Sieben Lieder aus „The Gardener“

Rastlos bin ich, dürste nach den fernen Dingen.
Meine Seele breitet sehnend sich,
den Rand des fernen Dunkels zu berühren.
O großes Jenseits, helles Rufen deiner Flöte!
Stets ist mir nicht bewusst,
dass ich mich nicht fortschwingen kann,
dass ich an diesen Ort gebunden bin
für alle Zeit.

Erwartungsvoll bin ich und auf der Hut,
Fremder in fremdem Land.
Du hauchst mir Hoffnung zu,
die unerfüllbar ist.
Dein Wort ist meinem Herzen 
inniglich vertraut.
O fern Begehrter, helles Rufen deiner Flöte!
Stets ist mir nicht bewusst,
dass ich den Weg nicht weiß,
dass ich das Flügelross nicht habe.

Ich bin ermattet, doch ich wandere im Herzen.
Im Sonnendunst der trägen Mußestunden
nimmst du Gestalt an
in des weiten Himmels Blau.
O fernstes Ziel, o helles Rufen deiner Flöte!
Stets ist mir nicht bewusst,
dass keine Tür geöffnet ist im Hause,
das einsam ich bewohne.

Als sie schnellen Schritts an mir vorüberglitt, 
rührte der Saum ihres Gewands mich an.
Aus der unbekannten Insel eines Herzens strömte 
mit einem Mal ein warmer Frühlingshauch.
Ein Flügelschlag flüchtiger Berührung 
streifte mich und schwand sogleich,
wie ein vom Wind verwehtes Blütenblatt.
Er sank ins Herz mir wie ein Seufzer 
ihres Leibs, ein Flüstern ihres Herzens.

Wärst du in Eile, deinen Krug zu füllen,
dann komme, komm’ an meinen See.
Das Wasser wird deine Füße umschmiegen und dir sein Geheimnis murmeln.
Der Regen wirft schon seinen Schatten auf den Sand voraus,
und das Gewölk hängt tief auf einem blau umriss’nen Blätterdach,
so wie dein Haar wallt über deinen Brauen.
Den Rhythmus deiner Schritte kenne ich genau,
da sie in meinem Herzen pochen.
Komme, komm’ an meinen See,
wenn deinen Krug du füllen musst.

Wärst müßig du und säßest matt
und ließest deinen Krug dann auf dem Wasser treiben,
so komme, komm’ an meinen See.
Sein Uferhang ist grün und übersät von wilden Blumen ohne Zahl.
Aus deinen dunkeln Augen wird Gedanke um Gedanke schweifen,
wie Vögel aus dem Nest.
Dein Schleier wird hinab zu deinen Füßen gleiten.
Komme, komm’ an meinen See, wenn du Ruhe suchen musst .

Und stelltest du das Spiel des Lebens ein und tauchtest ein ins Wasser,
so komme, komm’ an meinen See.
Leg deinen blauen Umhang ab am Ufer;
das blaue Wasser wird dich hüllend decken.
Die Wellen werden auf den Zehenspitzen stehen, um deinen Nacken zu liebkosen
und dir ins Ohr zu wispern.
Komme, komm’ an meinen See, wenn du einst tauchst ins Wasser.

Und musst du irre werden und in den Tod springen,
dann komme, komm’ an meinen See.
mein See ist kühl und unermesslich tief.
Er ist so dunkel wie ein Schlafen ohne Traum.
In seinen Tiefen sind Nacht und Tag eins geworden
und alle Lieder sind verstummt.
Komme, komm’ an meinen See, wenn einst in den Tod du tauchst.

Behalte dein Geheimnis nicht in deinem Herzen,
Freund!
Gib es mir preis, nur mir, in aller Stille.
Du, der du so freundlich lächelst,
sag es mir leise,
auf dass mein Herz es hört
und nicht mein Ohr.

Tief ist die Nacht
und still das Haus,
der Schlaf hat seine Decke über Vogels Nest gebreitet.
Vertrau mir
unter zagen Tränen,
mit zögerlichem Lächeln,
süßer Scham und Qual
das Geheimnis deines Herzens an!

Deine fragenden Augen sind traurig:
Sie suchen zu erkennen, was ich bin,
so, wie der Mond das Meer ergründet.
Vor deinen Augen hab ich dir mein ganzes Leben offenbart,
hab nichts versteckt oder zurückgehalten.
Aus diesem Grund erkennst du mich nicht.
Wäre es nur ein Edelstein, könnt ich in hundert Stücke
ihn zerbrechen, und sie auf eine Kette reihen,
die um den Hals du trägst.
Wär es nur eine Blüte, rund und klein und süßen Dufts,
könnt ich sie pflücken und ins Haar dir stecken.
Aber es ist ein Herz, meine Liebe.
Wo sind seine Küsten, wo sein Grund?
Die Grenzen dieses Königreichs erkennst du nicht,
bist dennoch seine Königin.
Wäre es nur ein Augenblick der Freude,
würd’ es in einem unbeschwerten Lächeln blühen,
das du sogleich erkennst und deutest.
Und wäre es nur Schmerz, löste es sich auf in wasserklaren Tränen,
die sein innerstes Geheimnis wortlos wiedergäben.
Aber, meine Liebe, es ist Liebe.
Ihre Freuden und ihr Schmerz sind grenzenlos,
endlos ihr Verlangen, ihre Fülle.
Sie ist dir nahe wie dein eig’nes Leben,
doch kannst du niemals gänzlich sie erkennen.

Liebe, mein Herz sehnt Tag und Nacht
eine Begegnung mit dir herbei - eine Begegnung,
die so ist, wie der alles verschlingende Tod.

Feg mich hinweg, gleich einem Sturm,
nimm alles, was ich hab’;
entreiß’ dem Schlaf mich, beraub’ mich meiner Träume,
beraub’ mich meiner Welt.

In dieser völligen Verzweiflung, in äußerster Entblößung meines Innern
lasse im Schönen eins uns werden.
Weh meinem aussichtslosen Sehnen!
Wo, denn in Dir, mein Gott, 
kann auf Vereinigung ich hoffen?

Meine Liebe, einst schwebte deinem Dichter
ein großes Epos vor.
Doch, ach, ich war nicht achtsam:
Es stieß an deine klingenden Fußkettchen und scheiterte.
Es zerbrach in Bruchstücke von Liedern
und lag zerstreut zu deinen Füßen.
Die ganze Ladung meiner Geschichten über längst vergang’ne Kriege
wurde von den lachenden Wellen hochgeschleudert,
von Tränen getränkt, um dann zu sinken.
Du solltest mir diesen Verlust ausgleichen, meine Liebe.
Sollte mein Anspruch auf unvergänglichen Ruhm zerschlagen sein,
dann mach’ unsterblich mich, solang ich lebe.
Dann werd ich wegen meines Verlusts nicht trauern und ihn dir nicht verdenken.