German (Deutsch) translations of Sechs Lieder für 1 Singstimme mit Pianoforte, opus 74
by Carl Ludwig Amand Mangold (1813 - 1889)
Was lauscht herein zum Fensterlein?
Es wird mein Herzgeliebter seyn!
Herein!
Mein Herzgeliebter ist es nicht,
Es war ein Streif [vom]1 Mondenlicht,
Und ich bin noch allein!
Was klopft so leis an meinem Thor?
Herzliebster steht wohl schon davor!
Herein!
Ich bin ein ungeduld'ges Kind!
Es rasselt nur am Thor der Wind;
Und ich bin noch allein!
Was knistert auf der Straße drauß'?
Herzliebster naht [sich]2 meinem Haus!
Herein!
Ein später Wandrer zieht vorbei;
Mein Lieb weiß nicht, was Warten sei,
Und ich bin noch allein!
Es tönt Gesang herein zu mir!
Mein Liebster singt wohl vor der Thür?
Herein!
Des Wächters Ruf hat mich bethört,
Nicht Liebchens Sang hab' ich gehört,
Und ich bin noch allein!
Will noch einmal durch's Fenster sehn!
Dort seh' ich's um die Hecke gehn.
Herein!
Es war ein Wolkenschatten nur;
Vom Liebsten seh' ich keine Spur,
Und ich bin noch allein!
Der ganze Weg ist menschenleer,
Das Licht verlöscht, ich ruf' nicht mehr:
Herein!
Da faßt mich schnell ein kräft'ger Arm,
Da küßt ein heißer Mund mich warm.
Ich bin nicht mehr allein!
Text Authorship:
- by Johann Georg Keil (1781 - 1857), "Herein!", appears in Lyra und Harfe. Liederproben, in Romanzen und Balladen
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View original text (without footnotes)Confirmed with Johann Georg Keil, Lyra und Harfe. Liederproben, Leipzig: Friedrich Fleischer, 1834, pages 141 - 142. Appears in Romanzen und Balladen.
1 Kücken: "im"2 Kücken: "wohl"
O Mädchen, durch all dein Lachen und Singen Vernehm' ich ein leises Seufzen oft; Hoch klopft dir das Herz, als wollt' es zerspringen, Von dem, was es fürchtet und träumt und hofft. Wie Wolken über die blühenden Matten, Wie über wogende Saaten der Wind, So ziehen rastlos Gedankenschatten Ueber dein lächelndes Antlitz, Kind! Die Lippen im wachenden Traume bewegst du, Es ist, als pflögst du mit Geistern Gespräch; Dann plötzlich die Augen zu Boden schlägst du, Und hocherrötend eilst du hinweg. Wohl hab' ich die Zeichen erkannt; verhehle, Thörichtes Mädchen, es länger nicht! Dir flackert im Hauche der Liebe die Seele, Wie im Odem der Nacht ein Licht.
Text Authorship:
- by Adolf Friedrich, Graf von Schack (1815 - 1894), "Die Zeichen", appears in Gedichte, in 1. Liebesgedichte und Lieder, first published 1866
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Zaubrer bin ich, doch was frommt es? Denn mein Lieb ist eine [Fei]1, Höhnt mich mit noch [ärgerm]2 Zauber, Ruf' ich freundlich sie herbei: Liebchen, wo bist du? Heute noch in Feld und Garten Ging ich, sie zu suchen, aus; Plötzlich lacht' aus einer Rose Glühend roth ihr Mund heraus: Liebster, da bin ich! Ich nun ward ein schneller Zephyr, Küßt im Flug die Rose schon. Ach! nur eine Rose küßt' ich, Liebchen war daraus entflohn. Liebchen, wo bist du? Sieh, da schaut sie aus der Sonne, Eingehüllt in Strahlen ganz, Und doch blinkten ihre Augen Mir durch all den Himmelsglanz: Liebster, da bin ich! Ich, zum klaren See mich wandelnd, Fing mir schnell den Sonnenschein; Ach! nur Sonnenstrahlen fing ich, Liebchen saß nicht mehr darein. Liebchen, wo bist du? Horch, da sang am Waldes-Ufer Plötzlich eine Nachtigall; Wohlbekannt war mir die Stimme, Und sie sang mit süßem Schall: Liebster, da bin ich! Schnell zum Abendstern [gewandelt]3, Blickt' ich durch die grüne Nacht; Ach! [ein leeres Nest]4 erblickt' ich, Liebchen [hatt']5 sich fortgemacht. Liebchen, wo bist du? Und so treibt sie's alle Tage, Läßt mir eben [jetzt nicht]6 Ruh', Während dieses Lied ich singe, Ruft sie unsichtbar mir zu: Liebster, da bin ich! Liebchen, mach' dem Spiel ein Ende, Komm nun endlich selbst herbei, Glaub', ein einz'ger Kuß ist schöner, Als die ganze Zauberei! Liebchen, wo bist du?
Text Authorship:
- by Robert Reinick (1805 - 1852), "Liebchen, wo bist du?", appears in Lieder, in Frühling und Liebe, first published 1844
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View original text (without footnotes)1 Wolf: "Fee"
2 Wolf: "ändern"
3 Wolf: "verwandelt"
4 Wolf: "den leeren Busch"
5 Wolf: "hat"
6 Marschner: "keine"
Die Mutter lehnt am schattigen Thor, Ihr blondes Töchterchen kniete davor, Brach Rosen sich und Vergißmeinnicht, Und küßt sie mit lachendem Angesicht: «Ei! Mutter bin ich so groß wie du, Dann trag' ich dir Alles im Hause zu, Dann heg' ich und pfleg' ich dich lieb und fein Wie die Rosen und die Vergißnichtmein.» - Und Jahre schwanden, -- am schattigen Thor Ragt höher und voller der Flieder empor! Ein Mägdlein umfaßt des Geliebten Arm, Es schlagen ihre Herzen so treu und warm, Doch wie sie sich küßten auf Wang' und Mund, Weinte das Mädchen aus Herzensgrund: Denn die sie wollt' pflegen so lieb und fein, Lag still unter Ros' und Vergißnichtmein.
Ich weiß nicht, was [soll es]1 bedeuten, Daß ich so traurig bin; Ein Märchen aus [alten]2 Zeiten, Das [kommt]3 mir nicht aus dem Sinn. Die Luft ist kühl und es dunkelt, Und ruhig [fließt]4 der Rhein; [Der Gipfel des Berges]5 funkelt Im Abendsonnenschein. Die schönste Jungfrau sitzet Dort oben wunderbar, Ihr goldnes Geschmeide blitzet Sie kämmt [ihr goldenes]6 Haar. Sie kämmt es mit [goldenem]7 Kamme Und singt ein Lied dabei; Das hat eine wundersame, [Gewaltige]8 Melodei. Den Schiffer im kleinen [Schiffe]9 Ergreift es mit wildem Weh; Er [schaut]10 nicht die Felsenriffe, Er [schaut nur hinauf]11 in die Höh'. Ich glaube, [die Wellen verschlingen Am Ende]12 Schiffer und Kahn; [Und das]13 hat mit ihrem Singen Die [Lorelei]14 gethan.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Buch der Lieder, in Die Heimkehr, no. 2
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View original text (without footnotes)Confirmed with: Heinrich Heine’s sämtliche Werke in vier Bänden, herausgegeben von Otto F. Lachmann, Erster Band, Leipzig: Druck und Verlag von Philipp Reclam jun, [1887], pages 116-117.
1 Bronsart, Liszt,: "soll's"2 Fibich: "uralten"
3 Fibich: "geht"
4 Bürde: "fliesset"
5 Fibich: "Des Berges Gipfel"
6 Bronsart, Kinkel: "ihr goldnes"; Bürde: "das gold'ne"; Grill, Oberthür, C. Schumann, Steinkühler: "ihr gold'nes"
7 Bronsart: "goldnem"; Grill, Liszt, Oberthür, C. Schumann, Steinkühler: "gold'nem"
8 Bronsart, Grill, Kinkel, Liszt, Steinkühler: "Gewalt'ge"
9 Bürde: "Kahne"
10 Fibich: "sieht"
11 Fibich: "sieht nur nach ihr"
12 Kinkel: "am Ende verschlingen / Die Wellen"
13 Grill: "Das"
14 Bürde: "Loreley"
Ob ich dich liebe, weiß ich nicht. Seh' ich nur einmal dein Gesicht, Seh' dir ins Auge nur einmal, Frei wird mein Herz von aller Qual. Gott weiß, wie mir so wohl geschicht! Ob ich dich liebe, weiß ich nicht.
Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
- possibly by Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 - 1803)
- possibly by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
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Confirmed with Iris: Vierteljahresschrift für Frauenzimmer, vierter Band, erstes Stück, ed. by Johann Georg Jacobi, Düsseldorf: Haude & Spener, 1775, page 71. Appears in Minnelieder, with no author given. The poem has been attributed to Goethe (untitled) and to Gleim with various titles: "Der Frauentanz. Nach Herr Ulrich von Liechtenstein", "Freundin aus der Wolke", "Nach eben demselben", and "Nach Her Johans Hadloub"). Cf. Burkhard Moennighoff, Goethes Gedichttitel, Berlin, New York: de Gruyter: 2000, p. 75.