertag nach Regen schreit
Und Wetterwolken bersten in der Luft!
Und alles Leben wäre unser Eigen;
Den Tod selbst rissen wir aus seiner Gruft
Und jubelten durch seine Schweigsamkeit!

Ich wollte, dass aus unserer Kluft sich Massen
Wie Felsen aufeinandertürmen und vermünden
In einen Gipfel, unerreichbar weit!
Dass wir das Herz des Himmels ganz erfassen
Und uns in jedem Hauche finden
Und überstrahlen alle Ewigkeit!

Ein Feiertag, an dem wir ineinanderrauschen,
Wir beide ineinanderstürzen werden,
Wie Quellen, die aus steiler Felshöh' sich ergiessen
In Wellen, die dem eignen Singen lauschen
Und plötzlich niederbrausen und zusammenfliessen
In unzertrennbar, wilden Wasserheerden!

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Confirmed with Else Lasker-Schüler: Werke und Briefe, Band 1: Gedichte, Kritische Ausgabe, Erste Auflage, 1996, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1996, page 45.


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2. Morituri [sung text not yet checked]

Du hast ein dunkles Lied mit meinem Blut geschrieben,
Seitdem ist meine Seele jubellahm.
Du hast mich aus dem Rosenparadies vertrieben,
Ich musst sie lassen, Alle, die mich lieben.
Gleich einem Vagabund jagt mich der Gram.

Und in den Nächten, wenn die Rosen singen,
Dann brütet still der Tod - ich weiss nicht was -
Ich möchte Dir mein wehes Herze bringen,
Den bangen Zweifel und mein müh'sam Ringen
Und alles Kranke und den Hass! 

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  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Morituri", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission

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3. Trieb [sung text not yet checked]

Es treiben mich brennende Lebensgewalten,
Gefühle, die ich nicht zügeln kann.
Und Gedanken, die sich zur Form gestalten,
Sie greifen mich wie Wölfe an.

Ich irre durch duftende Sonnentage . . .
Und die Nacht erschüttert von meinem Schrei.
Meine Lust stöhnt wie eine Marterklage
Und reißt sich von ihrer Fessel frei.

Und schwebt auf zitternden, schimmernden Schwingen
Dem sonn'gen Thal in den jungen Schoß,
Und läßt sich von jedem Mai'nhauch bezwingen
Und giebt der Natur sich willenlos.

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Confirmed with Else Lasker-Schüler: Werke und Briefe, Band 1: Gedichte, Kritische Ausgabe, Erste Auflage, 1996, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1996, page 11.


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4. Frühling [sung text not yet checked]

Wir wollen wie der Mondenschein
Die stille Frühlingsnacht durchwachen,
Wir wollen wie zwei Kinder sein.
Du hüllst mich in dein Leben ein
Und lehrst mich so wie du zu lachen.

Ich sehnte mich nach Mutterlieb
Und Vaterwort und Frühlingsspielen,
Den Fluch, der mich durchs Leben trieb,
Begann ich, da er bei mir blieb,
Wie einen treuen Feind zu lieben.

Nun blühn die Bäume seidenfein
Und Liebe duftet von den Zweigen.
Du mußt mir Mutter und Vater sein
Und Frühlingsspiel und Schätzelein
Und ganz mein eigen.

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Confirmed with Else Lasker-Schüler, Gesammelte Gedichte, Leipzig, Verlag der Weißen Bücher, 1917, page 50.


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5. Orgie [sung text not yet checked]

Der Abend küsste geheimnisvoll
Die knospenden Oleander.
Wir spielten und bauten Tempel Apoll
Und taumelten sehnsuchtsübervoll
Ineinander.
Und der Nachthimmel goss seinen schwarzen Duft
In die schwellenden Wellen der brütenden Luft,
Und Jahrhunderte sanken
Und reckten sich
Und reihten sich wieder golden empor
Zu sternenverschmiedeten Ranken.
Wir spielten mit dem glücklichsten Glück,
Mit den Früchten des Paradiesmai,
Und im wilden Gold Deines wirren Haars
Sang meine tiefe Sehnsucht
Geschrei,
Wie ein schwarzer Urwaldvogel.
Und junge Himmel fielen herab,
Unersehnbare, wildsüsse Düfte;
Wir rissen uns die Hüllen ab
Und schrieen!
Berauscht vom Most der Lüfte.
Ich knüpfte mich an Dein Leben an,
Bis dass es ganz in ihm zerrann,
Und immer wieder Gestalt nahm
Und immer wieder zerrann.
Und unsere Liebe jauchzte Gesang,
Zwei wilde Symphonieen!

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Confirmed with Else Lasker-Schüler: Werke und Briefe, Band 1: Gedichte, Kritische Ausgabe, Erste Auflage, 1996, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1996, page 42.


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6. Winternacht [sung text not yet checked]

Ich schlafe tief in starrer Winternacht,
Mir ist, ich lieg' in Grabesnacht,
Als ob ich spät um Mitternacht gestorben sei
Und schon ein Sternenleben tot sei.

Zu meinem Kinde zog mein Glück
Und alles Leiden in das Leid zurück,
Nur meine Sehnsucht sucht sich heim
Und zuckt wie zähes Leben
Und stirbt zurück
   In sich.

Ich schlafe tief in starrer Winternacht,
Mir ist, ich lieg' in Grabesnacht.

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7. Senna Hoy [sung text not yet checked]

Seit du begraben liegst auf dem Hügel
Ist die Erde süß.

Wo ich hingehe nun auf Zehen,
Wandele ich über reine Wege.

O, deines Blutes Rosen
Durchtränken sanft den Tod.

Ich habe keine Furcht mehr
Vor dem Sterben.

Auf deinem Hügel blühe ich schon
Mit den Blumen der Schlingpflanzen.

Deine Lippen haben mich immer gerufen,
Nun weiß mein Name nicht mehr zurück.

Jede Schaufel Erde, die dich barg,
Verschüttete auch mich.
 
Darum ist immer Nacht an mir
Und Sterne schon in der Dämmerung.
 
Und ich bin unbegreiflich unseren Freunden
Und ganz fremd geworden.

Aber du stehst am Tor der stillsten Stadt
Und wartest auf mich, du Großengel.

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission

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8. Mairosen [sung text not yet checked]

Er hat seinen heiligen Schwestern versprochen
Mich nicht zu verführen,
Zwischen Mairosen hätte er fast
Sein Wort gebrochen,
Aber er machte drei Kreuze
Und ich glaubte heiß zu erfrieren.

Nun lieg ich im düstren Nadelwald,
Und der Herbst saust kalte Nordostlieder
Über meine Lenzglieder.

Aber wenn es wieder warm wird,
Wünsch ich den heiligen Schwestern beid
Hochzeit
Und wir – spielen dann unter den Mairosen.

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Confirmed with Else Lasker-Schüler, Gesammelte Gedichte, Leipzig, Verlag der Weißen Bücher, 1917, page 101.


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9. Giselheer dem Tiger [sung text not yet checked]

Über dein Gesicht schleichen die Dschungeln.
O wie du bist!

Deine Tigeraugen sind süßgeworden
In der Sonne.

Ich trag dich immer herum
Zwischen meinen Zähnen.

Du mein Indianerbuch,
Wild West,
Siouxhäuptling!

Im Zweilicht schmachte ich
Gebunden am Buxbaumstamm --

Ich kann nicht mehr sein
Ohne das Skalpspiel.

Rote Küsse malen deine Messer 
Auf meine Brust --

Bis mein Haar an deinem Gürtel flattert.

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10. Mein Tanzlied [sung text not yet checked]

Aus mir braust finst're Tanzmusik
Meine Seele kracht in tausend Stücken!
Der Teufel holt sich mein Missgeschick
Um es ans brandige Herz zu drücken.

Die Rosen fliegen mir aus dem Haar
Und mein Leben saust nach allen Seiten,
So tanz' ich schon seit tausend Jahr,
Seit meiner ersten Ewigkeiten

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Ma chanson de danse", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission

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11. Eifersucht [sung text not yet checked]

Denk' mal: wir beide
Zwischen feurigem Zigeunervolk
Auf der Haide.
Ich zu deinen Füssen liegend,
Du, die Fiedel spielend,
Meine Seele einwiegend
Und der brennende Steppenwind
Saust um uns!

. . . Aber die Mariennacht verschmerz' ich nicht . . .
Die Mariennacht!
Da ich dich sah
Mit der Einen . . .
Wie duftendes Schneien
Fielen die Blüten von den Bäumen.
Die Mariennacht verschmerz' ich nicht . . .
Die blonde Blume in deinen Armen nicht!

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Confirmed with Else Lasker-Schüler: Werke und Briefe, Band 1: Gedichte, Kritische Ausgabe, Erste Auflage, 1996, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1996, page 23.


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12. Ballade [sung text not yet checked]

Sascha kommt aus Sibirien heim
Wie er aussehn mag?

Trotzendes Gold seine Stirn war,
Süßer Todstrahl sein Haar,
Seine Lippen brannten am Altar.

Sascha trank meinen Herzseim
Jede Nacht, die am Traumhang lag.

Was er sagen mag –
Wie er klagen mag –

Wo steck ich meine Liebsten hin?
Da ich ihm untreu war
Und doch nur seine Blume bin.

Dem Dichter färbt er die Schläfe rot,
Den Dieb sticht seine Ehre tot.

Aber den König trifft er nicht,
Der hat meines Bruders steinern Gesicht.
Sascha!

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Confirmed with Else Lasker-Schüler, Gesammelte Gedichte, Leipzig, Verlag der Weißen Bücher, 1917, page 134.


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13. Savary Le Duc [sung text not yet checked]

Wie Perlen hängen seine Bilder
Schaumleicht an seidenen Wänden aufgereiht.

Mit goldenem Harz der Hagebutten
Und Rosenseime,
Malt er der Prinzen Liebeskleid.

Um ihre zarten Schultern tragen sie
An Ketten – Souvenir – im Medaillon
Verzückt des Freundes Paradeis.

Und ihre Hände spielen mit den Bächen
Und feinen Blumenstengeln
Und dem jungen Reis.

Und necken gern den Ziegenbock.
Glasäugig lauscht die graue Geiß.

Und ihre Leiber lieben sich
Wie süßgeblühte Bohnenstöcke,
Die sich bewegen kaum in ihrer Adeligkeit.

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14. Ein alter Tibetteppich [sung text not yet checked]

Deine Seele, die die meine liebet,
Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet.

Strahl in Strahl, verliebte Farben,
Sterne, die sich himmellang umwarben.

Unsere Füße ruhen auf der Kostbarkeit,
Maschentausendabertausendweit.

Süßer Lamasohn auf Moschuspflanzenthron,
Wie lange küsst dein Mund den meinen wohl
Und Wang die Wange buntgeknüpfte Zeiten schon?

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15. Weltende [sung text not yet checked]

Es ist ein Weinen in der Welt,
als ob der liebe Gott gestorben wär,
und der bleierne Schatten, der niederfällt,
lastet grabesschwer.

Komm, wir wollen uns näher verbergen ...
Das Leben liegt in aller Herzen
wie in Särgen.

Du! wir wollen uns tief küssen -
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
an der wir sterben müssen.

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Gary Bachlund) , "The end of the world", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
  • FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Fin du monde", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission

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16. Weihnachten [sung text not yet checked]

Einmal kommst du zu mir in der Abendstunde
Aus meinem Lieblingssterne weich entrückt
Das ersehnte Liebeswort im Munde
Zündet meine weißen Lichte an.
Alle Zweige warten schon geschmückt.

»Wann« – ich frage seit ich dir begegnet – »wann?«
Einen Engel schnitt ich mir aus deinem goldenen Haare
Und den Traum, der mir so früh zerrann.
O ich liebe dich, ich liebe dich,
Ich liebe dich!

Hörst du, ich liebe dich – – –
Und unsere Liebe wandelt schon Kometenjahre,
Bevor du mich erkanntest und ich dich.

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17. Die Liebe [sung text not yet checked]

Es rauscht durch unseren Schlaf
Ein feines Wehen wie Seide,
Wie pochendes Erblühen
Über uns beide.

Und ich werde heimwärts
Von deinem Atem getragen,
Durch verzauberte Märchen,
Durch verschüttete Sagen.

Und mein Dornenlächeln spielt
Mit deinen urtiefen Zügen,
Und es kommen die Erden
Sich an uns zu schmiegen.

Es rauscht durch unseren Schlaf
Ein feines Wehen wie Seide –
Der weltalte Traum
Segnet uns beide. 

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Confirmed with Else Lasker-Schüler, Gesammelte Gedichte, Leipzig, Verlag der Weißen Bücherpage, 1917, page 61.


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18. Herbst [sung text not yet checked]

Ich pflücke mir am Weg das letzte Tausendschön . . .
Es kam ein Engel mir - mein Totenkleid zu nähen -
Denn - ich muss andere Welten weiter tragen.

Das ewige Leben dem, der viel von Liebe weiß zu sagen.
Ein Mensch der Liebe kann nur auferstehen!
Hass schachtelt ein, wie hoch die Fackel auch mag schlagen.

Ich will dir viel, viel Liebe sagen,
Wenn auch schon kühle Stürme wehen,
In Wirbeln sich um Bäume drehen,
Um Herzen, die in ihren Wiegen lagen.

Mir ist auf Erden weh geschehen -
Der Mond gibt Antwort dir auf deine Fragen;
Er sah verhängt mich auch an Tagen,
Die zaghaft ich beging auf Zehen.

Es rosten alle Blätter der Alleen -
Und viele ihrer Früchte faulen auf den Seen.

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Confirmed with Else Lasker-Schüler, Werke und Briefe, Band 1: Gedichte Kritische Ausgabe, Erste Auflage, 1996, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1996, pages 271-272.


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19. Mein Sterbelied [sung text not yet checked]

Bin welk und mürbe –
Mir ist, als ob ich stürbe –
Ja, gestorben »bin.«

Entblättert ist mein Sinn, –
Das Licht meiner Augen – trübe.

Der Himmel meiner Liebe
Sank in die Grube,
In mein steiles Kinn

Es blühen in meiner Stube
Deine Lieblingsblumen zwischen Immergrün
Und meinem Rosmarin.

Doch alle beglückenden Farben,
Seit meines Lebens Anbeginn
Aus meinem Leben entfliehn,

Die mich ganz bunt umwarben,
Starben ....

Um mit dem Wolkenbild
In die Himmlischkeit zu ziehn.

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20. Vollmond [sung text not yet checked]

Leise schwimmt der Mond durch mein Blut …
Schlummernde Töne sind die Augen des Tages
Wandelhin – taumelher –

Ich kann deine Lippen nicht finden …
Wo bist du, ferne Stadt
Mit den segnenden Düften?

Immer senken sich meine Lider
Über die Welt – alles schläft.

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Confirmed with Else Lasker-Schüler, Gesammelte Gedichte, Leipzig, Verlag der Weißen Bücher, 1917, page 83.


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21. Die Unvollendete [sung text not yet checked]

Es ist so dunkel heut am Heiligen Himmel .....
Ich und die Abendwolken suchen nach dem Mond –
Wo beide wir einst vor dem Erdenleben,
Schon nahe seiner Leuchtewelt gewohnt.

Darum möcht ich mit dir mich unlösbar verweben –
Ich hab so Angst um Mitternacht!
Es schreckt ein Traum mich aus vergangenem Leben
An den ich gar nicht mehr gedacht.

Ich pflückte mir so gern nach banger Nacht
Vom Berg der Frühe lichtgefüllte Reben.
Doch hat die Finsternis mich umgebracht –
Geopfert deinem Wunderleben.

Und es verblutet, was du mir,
Ich dir gegeben,
Und auch das bunte Sternenzeichen
Unserer engverknüpften Hand,
Das Pfand!!

Und neben mir und dein –
Auf meinem Herzen süssgemalt enthobnem Sein
– Tröstet mich ein Fremder übermannt.

Ihm mangelt an der Ouvertüre süssem Tand
Streichelnder Flüsterspiele seiner Triebe,
Verherrlichend den keuschen Liebeskelch der Liebe.

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