Ihr Wälder schön an der Seite,
Am grünen Abhang gemalt,
Wo ich umher mich leite,
Durch süße Ruhe bezahlt
Für jeden Stachel im Herzen,
Wenn dunkel mir ist der Sinn,
Den Kunst und Sinnen hat Schmerzen
Gekostet von Anbeginn.
...
Wie schön aus heiterer Ferne
Glänzt Einem das herrliche Bild
Der Landschaft, die ich gerne
Besuch' in Witterung mild.
Die Gottheit freundlich geleitet
Uns erstlich mit Blau,
Hernach mit Wolken bereitet,
Gebildet wölbig und grau,
Mit sengenden Blitzen und Rollen
Des Donners, mit Reiz des Gefilds,
Mit Schönheit, die gequollen
Vom Quell ursprünglichen Bilds.
Die Landschaft
Song Cycle by Thomas F. Schubert (b. 1961)
1. Der Spaziergang
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der Spaziergang", appears in Späteste Gedichte 1806-1843
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Der Frühling
Wenn aus der Tiefe kommt der Frühling in das Leben, Es wundert sich der Mensch, und neue Worte streben Aus Geistigkeit, die Freude kehret wieder Und festlich machen sich Gesang und Lieder. Das Leben findet sich aus Harmonie der Zeiten, Daß immerdar den Sinn Natur und Geist geleiten, Und die Vollkommenheit ist Eines in dem Geiste, So findet vieles sich, und aus Natur das Meiste.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der Frühling", written 1758, appears in Späteste Gedichte 1806-1843
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Beneath the poem is written "Mit Unterthänigkeit. Scardanelli.Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
3. Die Eichbäume
Aus den Gärten komm' ich zu euch, ihr Söhne des Berges! Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich, Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen. Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel, Der euch nährt' und erzog, und der Erde, die euch geboren. Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen, Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel, Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute, Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet. Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen. Könnt' ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben. Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich, Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd' ich unter euch wohnen.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Die Eichbäume", appears in Gedichte 1784-1800
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "You, you majestic ones!", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
4. Der Sommer
Das Erntefeld erscheint, auf Höhen schimmert Der hellen Wolke Pracht, indes am weiten Himmel In stiller Nacht die Zahl der Sterne flimmert, Groß ist und weit von Wolken das Gewimmel. Die Pfade gehn entfernter hin, der Menschen Leben, Es zeiget sich auf Meeren unverborgen, Der Sonne Tag ist zu der Menschen Streben Ein hohes Bild, und golden glänzt der Morgen. Mit neuen Farben ist geschmückt der Gärten Breite, Der Mensch verwundert sich, daß sein Bemühn gelinget, Was er mit Tugend schafft, und was er hoch vollbringet, Es steht mit der Vergangenheit in prächtigem Geleite.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der Sommer", appears in Späteste Gedichte 1806-1843
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani5. Der Herbst
Das Glänzen der Natur ist höheres Erscheinen, Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet, Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet, Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen. Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen Als eine Aussicht weit, die Lüfte wehen Die Zweig und Äste durch mit frohem Rauschen, Wenn schon mit Leere sich die Felder dann vertauschen, Der ganze Sinn des hellen Bildes lebet Als wie ein Bild, das goldne Pracht umschwebet.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der Herbst", appears in Späteste Gedichte 1806-1843
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "L'automne", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani
6. Hymne: "In lieblicher Bläue"
In lieblicher Bläue blühet
mit dem metallenen Dache der Kirchturm.
Den umschwebet Geschrei der Schwalben,
den umgiebt die rührendste Bläue.
Die Sonne gehet hoch darüber und färbet das Blech,
im Winde aber oben stille krähet die Fahne.
Wenn einer unter der Glocke dann herabgeht,
jene Treppen, ein stilles Leben ist es,
weil, wenn abgesondert so sehr die Gestalt ist,
die Bildsamkeit herauskommet dann des Menschen.
Die Fenster, daraus die Glocken tönen,
sind wie Tore an Schönheit.
Nehmlich, weil noch der Natur sind diese Tore,
haben diese die Ähnlichkeit von Bäumen des Walds.
Reinheit aber ist auch Schönheit.
Innen aus Verschiedenem entsteht ein ernster Geist.
So sehr einfältig aber die Bilder,
so sehr heilig sind die, daß man wirklich
oft fürchtet, die zu beschreiben.
Die Himmlischen aber, die immer gut sind,
alles zumal, wie Reiche,
haben diese, Tugend und Freude.
Der Mensch darf das nachahmen.
Darf, wenn lauter Mühe das Leben,
ein Mensch aufschauen und sagen:
So will ich auch sein? Ja.
So lange die Freundlichkeit noch
am Herzen, die Reine, dauert,
misset nicht unglücklich der Mensch
sich mit der Gottheit.
Ist unbekannt Gott?
Ist er offenbar wie der Himmel?
Dieses glaub' ich eher.
Des Menschen Maaß ist's.
Voll Verdienst, doch dichterisch,
wohnet der Mensch auf dieser Erde.
Doch reiner ist nicht der Schatten
der Nacht mit den Sternen,
wenn ich so sagen könnte, als der Mensch,
der heißet ein Bild der Gottheit.
...
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "In lieblicher Bläue"
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- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "En un bleu adorable", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Guy Laffaille [Guest Editor]
7. Der Winter
Wenn sich der Tag des Jahrs hinabgeneiget Und rings das Feld mit den Gebirgen schweiget, So glänzt das Blau des Himmels an den Tagen, Die wie Gestirn in heitrer Höhe ragen. Der Wechsel und die Pracht ist minder umgebreitet, Dort, wo ein Strom hinab mit Eile gleitet, Der Ruhe Geist ist aber in den Stunden Der prächtigen Natur mit Tiefigkeit verbunden.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der Winter", appears in Späteste Gedichte 1806-1843
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- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "L'hiver", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
Note: The poem has the following beneath it:
Mit Unterthänigkeit, Scardanelli d. 24. Januar 1743
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8. Wenn über dem Weinberg es flammt
Wenn über dem Weinberg es flammt Und schwarz wie Kohlen Aussiehet um die Zeit Des Herbstes der Weinberg, weil Die Röhren des Lebens feuriger atmen In den Schatten des Weinstocks. Aber Schön ist's, die Seele Zu entfalten und das kurze Leben.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), no title
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Researcher for this page: Michael Komma