Um bei dir zu sein, Trüg ich Not und Fährde, Ließ ich Freund und Haus Und die Fülle der Erde. Mich verlangt nach dir, Wie die Flut nach dem Strande, Wie die Schwalbe im Herbst Nach dem südlichen Lande; Wie den Alpsohn heim, Wenn er denkt, Nachts alleine An die Berge voll Schnee Im Mondenscheine.
9 Lieder
Song Cycle by Hermann Reutter (1900 - 1985)
1. Sehnsucht
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- by Ricarda Octavia Huch (1864 - 1947), "Sehnsucht"
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- ENG English (John Glenn Paton) , "Longing", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Langueur", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
2. Der alte Sänger
Deine Harfe schwieg zu lange, Blinder Alter. Laß sie tönen! Stimm uns heiter mit Gesange. Streng ist unsre Zeit. Sing von deinen goldnen Tagen, Voll von Spiel und von Behagen, Die nun weit, Die du zirptest spröden Schönen, Liebesklagen, Die wie Frühlingsträume gleiten, Die zum Tanze leicht sich schürzen. "Weh euch, weh, wenn ich sie wecke, Meine Löwen, meine Saiten, Stumm im staubigen Verstecke, Wo sie kaum noch beben, gleißen, Schwer von starrem Blut! Weh, wenn sie sich auf euch stürzen, Sprühend die verhaltne Glut, Törichte Herzen, und euch zerreißen!"
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- by Ricarda Octavia Huch (1864 - 1947), "Der alte Sänger"
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- ENG English (John Glenn Paton) , "The old singer", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
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3. Des Jägers Pfeil im schlanken Halse
Des Jägers Pfeil im schlanken Halse, sprengt Der Hirsch dem Tod entgegen. An seinen Flanken hängt Die hündische Meute. Es trieft aus ihren Mäulern schnöde Gier Nach der gehetzten Beute. Schon lischt des Auges Licht. Da bäumt sich einmal noch das edle Tier Empor, daß es noch einmal auf vertrauten Wegen, Eh es zusammenbricht, Der Freiheit Luft, des Adlers Flug umsause; Dann stürzt es sterbend in das Waldgebrause.
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- by Ricarda Octavia Huch (1864 - 1947), "Des Jägers Pfeil im schlanken Halse"
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- ENG English (John Glenn Paton) , "With a hunter's arrow in its slim neck", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
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4. Ritter Schaumburg (Grabstein von Riemenschneider)
Dunkelt der Abschied des Lebens, Ritter, dein edles Gesicht Oder die Sehnsucht zum Tod? Schien, was das Glück dir bot, Schal, die verhaßte Pflicht Und all Kämpfe vergebens? Du entsagtest dem Sieg, Du warst andern ein Hort, Glühend in gläubigem Feuer. Aber der Himmel schwieg, Und es verlosch, was dir teuer: Einsamkeit hier und dort. Löste das Rätsel auch Schuldlos ertragener Pein, Sinnloser Erdentage Drüben ein göttlicher Hauch, Hier erstarrte zu Stein Deine verhaltene Klage.
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- by Ricarda Octavia Huch (1864 - 1947)
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- ENG English (John Glenn Paton) , "Knight Schaumburg (Tombstone by Riemenschneider)", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
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5. Rosen und Georginen
Rosen und Georginen Blühn um das Haus der Alten her, Rosen und Georginen. Knechte und Mägde dienen, Ihnen ward die Arbeit zu schwer. Trauben und welke Blätter Lesen sie gern, wo Sonne ruht, Trauben und welke Blätter. Blasen Novemberwetter, Dämmern sie still bei trauter Glut. Wo ist mein Haus? mein Garten? Herbstliche Stürme schaurig wehn. Wo ist mein Haus? mein Garten? Muß ich immer die harten, Eisigen Wege der Sorge gehn? Drüben, von drüben strömt Duft mir: Über den Wolken steht mein Haus! Drüben, von drüben strömt Duft mir! Tröstende Stimme ruft mir: Komm zu mir, komm! Hier ruhst du aus.
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- by Ricarda Octavia Huch (1864 - 1947), "Rosen und Georginen"
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Roses et dahlias", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
6. Holunder und Linden
Holunder und Linden -- süße Düfte -- Jasmin, Bald, bald kommt die Zeit, wo ich gestorben bin. Von Wohlgerüchen trieft der laue Sommerwind, Ich liege tief drunten unberauscht und blind. Oder bin ich dann ein Ton auf himmlischen Saiten? Trinke Sternentau? Atme ambrosische Lüfte? Braus ich mit Adlers Kraft durch die Ewigkeiten, Spottend irdischer Bande, irdischer Grüfte? Weh mir! mich armen, zweifelnden Schmetterling, Mich bannt der Erde blumenfarbiger Ring. Umhaucht mich, ihr Linden, schwärmt über mich hin Hier unten, tief drunten, Holunder, Jasmin.
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- by Ricarda Octavia Huch (1864 - 1947), "Holunder und Linden"
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- ENG English (John Glenn Paton) , "Elders and lindens", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Sureaux et tilleuls", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
7. Venedig
Sieh, Desdemonens Haus und die umflorten Brücken, Von Wassers Feuchte und des Mondenlichts Und Geisterschritten,-- Da ist es wieder. Nur jener schmalen Augen Meeresschimmer, Die über mich und mein Entzücken Und Marmorschleier, Taubenglanzgefieder So zärtlich zweifelnd, unverführbar glitten, Als sagten sie: "Nichts, -- nichts, --" Erlosch auf immer.
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- by Ricarda Octavia Huch (1864 - 1947), "Venedig"
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8. Einsame Nixe
Oft, wenn es dunkelte, hob aus dem Teich sich die reizende Nixe Halben Leibs; es rieselte sacht von den schilfigen Haaren. Mondengleich beschien ihre weiße Brust die Gebüsche, Erlen und Weiden umher, sie leuchteten hell vor den andern, Und es schimmerten feucht ihre Augen wie Perlen des Meeres. Nichts bekümmerte sie, die alles von Anfang gesehen. Wundersam nun erscholl ihre süße, kristallene Stimme Leicht wie Luft. Und sie sang von den herrlichen Wundern der Schöpfung, Sang von des Schicksals Gewalt und dem dunklen Geheimnis des Todes. Bald wie Akkorde der Harfe ertönten die Zaubergesänge, Bald, wie ihr zärtliches Lied die klagende Nachtigall flötet. Aber niemand hörte die Einsame, träumerisch lauschte Nur die heilige Nacht, es lauschten die ewigen Sterne.
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- by Ricarda Octavia Huch (1864 - 1947), "Einsame Nixe"
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9. Die Lebensalter
Zehn Schimmernd umrundet das Kind die Sphäre des Paradieses. Ach, zerplatze nicht! Spielts doch and träumts doch so süß. Zwanzig Rose und Nachtigall und Sonne und Wind gratulieren, Und in den Schatten fliehst du? Ist es nicht Wonne, zu blühn? Dreissig Schweiß der Arbeit erfrischt und ziert den Erbauer des Hauses, Drin er die Seinen bewahrt, sich und der Heimat zum Hort. Vierzig Schwinge begrüßend den Hut, da du singend den Gipfel erklommen, Wie du gewachsen an Kraft, grüßen dich höhere fern. Fünfzig Glücklicher Fünfziger, mit noch schwungvollem Gange trittst du In das schöne Jahrzehnt der Ernte mitten im Kampf. Denn du wandelst nun schon unter selbstgezogenen Bäumen, Früchte erquicken dich schon, die du für andre gereift. Sechzig Tapfer voran! Und fällt auch der liebste der Kriegskameraden, Der im Gedränge der Schlacht hilfreich zur Seite dir stand, Fröhlicher Nachwuchs dringt in die gelichtete Reihe, Sei er der freund oder feind, grüß ihn mit Ernst und mit Huld. Siebzig Schöner wird täglich die Welt, die zärtlich das Abendrot anhaucht. Trinke, des Abschieds gedenk, selig das nährende Gold. Achtzig Sterne ziehen herauf, des Mondes silberne Welle Fließt um dein silbernes Haupt. Liebend umfängt dich die Nacht.
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- by Ricarda Octavia Huch (1864 - 1947), "Die Lebensalter"
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- ENG English (John Glenn Paton) , "The ages of life", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission