In allen Tiefen mußt du dich prüfen, zu Deinen Zielen dich klarzufühlen; aber die Liebe ist das Trübe. Jedweder Nachen, drin Sehnsucht singt, ist auch der Rachen, der sie verschlingt; aber ob rings von Zähnen umgiert, das Leben sitzt und jubilirt. Liebe!
Dehmel-Zyklus. 14 Lieder und Duette für Sopran, Tenor und Klavier
Song Cycle by Hermann Karl Josef Zilcher (1881 - 1948)
1. Eingang
Text Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Hieroglyphe", appears in Aber die Liebe
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Manche Nacht
Wenn die Felder sich verdunkeln, fühl' ich wird mein Auge heller; schon versucht ein Stern zu funkeln, und die Grillen wispern schneller. Jeder Laut wird bilderreicher, das Gewohnte sonderbarer, hinterm Wald der Himmel bleicher, jeder Wipfel hebt sich klarer; Und du merkst es nicht im Schreiten wie das Licht verhundertfältigt sich entringt den Dunkelheiten. Plötzlich stehst du überwältigt.
Text Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Manche Nacht"
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Some nights", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Certaine nuit", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
3. Unsre Stunde
Es dunkelt schon; komm, geh nach Haus, komm! Das Kastanien-Blattgewühl streckt sich wie Krallen nach uns aus. Es ist zu einsam hier, zu schwül für uns. Denn sieh: die Linien deiner Hand, laufen den meinen viel zu gleich. Du schienst mir plötzlich so verwandt, so vorbekannt, vielleicht aus einem andern Reich. Ich hatt' ne Schwester, die ist tot. Sei nicht so stumm, als wärst du taub! Die Abendwolke dampft so rot durchs junge Laub, als ob sie uns Blutschande droht. Horch! Ja, so wild und unverwandt, wie jetzt die Nachtigal da schlug, zittert dein Herz in meiner Hand. Wir wissen es; das ist genug für uns.
Text Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Unsre Stunde", appears in Lebensblätter
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Notre heure", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
4. Ohnmacht
Doch als du dann gegangen, da hat sich mein Verlangen ganz aufgetan nach dir. Als sollt ich dich verlieren, schüttelte ich mit irren Fingern deine verschlossene Tür. Und durch die Nacht der Scheiben, ob du nicht würdest bleiben, bettelten meine Augen; und du gingst hinauf die Stufen und hast mich nicht gerufen, mich nicht zurück an deinen Mund. Vernahm nur noch mit stieren Sinnen dein Schlüsselklirren im schwarzen Flur, und dann stürzten auf mich die Schatten, die mir im Park schon nahten, als wir den Mond versinken sahn.
Text Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Dann", appears in Aber die Liebe
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Après", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
5. Nachtgebet der Braut
O mein Geliebter - in die Kissen bet' ich nach dir, ins Firmament! O könnt ich sagen, dürft er wissen, wie meine Einsamkeit mich brennt! O Welt, wann darf ich ihn umschlingen! O laß ihn mir im Traume nahn, mich wie die Erde um ihn schwingen und seinen Sonnenkuß empfahn und seine Flammenkräfte trinken, ihm Flammen, Flammen wiedersprühn, oh [sic] Welt, bis wir zusammensinken in überirdischem Erglühn! O Welt des Lichtes, Welt der Wonne! O Nacht der Sehnsucht, Welt der Qual! O Traum der Erde: Sonne, Sonne! O mein Geliebter - mein Gemahl -
Text Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Nachtgebet der Braut", appears in Erlösungen; eine Seelenwandlung in Gedichte und Sprüche, in 2. Zweiter Abschnitt
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Night-Prayer of the Bride", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Prière nocturne de la fiancée", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Richard Dehmel, Erlösungen: Gedichte und Sprüche, Berlin: S. Fischer Verlag, MCMXXIII, page 73
Research team for this page: Jeroen Scholten , Sharon Krebs [Guest Editor]
6. Helle Nacht
Weich küßt die Zweige der weiße Mond. Ein Flüstern wohnt im Laub, als neige, als schweige sich der Hain zur Ruh: Geliebte du -- Der Weiher ruht, und die Weide schimmert. Ihr Schatten flimmert in seiner Flut, und der Wind weint in den Bäumen: wir träumen -- träumen -- Die Weiten leuchten Beruhigung. Die Niederung hebt bleich den feuchten Schleier hin zum Himmelssaum: o hin -- o Traum -- --
Text Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Helle Nacht", appears in Weib und Welt [an adaptation]
Based on:
- a text in French (Français) by Paul Verlaine (1844 - 1896), no title, appears in La bonne chanson, no. 6, first published 1870
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Nit clara", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) (Joost van der Linden) , "Heldere nacht", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Friedrich Karl Grimm) , "Bright night"
- ENG English (Sharon Krebs) , "Bright night", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Nuit claire", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
7. Zuversicht
Ich hab dich selig gemacht, mein Geliebter, und du mich, du bist mein, und darfst nicht bei mir sein in meinen furchtbaren Schmerzen. Bis in Mark und Bein bin ich dein, und darf nicht nach dir schrein vor den Menschen, wenn ich sterben muß ohne deinen Kuß. Nein nein nein: du hast mich selig gemacht, Tag und Nacht fühl' ich mich an deinem Herzen leben, das an mein Herz schlug! Ja, ich fühl's, ich bleibe leben, hab dir noch so viel zu geben, all mein Leben, gab dir nie, noch nie genug!
Text Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Zuversicht", appears in Weib und Welt
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Assurance", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
8. Nächtliches Zwiegespräch
Was sind das für Männer, die dort ins Dunkel zeigen?
. . . . . . . . . .
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Text Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Nächtliches Zwiegespräch"
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9. Stromüber
Der Abend war so dunkelschwer, und schwer durchs Dunkel schnitt der Kahn; die Andern lachten um uns her, als fühlten sie den Frühling nahn. Der weite Strom lag stumm und fahl, am Ufer floß ein schwankend Licht, die Weiden standen starr und kahl. Ich aber sah dir ins Gesicht und fühlte deinen Atem flehn und deine Augen nach mir schrein und eine Andre vor mir stehn und heiß aufschluchzen: Ich bin dein! Das Licht erglänzte nah und mild; im grauen Wasser schwarz, verschwand der starren Weiden zitternd Bild. Und knirschend stieß der Kahn ans Land.
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- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Stromüber", appears in Erlösungen; eine Seelenwandlung in Gedichte und Sprüche, in Zweite Stufe: Liebe
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Traversée du fleuve", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
10. Blick ins Licht
Still von Baum zu Bäumen schaukeln meinen Kahn die Uferwellen; märchenblütenblau umgaukeln meine Fahrt die Schilflibellen, Schatten küssen den Boden der Flut. Durch die dunkle Wölbung der Erlen - welch ein funkelndes Verschwenden - streut die Sonne mit goldenen Händen silberne Perlen in die smaragdenen Wirbel der Flut. Durch die Flucht der Strahlen schweben bang nach oben meine Träume, wo die Bäume ihre krausen Häupter heben in des Himmels ruhige Flut. Und in leichtem, lichtem Kreise weht ein Blatt zu meinen Füßen nieder; und des Friedens leise weiße Taube seh ich grüßen, fernher grüßen meiner Seele dunkle Flut.
Text Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Blick ins Licht", appears in Erlösungen; eine Seelenwandlung in Gedichte und Sprüche
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Regard dans la lumière", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
11. Ein Grab
Das sind die Abende, die bleich verfrühten. Die Georginen, die im Sonnenscheine wie rot und gelbe letzte Rosen glühten, stehn fahl, Rosetten aus verfärbtem Steine. Der Nebel klebt an unsern Hüten. Komm, Schwester. Dort der Zaun von Erz umgittert Eine, die zu früh verblich. Komm heim; mich friert. Sie liebte mich. Sie hatte Nichts vom Leben als ihr Herz; still that sie wohl, still litt sie Schmerz.
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- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Ein Grab", appears in Weib und Welt
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Une tombe", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
12. Evas Klage
Stern im Abendgrauen, laß dein bleich Erschauern; laß micht endlich ruhig heim gen Eden trauern. O Eden, mein Eden, Garten meiner Träume, warum gab mir Gott den Anblick deiner Frühlingsbäume! Deine Sommerfluren hat er nicht behütet; in den stolzen Garben hat der Blitz gewütet. In dein Herbstgefilde ist der Sturm gekommen, hat mir von den Ästen Frucht um Frucht genommen. Warum sang der Frühling? sang von seligem Wandern nur auf Blumenauen, sang von einem seligen Andern! Ach, er kam, der andre, kam mit Glut und Flammmen über meinen Blumen schlugen sie zusammen. Lachend aus der Asche hat er mich getragen. In der kalten Fremde hat ihn Gott erschlagen. Winter ist geworden Ach, ich möchte weinen. Aber seine Seele lacht noch in der meinen. Still auf seinem Grabe will ich warten, warten; meine Kinder irren suchend nach dem Garten. O mein Garten Eden, verlorenes Eden, o Eden, mein Eden, stehst du denn noch offen? Bis zur letzten Stunde will ich auf dich hoffen! Magst du, Gott, mich töten, mag mein Traum verglühen, aber meinen Kindern muß er neu erblühen! ---- Laß dein bleich Erschauern, Stern im Abendgrauen! Endlich kann ich ruhig heim gen Eden schauen. Magst du, Stern, versinken, mag ich selbst vergeh'n: Meine Kinder werden Eden wiederseh'n.
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- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Evas Klage", appears in Weib und Welt
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- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Plainte d'Ève", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
13. Ruhe
Ein großer schwarzer Traum legt sich auf mein Leben; Alles wird zu Raum, Alles will entschweben. Ich kann nichts mehr sehn, all das Gute, Schlimme; kann dich nicht verstehn, o du trübe Stimme. Eine dunkle Hand schaukelt meinen Willen, glättet mein Gewand, still im Stillen.
Text Authorship:
- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Ruhe", subtitle: "Auf die Nachricht vom Tode des Dichters", appears in Weib und Welt
Based on:
- a text in French (Français) by Paul Verlaine (1844 - 1896), no title, written 1873, appears in Sagesse, in Sagesse III, no. 5, first published 1880
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In allen Tiefen mußt du dich prüfen, zu Deinen Zielen dich klarzufühlen; aber die Liebe ist das Trübe. Jedweder Nachen, drin Sehnsucht singt, ist auch der Rachen, der sie verschlingt; aber ob rings von Zähnen umgiert, das Leben sitzt und jubilirt. Liebe!
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- by Richard Fedor Leopold Dehmel (1863 - 1920), "Hieroglyphe", appears in Aber die Liebe
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