Es kommen Blätter, es kommen Blüten, doch keinen Frühling erlebt mein Herz, ich sitzte trauernd ein Grab zu hüten, und [um]1 Cypressen schweift mein Schmerz. Die sanften Lüfte, fühl', wie sie kosen, die hohen Sterne, sieh', wie sie glüh'n, der neue Sommer bringt neue Rosen, und nur für Einen soll keine blüh'n? Für mich wird nimmer ein Kranz gewunden, an meinem [Herzen]2 sind all' verdorrt. [Es]3 wächst ein Kräutlein, das heilt die Wunden, das Kraut "Vergessen" - wer kennt den Ort? Wer darf vergessen der je besessen, was tief im Herzen [so teuer]4 war. Doch gibt's ein Gärtchen, da steh'n Cypressen, die tragen Rosen im dunklen Haar.
Sieben Lieder für 1 mittlere Stimme mit Pianoforte , opus 7
by Felix Semon, M. D. (1849 - 1921)
1. Es kommen Blätter  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title
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View original text (without footnotes)Confirmed with Neue moralische Novellen von Paul Heyse, Berlin, 1878. Appears in the story "Das Seeweib".
1 Schreker: "in"2 Wallnöfer: "Haupte"
3 Schreker, Wallnöfer: "Wohl"
4 Wallnöfer: "teuer"
2. Hat dich die Liebe berührt  [sung text not yet checked]
Hat dich die Liebe berührt, Still unterm lärmenden Volke Gehst du in goldner Wolke, Sicher [vom Gotte]1 geführt. Nur wie verloren, umher Lässest die Blicke du wandern, Gönnst ihre Freuden den Andern, Trägst nur nach einem Begehr. Scheu in dich selber verzückt, Möchtest du [hehlen]2 vergebens, Daß nun die Krone des Lebens Strahlend die Stirn dir schmückt.
Text Authorship:
- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Skizzenbuch. Lieder und Bilder, in Neues Leben
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Si l'amour t'a touché", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte, vierte, neu durchgesehene und stark vermehrte Auflage, Berlin: Verlag von Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung), 1889, pages 56-57.
1 Marx: "von Gott"2 Marx: "leugnen"
3. Wohl in Acht nahm ich bei Tage  [sung text not yet checked]
Wohl in Acht, wohl in Acht nahm [Über Tag ich]1 das Aug' und die Hand. Wie die Nacht, wie die dämmernde Nacht kam, Wie geschah's, daß der Trotz mir entschwand? Ach wie wund, ach wie wund wahr Mir von tödtlichen Räthseln die Brust! Doch der Mund, doch der thörichte Mund war Nur geöffnet für Lachen und Lust. Denn so blöd ist, so blöde Unser Herz, wie ein trotziges Kind. Kaum umgraut es die Nacht und die Öde, Flüchtet's reuig zur Mutter geschwind. Wohl in Acht, wohl in Acht nahm Über Tag ich das Aug' und die Hand. Wie die Nacht, wie die selige Nacht kam, Hab' ich stammelnd ihr Alles bekannt.
Text Authorship:
- by Paul Heyse (1830 - 1914), "Wohl in Acht, wohl in Acht nahm ", appears in Skizzenbuch. Lieder und Bilder, in Neues Leben
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View original text (without footnotes)Confirmed with Paul Heyse, Skizzenbuch. Lieder und Bilder, Berlin: Wilhelm Hertz, 1877. Appears in Neues Leben, page 91.
1 Semon: "Ich bei Tage"; further changes may exist not shown above.4. Soll ich ihn lieben  [sung text not yet checked]
Soll ich ihn lieben, Soll ich ihn [hassen]1, Dem sich mein Herz schon heimlich ergab? Soll ich mich üben, Recht ihn zu hassen? Rate mir gut, doch rate nicht ab! Wild ist er freilich, Heftig von Sitten, Keiner begreift es, wie lieb ich ihn hab'. Aber so heilig Kann er auch bitten -- Rate mir gut, doch rate nicht ab! Reichere könnt' ich, Weisere haben; Gut ist im Leben ein sicher Stab. Keiner doch gönnt' ich Den wilden Knaben -- Rate mir gut, doch rate nicht ab! Laß ich von schlimmer Wahl mich betören, Besser, ich legte mich gleich ins Grab. Klug ist es immer, Auf Rat zu hören -- Rate mir gut, doch rate nicht ab!
Text Authorship:
- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Skizzenbuch. Lieder und Bilder, in Mädchenlieder, no. 1
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "Should I love him or should I leave him", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
1 Fielitz: "lassen"
5. Auf den Gassen verlassen  [sung text not yet checked]
Auf den Gassen verlassen Im Mondschein zu schlendern. Ich kann's ja nicht ändern, So schlecht mir's gefällt. In der Ferne die Sterne -- Was soll'n sie mir taugen? Ach, ohne zwei Augen Wie dunkel die Welt! Die Gedanken die schwanken Hinauf und hinunter. Einst war ich so munter, Nun ist mir's vergällt. Wie sie's machen, zu lachen, Wenn's Herze betrübt ist! Ach, wer nicht verliebt ist, Dem lacht wohl die Welt!
Text Authorship:
- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Im Paradiese
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6. Lied der Kleopatra aus "Meleager  [sung text not yet checked]
Über die Welt kommt Stille, Das Dunkel wiegt sie ein. Geschähe mir mein Wille, Stille, ach, stille, Wie gerne wollt' ich sein! Je stiller die Vögel schweigen, Je lauter schreit mein Herz. Sanft geht der Sterne Reigen, Ach, und sie neigen Sich fremd herab zu meinem Schmerz. Schlagt auf, ihr Sternenflammen! Im Dunkeln seh' ich so klar Seine Augen, die mich verdammen, Ach, und zusammen Bricht Alles, was mein Leben war!
Text Authorship:
- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Meleager, first published 1854
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7. Spazier' ich so die Gass' entlang  [sung text not yet checked]
Spazier' ich so die Gass' entlang, Wenn kaum der Tag verrauschet, Da heb' ich an einen hellen Sang, Der Mond geht auf und lauschet. Wo zwei und zwei beisammen sind, Da stiehlt das Lied sich ein geschwind, Wo einsam weint ein Mutterkind, Dem scheucht's die Nachtgespenster. So weit der Sonn- und Mondenschein Mag auf die Erde blicken, Will sich zusammen nichts so fein Wie Lieb' und Lieder schicken. Das wußt' auch König David wohl Und sang zur Harf' in Dur und Moll Gar meisterlich und wundervoll Die schönsten Serenaden. Und das geschah vor alters schon, Ist heut noch Brauch geblieben. Ich mein', ich säß auf Davids Thron, Sing' ich ein Lied vom Lieben. Der Thronen Glanz in Staub verweht, Das Reich der Liebe nie vergeht, Und wer das Singen recht versteht, Ist aller Herzen König.
Text Authorship:
- by Paul Heyse (1830 - 1914), "Lied des fahrenden Schülers", appears in Gedichte, in Jugendlieder
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Confirmed with Gesammelte Werke von Paul Heyse. Erster Band. Gedichte, Berlin, Verlag von Wilhelm Hertz, 1872, page 5.